Marmor











Laokoongruppe aus Marmor in den Vatikanischen Museen





Ehekarussell von Jürgen Weber, Brunnen mit Marmor aus Portugal (helle Partien) und mit dunklen Bronzeskulpturen in Nürnberg


Marmor (über lat. marmor aus altgr. μάρμαρος mármaros; vermutlich verwandt mit μαρμαίρειν marmaírein „schimmern, glänzen“) ist ein Carbonatgestein, das aus den Mineralen Calcit, Dolomit oder Aragonit besteht.


Für Marmor existieren unterschiedliche Wortbedeutungen:




  • Petrographisch ist es ein metamorphes Gestein, das durch Umwandlung (Metamorphose) von Kalkstein und anderen karbonatreichen Gesteinen entsteht, und zwar im Erdinnern durch Hitze und Druck.

  • Neben dem petrographischen Begriff lassen sich kulturelle und ökonomische Marmor-Begriffe unterscheiden.


Eine Reihe bedeutsamer Gebäude und Kunstwerke besteht aus Marmor. Marmore werden für Fußboden- und Treppenbeläge, Tischplatten, Wandfliesen, Waschbecken und Fassadenplatten verwendet. Die seit Jahrtausenden betriebene Gewinnung von Marmor ist heute noch ein mühseliger und aufwändiger Prozess.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Begriffserläuterung


    • 1.1 Petrographischer Begriff


    • 1.2 Nichtpetrographische Definitionen


      • 1.2.1 Kulturbegriff


      • 1.2.2 Ökonomischer Begriff






  • 2 Entstehung


  • 3 Merkmale und Mineralbestand


  • 4 Gewinnung und Verarbeitung von Marmor


  • 5 Verwendung und Haltbarkeit


  • 6 Marmorsorten


  • 7 Ausgewählte größere Marmorabbauregionen


    • 7.1 Europa


    • 7.2 Asien


    • 7.3 Nordamerika




  • 8 Literatur


  • 9 Siehe auch


  • 10 Weblinks


  • 11 Einzelnachweise





Begriffserläuterung |




Pietà von Michelangelo im Petersdom von Rom




Figurengruppe des Bildhauers Jean-Jacques Pradier (Musée du Louvre, Paris)


Der Begriff Marmor wird mit unterschiedlichen Bedeutungsfestlegungen verwendet.



Petrographischer Begriff |


Im petrographischen Sinn sind Marmore Metamorphite (Umwandlungsgesteine), die mindestens 50 Volumenprozent Calcit, Dolomit oder seltener Aragonit enthalten. Viele bestehen aus fast nur einem Karbonatmineral (d. h. sind monomineralisch). Marmore haben unter hohem Druck und/oder hoher Temperatur eine Metamorphose erfahren. Die Kristallkörner des Calcits sind zumeist mit dem Auge erkennbar. Viele gehören zu den Paragesteinen, das heißt, sie sind aus Sedimentiten (Ablagerungsgesteinen) hervorgegangen. Eine Ausnahme bilden Marmore, die eine zweite Metamorphose durchlaufen haben und schon vorher Marmore und damit Metamorphite waren, und solche, die aus der Umwandlung von Karbonatiten entstehen. Als Karbonatit wird in der Geologie ein seltenes magmatisches Gestein bezeichnet, das mehr als 50 % Karbonatminerale enthält. Vereinzelt kommen auch in Abfolgen karbonatischer Sedimentgesteine metamorphe Bereiche vor. Eine Klassifikation der gesamten Einheit als Marmor, Dolomit oder Kalkstein ist dadurch erschwert.


Keine Marmore im petrographischen Sinne sind die Agglo-Marmore sowie Kunst- und Stuckmarmore, welche von Menschenhand hergestellt werden.



