Sahelzone






Die Lage der Sahelzone in Afrika


Die Sahelzone (häufig nur Sahel genannt) ist die in Afrika liegende, langgestreckte, semiaride Übergangszone vom eigentlichen, sich nördlich anschließenden Wüstengebiet der Sahara bis zur Trocken- bzw. Feuchtsavanne im Süden.


In diesem Gebiet gibt es in Abständen von meist nur wenigen Jahren schwerwiegende Dürren, die zu Hungersnöten führen. Im Jahr 2007 kam es hingegen zu Überschwemmungen in weiten Teilen der Sahelzone, die Millionen Menschen obdachlos machten.[1]


Die beiden reichsten Länder der Sahelzone sind Nigeria mit einem nominalen pro-Kopf-Einkommen von 1490 $ (2011) und der Sudan mit 1982 $ (2011). Die beiden ärmsten Länder sind Eritrea mit einem nominalen pro-Kopf-Einkommen von 295 $ (2007) und der Niger mit 313 $ (2007).




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Namensdeutung


  • 2 Geographie


    • 2.1 Lage und Ausdehnung


    • 2.2 Landschaftsbild


    • 2.3 Anschließende Naturräume




  • 3 Klima


  • 4 Wirtschaft


    • 4.1 Ackerbau


    • 4.2 Viehzucht


    • 4.3 Bevölkerungswachstum




  • 5 Orte


  • 6 Gewässer


    • 6.1 Größte Flüsse


    • 6.2 Weitere Flüsse


    • 6.3 Seen




  • 7 Siehe auch


  • 8 Literatur


  • 9 Weblinks


  • 10 Einzelnachweise





Namensdeutung |


ساحل / Sāḥil heißt im Arabischen Ufer oder Küste und bezieht sich darauf, dass die spärliche Vegetation des Sahel dem Saharadurchquerer wie die Küste des Sandmeeres vorkommt und dass die durch die Wüste gewanderten Nomaden den Sahel mit seiner Vegetation als Ufer sehen bzw. gesehen haben.



Geographie |




Die Lage der Sahelzone in Afrika ist blau markiert.



Lage und Ausdehnung |


Während von manchen nur die westlicheren Staaten Afrikas zum Sahel gezählt werden, bezeichnen die meisten Wissenschaftler und Forscher auf meteorologischer und vegetationsgeographischer Basis zumeist den langgestreckten und recht breiten Gürtel vom Atlantik bis zum Roten Meer und einen sich daran anschließenden schmalen Streifen bis zum Indischen Ozean als Sahelzone. Misst man dabei die Strecke von Dakar (Senegal) über das Tschadbecken bis zum Roten Meer (Eritrea), so kommt man auf etwa 6.000 km Länge – weiter bis zum Horn von Afrika (Somalia) sind es insgesamt 7.500 km Länge. Dabei umfasst das Gebiet einen Streifen mit einer Breite von 150 km (im Osten im Bereich des Roten Meeres) bis 800 km (im Westen bei Dakar), wobei sich die Wüste in südliche Richtung jährlich um 7–10 km vergrößert.[2]


Somit liegen von West nach Ost gesehen diese Staaten, von denen viele zu den ärmsten der Erde zählen, im Sahel oder sie haben Anteil daran (welcher Landesteil der jeweiligen Staaten zum Sahel gehört, ist u. a. durch die Zusätze Nord, Süd, Mitte, West oder Ost gekennzeichnet):




  • Senegal – die Ferlo im Norden


  • Mauretanien – Süden


  • Mali – Mitte


  • Burkina Faso – Norden


  • Niger – südliche Mitte


  • Nigeria – äußerster Norden
    • Auch Nigeria wird zum Sahel gezählt, was aber nur für den äußersten Norden zutrifft, weil der Großteil des Landes von Feuchtsavannen und dessen Süden von Regenwäldern eingenommen wird.



  • Tschad – Mitte


  • Sudan – Mitte


  • Äthiopien – Norden
    • Bezüglich Äthiopiens sind viele Menschen der Ansicht, dass das gesamte Land zum Sahel gezählt wird, doch dies ist ein Trugschluss (siehe hierzu unter Anschließende Naturräume).


  • Eritrea



Landschaftsbild |


Die Sahelzone besteht hauptsächlich aus Dornsavannen. Von Nord nach Süd gliedert sich der Gürtel in diese Biome auf:




  • Wüste und Halbwüste


  • Dorn-, Gras- und Strauchsavanne

  • Trockensavanne



Anschließende Naturräume |


In West- und Mittelafrika dehnt sich nördlich der Sahelzone insbesondere die bereits erwähnte Sahara aus; südlich dieses Gürtels schließt sich hauptsächlich die Dornstrauch- und Sukkulentensavanne an, die wiederum weiter südlich erst in die Trockensavanne, dann in die Feuchtsavanne übergeht, an welche sich der Tropische Regenwald anschließt.


In Ostafrika – in der Gegend des oft von Dürren geplagten Äthiopiens – schließt sich nördlich der Sahelzone zumeist auch die Sahara an, sofern das Land nicht bereits an das Rote Meer (bei Eritrea) und den Golf von Aden (bei Dschibuti) stößt. Dort schließen sich südlich des Sahels sowohl Feuchtsavannen als auch kleinere regenwaldartige Gebiete an, die sich teils in den äthiopischen Hochgebirgen (Hochland von Abessinien), an dortigen Inselbergen und um hochliegende Seen (insbesondere am Tanasee) ausbreiten. Doch in zunehmendem Maße verschwinden diese „Oasen“ (oder sie werden zumindest kleiner), sodass wohl bald mehr als nur Nord-Äthiopien zur Sahelzone gezählt werden muss, die in diesem Land einen Nordbogen um die höchsten Erhebungen des Landes macht. An der somalischen Ozeanküste geht diese Zone auch in Halbwüsten über.