Nichtpetrographische Definitionen |



Kulturbegriff |


Im deutschsprachigen Raum werden unzählige Kalksteine, Kalkbrekzien, Dolomite, Travertine, Onyxmarmore und zum Teil weitere Gesteine, die kein oder nur wenig Karbonate enthalten als Marmore bezeichnet, zum Beispiel Serpentinite und Ophicalcite. Marmor als Kulturbegriff ist seit Jahrhunderten in der Literatur der Themenbereiche Architektur, Innenausstattung, Kunstgewerbe, Kunstgeschichte und anderen Bereichen in petrographisch falscher Anwendung verbreitet, ohne dass dies Folgen hat. Erklärbar ist das auch dadurch, dass sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein geowissenschaftliches Verständnis über Gesteinsmetamorphosen entwickelte, wonach sich tatsächlicher Marmor vom Kalkstein durch geologische Umwandlungsprozesse unterscheidet.


In Italien werden unter der Bezeichnung marmi (Plural-Form) gelegentlich auch polierte Granite und Gneise verkauft, obwohl sie von ihrer Textur mit Karbonatgesteinen oft nur entfernt vergleichbar sind und eine völlig andere chemisch-mineralogische Zusammensetzung als die Marmore haben. Die Anwendung des Wortes Marmor (italienisch: marmo, französisch: marbre, englisch: marble, spanisch: mármol, portugiesisch: mármore, schwedisch: marmor, russisch: мра́мор, tschechisch: mramor, polnisch: marmur, ungarisch: márvány) als umfassender Kulturbegriff ist fast in allen Ländern verbreitet. In Frankreich wird etwas stärker differenziert, indem für Kalksteine aller Art deutlich akzentuiert die Worte calcaire (deutsch: Kalkstein) oder nur pierre (deutsch: Stein) eingesetzt werden. Trotzdem wird in der französischen Alltagssprache auch keine exakte petrographische Unterscheidung getroffen. Einige Kalksteine bezeichnet man jedoch auch als marbre (z. B. Marbre Rose de Guillestre, Marbre de Campan oder Marbre de Vérone).



Ökonomischer Begriff |




Filigrane Marmorvase


Während die beliebige Verwendung des Marmorbegriffs im Kulturleben ohne Folgen bleibt, kann dies in der Ökonomie Konsequenzen haben. Im Geschäftsleben werden polierfähige Kalksteine wie zum Beispiel der sogenannte Jura-Marmor, ein Kalkstein, durchaus als Marmor angeboten. Dabei wird vom steinverarbeitenden Gewerbe in Verkaufsgesprächen Rücksicht darauf genommen, dass die Kunden im deutschsprachigen Raum zumeist lediglich Granit als überaus hartes Gestein, und Marmor als vermeintlich teures Gestein kennen. Bei einem Verkaufsabschluss ist ein Steinmetz nach der derzeitig geltenden Rechtsprechung angehalten, auf den Unterschied zwischen Kalkstein und Marmor ausdrücklich hinzuweisen.



Entstehung |


Marmor entsteht durch metamorphe Umwandlung von Kalksteinen, Dolomiten und anderen carbonatreichen Gesteinen unter Einfluss von hohem Druck und hoher Temperatur infolge hoher Sedimentsauflast und/oder tektonischer Versenkung (Regionalmetamorphose) oder durch Aufheizung im Kontakt mit Gesteinsschmelze (Kontaktmetamorphose). Sind Dolomite umgewandelt worden, spricht man von einem Dolomitmarmor.


Bei der Kontaktmetamorphose intrudieren granitische oder andere Magmen in die obere Erdkruste. Falls sie die Erdoberfläche nicht erreichen, verbleiben sie in der Erdkruste, kühlen in Magmenkammern über Jahrtausende ab und erstarren zu Granit oder magmatischen Gesteinen ähnlicher Zusammensetzung. Während dieser Phase der Abkühlung können sich karbonatreiche Gesteine in der Umgebung des Granitplutons zu Marmor umwandeln. Bei einer Kontaktmetamorphose herrschen Drücke bis 10 Kilobar und Temperaturen über 400 °C.[1]


Bei der Regionalmetamorphose werden große Mengen an Gestein unter Druck und Hitze ohne Magmenkontakt umgewandelt. Diese Prozesse laufen sehr langsam ab. Dabei können zum Beispiel Marmore mit Richtungsgefüge (spaltraue Platten gewinnbar) entstehen. Die bevorzugte Spaltrichtung liegt meist orthogonal zur Richtung der früheren Hauptspannung. Da sich Marmore ab einem bestimmten Druck- und Temperaturniveau duktil verformen, können sie Falten und Fließgefüge zeigen, die bei inhomogener Verteilung der Nebengemengebestandteile als Marmorierung sichtbar sind (z. B. im Saillon-Marmor von Saillon VS, Schweiz). Duktil bedeutet in der Geologie, dass sich Gesteine insbesondere der unteren kontinentalen Erdkruste unter tektonischem Stress (Hitze und Druck) nicht spröde, sondern plastisch deformieren.



Merkmale und Mineralbestand |




Marmor, Handstück


Ein metamorphes Gestein wird als Marmor bezeichnet, wenn es mindestens 50 Volumenprozent Calcit, Dolomit und/oder Aragonit enthält,[2] wobei der hauptsächlich aus dem Mineral Dolomit CaMg [CO3]2 bestehende Dolomitmarmor eine seltene Variante ist. Noch seltener ist ein Marmor, der sich überwiegend aus dem Hochdruckmineral Aragonit zusammensetzt.


Marmore sind in der Regel mittel- bis großkristallin, die einzelnen Calcit-Kristalle variieren wenig in der Größe und sind oft mit bloßem Auge zu unterscheiden. Es kommen jedoch auch extrem feinkristalline Marmore wie beispielsweise die Sorte Statuario aus Carrara vor, die bei den Bildhauern sehr begehrt ist. Das Merkmal der Kristallinität gilt auch für Marmore, deren Ausgangsgesteine ein Sedimentkorngefüge besaßen, wie die Mehrzahl der Meta-Kalksteine und Meta-Mergelsteine (auch ein Meta-Gestein ist beispielsweise ein aus einem Sandstein entstandener Sandstein usw.). Aufgrund des kristallinen Gefüges ist der Porenraum des Marmors gering, was zu einer hohen Frostbeständigkeit vieler Marmorsorten führt, sie ist jedoch nicht für alle Sorten zu verallgemeinern. Ein typisches Kennzeichen des Marmors ist das Fehlen von Fossilien. Marmore erkennt man optisch auch daran, dass einzelne Kalkspatkristalle in der Spaltfläche, je nach Richtung des Lichteinfalls, glitzern (siehe Abbildung).


Stoffliche Beimengungen in den Ursprungsgesteinen führen bei vielen Marmoren zu dem typischen Dekor, zur sogenannten Marmorisierung. Marmor kommt in verschiedenen Farben vor – von schwarzgestreift über gelb, grün, rosa bis zu weißem Marmor.[3] Rote bis rötliche Marmore werden durch Hämatit, gelbe bis braune durch Limonit, leicht bläuliche und graublaue durch Graphit, kohlige Substanzen oder Bitumen und grüne Marmore durch Chlorit oder Serpentinminerale eingefärbt. Mehrfarbige Marmore enthalten unterschiedliche Mineralbeimengungen und/oder verschiedene Kristallausbildungen. Einheitlich schwarz gefärbte Marmore gibt es nicht.


Der weiße Marmor, wie er unter anderem bei Carrara in den apuanischen Bergtälern in Italien und im Krastal in Österreich gefunden wird, wird stark nachgefragt. In Deutschland gibt es derzeit lediglich ein echtes Marmorvorkommen, das für Naturwerkstein wirtschaftlich genutzt wird, den Wunsiedler Marmor im Fichtelgebirge. Im Erzgebirge bei Lengefeld und Hermsdorf/Erzgeb. wird Calcit- und Dolomitmarmor abgebaut, der hauptsächlich als Zuschlagstoff für die Industrie verwendet wird. Durch die hohe Kluft- und Störungsdichte können keine ausreichend großen Blöcke gewonnen werden, die sich für die wirtschaftliche Nutzung in der Natursteinfertigung eignen. Eine gewisse Bedeutung als Bildhauermaterial hatte der Crottendorfer Marmor erlangt.


Typische Dolomitmarmore sind die des Raurisertals in Österreich und der Thassos-Marmor von der gleichnamigen griechischen Insel. Eine Besonderheit ist der sogenannte Cipollino (ital. Zwiebel), ein Marmor, dessen Dekor wie eine Zwiebel geschichtet ist.[4]


Die weißen Marmore sind lichtdurchlässig. Durch eine Marmorsorte aus Paros schimmert es bis zu einer Steindicke von etwa 3,5 Zentimeter und durch die aus Carrara bis etwa 1,5 Zentimeter hindurch. Die sogenannte Transluzenz ist abhängig von der Kristallstruktur und der Porenradienverteilung. Je dichter ein Marmor ist, desto transluzenter. Ein typisches Beispiel ist der aus der Türkei bei Afyon abgebaute Marmor.



Gewinnung und Verarbeitung von Marmor |




Abbau von Carrara-Marmor




Eine Seilsäge formatiert einen Marmor-Rohblock in einem Steinbruch in den Bergen von Carrara




Eine Schräme mit einem 5 Meter langen Schwert, eine Art Kettensäge, schneidet Marmor-Rohblöcke aus den Steinbruchwänden


Früher wurde Marmor unter Ausnutzung von Klüften mittels Hebestangen und unter Verwendung von Holzkeilen und Wasser gewonnen. Erst später kam es zum Einsatz von Keilen aus Eisen.


Marmor wird seit langem in Europa gewonnen. Auf der griechischen Insel Paros wird etwa seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. und in Carrara seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. Marmor abgebaut. Bis in die Renaissance änderte sich an der Gewinnungstechnik für Marmore wenig. Von der Renaissance bis in die 1960er Jahre wurde teilweise mit Sprengladungen gearbeitet, die in Bohrlöcher eingebracht wurden. Beim Einsatz von explosiven Sprengmitteln kam es zu hohem Anfall von Gesteinsschutt und das Gestein wurde durch die Sprengwirkung zum Teil erheblich geschädigt.


Technische Neuerungen im großen Stil in der Marmorverarbeitung kamen aus Carrara in Italien.
Um 1815 erfand der italienischer Arbeiter Giuseppe Perugi die erste Gattersäge für Naturstein mit mehreren Sägeblättern, die von schnelllaufenden Wasserrädern angetrieben wurde. Der Schweizer Carlo Müller hat diese Technik weiter verbessert, bis 1831 der Franzose Nerier Stein-Gattersägen mit bis zu acht Sägeblättern eingeführt hatte, die es ermöglichten, mehrere großformatige, ein Zentimeter dünne Marmor-Platten herzustellen, das Verfahren wurde 1867 bei der Weltausstellung in Paris prämiert.[5] 1870 gab es schon 40 Sägereien mit dieser Technik in Carrara, 15 in Massa, 26 in Seravezza.[6]
1895 wurde in Italien in Carrara erstmals Spiraldraht zum Heraussägen der Steinblöcke verwendet, der von Dieselmotoren angetrieben wurde. Zur Kühlung des Drahtes wurde nicht nur Wasser genutzt, sondern die Stahlseile waren Hunderte von Metern lang und wurden über Umlenkrollen durch die Steinbrüche geführt, damit sie sich in der Schnittfuge abkühlen konnten. Später wurden die Dieselmotoren durch Elektromotoren ersetzt. Heute wird Marmor nicht mehr mit den sogenannten Lang-Seilsägen mit metallenen Spiraldrähten mit mehreren hundert Metern Länge, sondern mit Kurz-Seilsägen mit mehreren zehn Meter langen sogenannten Diamantseilen oder mit Schrämen herausgesägt.


Seilsägen führen je nach Bedarf lange, dicht mit Hartmetallperlen besetzte Stahlseile durch die Marmorschichten im Steinbruch oder durch die Rohblöcke in den Betrieben. In den Hartmetallperlen befinden sich Industriediamanten. Ein ständiger Wasserstrom kühlt die Sägeseile.


In Italien schneiden meist Schrämen mit Sägeschwertern bis zu einer Länge von 4 bis 5 m Lösefugen in die marmornen Gesteinsschichten, die eine Arbeitstiefe etwa 2–2,50 m erreichen. Schrämen sind fahrbare große Kettensägen, die ohne Wasserkühlung arbeiten. Des Weiteren werden Rohblöcke mit Druckluftbohrhämmern und Steinspaltwerkzeugen nach Bedarf weiter formatiert.


In die Lösefugen, die die Seilsägen und Schrämen herstellen, werden sogenannte Lösekissen aus Stahlblech eingelegt, die entweder mit Wasser- oder mit Luftdruck gefüllt werden. In diesem Arbeitsvorgang werden die Blöcke zum weiteren Transport aus der Steinwand geschoben. Im Steinbruch werden die gelösten Blöcke mit gewaltigen Radladern bewegt und anschließend zum Weitertransport auf Lastkraftwagen verladen, sofern sie nicht unmittelbar im Steinbruch weiterverarbeitet werden.


Die Marmor-Rohblöcke werden mit Gattersägen, die zwischen 80 und 120 Sägeblätter haben, in Platten gesägt, anschließend werden die Sichtseiten geschliffen und poliert. Die erforderlichen Stein-Formate der Werkstücke werden mit Steinsägen hergestellt.



Verwendung und Haltbarkeit |




Ein Torso aus Marmor entsteht




Waschbecken aus Carrara-Marmor




Sitzbank (dunkelblau ist Typ Bardiglio, hell ist Carrara-Marmor C) und Baumbehälter auf der Piazza Alberica in Carrara


Bauwerke und Plastiken der griechischen Antike wie die Akropolis und der Pergamonaltar,[7] die Nike von Samothrake und die Venus von Milo bestehen aus griechischem Marmor. Im Römischen Reich waren Ehrenstatuen aus Marmor (so genannte ἀγάλματα agalmata) Göttern sowie dem Kaiser und seinen Familienangehörigen vorbehalten. Bürgerliche Personen wurden dagegen gemeinhin mit Statuen aus Bronze (εἰκῶνες eikones) geehrt. Marmorstatuen von ihnen wurden nur in privaten Räumen oder an Gräbern aufgestellt.[8] Viele Kunstwerke der italienischen Renaissance, etwa Michelangelos Pietà, David und Moses bestehen aus italienischem Carrara-Marmor.


Wegen der großen kunsthistorischen Bedeutung sowie der sehr speziellen, nicht mit Sandsteinen und anderen Sedimenten vergleichbaren Materialeigenschaften ist die Konservierung von Marmor ein eigenes Forschungsfeld.[9]


Marmore sind heute im Innenausbau begehrt. Sie finden Verwendung als Boden- und Treppenbeläge sowie als Fliesen. Sie sind begehrte Bildhauermaterialien, vor allem der Carrara-Marmor.
Aufgrund ihrer Säureempfindlichkeit (Essig, Wein, Zitrusfrüchte und starke Reinigungsmittel) sind unbehandelte Marmore nicht zur Verwendung in Küchen bzw. als Küchenarbeitsplatten zu empfehlen. Es kann zur Fleckenbildung kommen. Allerdings sind die Fleckschutzbehandlungen aufgrund ihrer Zusammensetzung (Silane, Siloxane) auch nicht unumstritten. Dolomitmarmor zeigt eine wesentlich höhere Resistenz gegenüber Amidosulfonsäure oder Fruchtsäuren als der Kalzitmarmor.


Seit Mitte der 1960er Jahre werden Fassadenplatten aus Naturstein mit einer Dicke von 30 bis 40 mm und einer Luftschicht von mindestens 2 cm vor der dahinterliegenden Wärmedämmung verankert. An einer Reihe befestigter Marmor-Platten an Fassaden sind erhebliche Verbiegungen (sogenannte Schüsselungen) festgestellt worden, die zu statischen Problemen an bekannten marmorverkleideten Gebäuden, wie beispielsweise der Finlandia Hall in Helsinki, dem Grande Arche de la Défense in Paris und dem Aon Center in Chicago führten. Die Verbiegungen resultieren vor allem aus der Feuchtigkeit der Platten an der Vorder- und Rückseite sowie im Tag-Nachtwechsel und Verwitterungsprozessen an den Oberflächen mit Auswirkungen an den Befestigungspunkten.[10] Die Schüsselung des Marmors hat zu einem kostspieligen Austausch ganzer Fassaden und zu einem Imageproblem geführt, das sich in stark gesunkenen Produktionsraten der Marmorindustrie niederschlug. Es gibt durchaus Unterschiede bei den jeweiligen Marmorsorten, die in Fachplanungen zu berücksichtigen sind. Extrem bewitterte Marmorfassaden erscheinen nördlich der Alpen wenig zweckmäßig.


In Gegensatz zum deutschsprachigen Raum werden in Mittelmeerländern und in Frankreich Marmore und Kalksteine ganz selbstverständlich für Küchenarbeitsplatten, Waschbecken und andere Gebrauchsgegenstände im Wohnungen, aber auch Außen (z. B. als Bordsteinkanten, Sitzbänke oder Behälter für junge Bäume) verwendet. Die Akzeptanz von Abnutzungserscheinungen an jedem Material ist eine Frage der Haltung von Personen zu allgegenwärtigen Gebrauchsspuren.
Beim Einbau von polierten Marmorfußböden können sich je nach Nutzung relativ schnell matte Laufzonen abzeichnen. Dieses Phänomen gilt für alle polierten Fußböden aus Gesteinen, die aus Karbonatmineralen bestehen. Im Einzelfall kann sich dies bei Graniten ebenfalls einstellen.


Die oft als störend empfundene Saugfähigkeit der Marmore und Kalksteine ist eine Frage der Materialauswahl. Sie ist stets von der Porosität des jeweiligen Natursteins abhängig. Es gibt Marmore und Kalksteine, die eine Porosität unter einem Prozent besitzen.
Empfindlich sind alle Marmore gegen sauren Regen und Säuren.[11] Einzelne Granite und Gneise weisen auch eine spezifische Säureempfindlichkeit auf.


Gerundete Marmorsteine werden zur Herstellung von Steinteppichen verwendet.


Weitere Verwendung findet Marmor in feinster Pulverform als Scheuermittel in Zahnpasta und als Füllstoff bzw. Streichfarbe von hochwertigen Papieren oder in Grundierungen der Tafelmalerei, auch als Weißpigment oder Weißmineral in Putzen und Wandfarben (siehe auch Calciumcarbonat). Die Belieferung dieser Industriezweige wird durch eigens hierfür ausgewählte Steinbrüche erfüllt.



Marmorsorten |


Marmore können in vielen Farben und Texturen auftreten. Die unten stehenden Abbildungen zeigen eine Auswahl von Marmorsorten.




Kulturgeschichtlich bedeutende Marmore



  • Carrara-Marmor

  • Laaser Marmor

  • Parischer Marmor

  • Pentelischer Marmor

  • Prokonnesischer Marmor

  • Thassos-Marmor



Ausgewählte größere Marmorabbauregionen |



Europa |



  • Frankreich: Region Pas de Calais

  • Griechenland: Drama, Thasos, Penteli

  • Italien: Massa-Carrara, Laas, Südtirol

  • Portugal: Estremoz-Borba-Vila Viçosa



Asien |


  • Türkei: Regionen Izmir, Muğla, Afyon, Sivas, Sakarya und Amasya


Nordamerika |



  • USA: Bundesstaaten Georgia und Vermont

  • Kanada: Provinz Quebec



Literatur |



  • Karlfried Fuchs: Natursteine aus aller Welt, entdecken, bestimmen, anwenden. Callwey, München 1997, ISBN 3-76-671267-5.

  • Jacques Dubarry de Lassale: Marmor. Vorkommen, Bestimmung, Verarbeitung. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2002. ISBN 3-421-03409-5.

  • Luciana und Tiziano Mannoni: Marmor, Material und Kultur. München 1980, ISBN 3-7667-0505-9.


  • Friedrich Müller: Gesteinskunde, Lehrbuch und Nachschlagewerk über Gesteine für Hochbau, Innenarchitektur, Kunst und Restaurierung. 6. Aufl., kompl. überarbeitet, Ebner, Ulm 2001, ISBN 3-87188-122-8.

  • Dietmar Reinsch: Gesteinskunde. Hrsg. v. Bildungszentrum für das Steinmetz- und Bildhauerhandwerk. In: Steinmetzpraxis, Das Handbuch für die tägliche Arbeit mit Naturstein. 2. überarbeitete Auflage, Ebner, Ulm 1994, ISBN 3-87188-138-4.

  • Gunter Steinbach (Hrsg.): Gesteine, 113 Gesteinsgruppen mit zahlreichen Varietäten. Neue bearbeitete Sonderausgabe, Mosaik, München 1996, S. 204.



Siehe auch |



  • Liste der Marmore

  • Weißes Gold

  • Naturstein

  • Marmorvorkommen auf Thassos


  • ASMOSIA, Studiengesellschaft für die in der Antike verwendeten Marmore und Gesteine



Weblinks |




Musée du Marbre et de la Pierre Bleue in Bellignies (Frankreich)



 Commons: Marmor – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Marmor – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Technische Daten: Marmor

  • Deutschlands ältester Marmorabbau

  • Marmormuseum Carrara (Italien)

  • Musée du Marbre in Bagnères-de-Bigorre (Frankreich)

  • Musée du Marbre et de la Pierre Bleue à Bellignies (Frankreich)



Einzelnachweise |




  1. Karlfried Fuchs: Natursteine, Seite XII, siehe Lit.


  2. Gunter Steinbach: Gesteine, Seite 204, siehe Lit.


  3. Friedrich Müller: Gesteinskunde, Seite 173 ff., siehe Lit.


  4. Dietmar Reinsch: Gesteinskunde, Seite 259, siehe Lit.


  5. Luciana und Tiziano Mannoni: Marmor, S. 208, siehe Lit.


  6. Sägen von Marmor


  7. Der Marmor des Pergamonaltars wurde auf der heute türkischen Insel Marmara unweit der Dardanellen gebrochen (Memento vom 6. Juli 2007 im Internet Archive)


  8. Götz Lahusen, Römische Bildnisse. Auftraggeber – Funktionen – Standorte, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, S. 68


  9. Marmor-Konservierung.Themenheft [Special issue: Preservation of Marbles.] Eds.: Siegesmund, Siegfried; Snethlage, Rolf; Vollbrecht, Axel; Weiss, Thomas. 1999. 213 S., 130 Abb., 23 Tabellen, 4 Tafeln, 0.1 x 0. cm (Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 150 Heft 2). ISBN 978-3-510-66017-9.


  10. Studie zur Schüsselung von Fassadenplatten aus Marmor (PDF)


  11. Thomas Drachenberg (Hrsg.): Erhaltung von Marmorskulpturen unter mitteleuropäischen Umweltbedingungen = Beiträge des 8. Konservierungswissenschaftlichen Kolloquiums in Berlin/Brandenburg am 17. Oktober 2014 in Potsdam = Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums 32. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2014. ISBN 978-3-88462-356-5







Dieser Artikel wurde am 11. Februar 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.








Popular posts from this blog

Statuo de Libereco

Tanganjiko

Liste der Baudenkmäler in Enneberg