Klima |




Abweichung der Sahelzonen-Niederschlagsmenge vom Mittelwert des 20. Jahrhunderts, zwischen 1900 und heute. Der Zeitraum zwischen 1950 und 1970 war extrem feucht (positive Werte), das folgende Doppeljahrzehnt extrem trocken (negative Werte).


Im Norden herrscht trocken-heißes Klima vor, im Süden teils feucht-heißes. Im Sahel fallen die geringen jahresdurchschnittlichen Niederschläge sehr unterschiedlich aus:



  • Norden – Wüste und Halbwüste – pro Jahr bis maximal 20 mm (im langjährigen Mittel)

  • Mitte – Dorn-, Gras- und Strauchsavanne – pro Jahr maximal 100 mm

  • Süden – Trockensavanne – pro Jahr maximal 500 mm, vor allem während der zwei- bis viermonatigen Monsun-Zeit (Ende Juni bis September)


In den 1970er und frühen 1980er Jahren fielen diese Werte, sodass sich die Sahara immer weiter in Richtung Sahel ausbreitete (siehe Desertifikation). Mitte der 80er drehte sich dieser Trend, seitdem nehmen die Niederschlagsmengen zu. Im Vergleich zu 1980 ist die Sahelzone heute deutlich grüner.[3] Dessen ungeachtet hat die AU mit dem Bau einer „Grünen Mauer“ begonnen. Andererseits ist zu beobachten, dass viele Arten der Sahelzone immer weiter südlich in der Sudanzone anzutreffen sind.[4]


Die Sahelzone liegt in der Zone des tropischen Wechselklimas, das heißt, es findet ein Wechsel zwischen Trockenzeit und Regenzeit statt. Im Sahel ist dies jedoch keinesfalls ein regelmäßiger Wechsel. Hier überwiegt eindeutig die Trockenzeit mit bis zu 10 ariden Monaten. Lang andauernde Dürreperioden wechseln sich mit nur kurzen Regenperioden ab. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt über 20 °C, wodurch eine hohe Verdunstung in dem Gebiet des Sahels stattfindet. Zudem kann der überwiegend harte und trockene Boden im Sahel nur geringe Wassermengen aufnehmen.[5]


Passatzirkulation und Monsunzirkulation spielen eine wichtige Rolle im Sahel.[6]


Im Winter (Trockenzeit) verlagert sich die Innertropische Konvergenzzone (ITC) bis maximal 25° südlicher Breite. Durch Ausgleichsströmungen zwischen Azorenhoch und der äquatorialen Tiefdruckrinne entstehen NO-Passate, die in der Region des Sahel Harmattan genannt werden und in den Wintermonaten Trockenheit bringen.


In den Sommermonaten (Regenzeit) verlagert sich die ITC bis max. 18° nördlicher Breite, obwohl sie diesen Wert nur außergewöhnlich selten erreicht. Durch Ausgleichsströmungen zwischen dem subtropischen Hochdruckgürtel (Azorenhoch), den Zustrom von kalten Tiefenströmungen in den Golf von Guinea und dem ITC lassen den westafrikanischen Monsun entstehen, die den Sahel passieren. Der westafrikanische Monsun entsteht durch die Wechselwirkung des Temperatur- und Druckgradienten über dem Atlantischen Ozean und dem kontinentalen Afrikas. Je weiter sich die ITC dabei nach Norden verlagert, umso mehr feuchte Luftmassen können den Sahel erreichen. Durch die unregelmäßige Verlagerung der ITC kommen demzufolge auch die unregelmäßigen Niederschläge zustande.
Die Sahelzone liegt zwischen 12° und 18° nördlicher Breite, das heißt, wenn sich die ITC beispielsweise bis 18° nördlicher Breite verschiebt, fallen im gesamten Sahel Niederschläge. Sobald allerdings die ITC zum Äquator zurückwandert, wandern auch die feuchten Luftmassen (SW-Passate, durch Umkehrung der Corioliskraft und der damit verbundenen Windrichtungsänderung beim Überschreiten des Äquators[7]) zurück und der Sahel liegt dann ganz trocken, weil er wieder von NO-Passaten durchströmt wird.


Dieses Phänomen erklärt auch die große Wüste, die Sahara, die sich nördlich an den Sahel anschließt. Die äquatoriale Tiefdruckrinne wird niemals die 18° nördlicher Breite überschreiten, wodurch das Gebiet zwischen dem genannten Breitengrad und dem 30. nördlichen Breitengrad ganzjährig von NO-Passaten passiert wird und somit dort keine Niederschläge fallen.



Wirtschaft |



Ackerbau |


Die Bauern im Sahel betreiben vorwiegend Hirseanbau. Aber auch Maniok, Yams und Bataten werden für Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgungswirtschaft) angebaut. Mit den Jahren verlagerten sie ihre Ackerflächen wegen der enormen Bevölkerungszunahme zunehmend in den Norden, wobei sie die Agronomische Trockengrenze überschritten und nun eine Bewässerung der Felder nötig ist. Ein verbreitetes System zur Wiederinstandsetzung degradierter Trockengebiete und Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit ist das Zaï. In verschiedenen Dörfern wird versucht, oft mit Hilfe von Entwicklungshilfeorganisationen, der weit verbreiteten Mangelernährung durch Gartenbau in Bewässerungstechnik zu begegnen, allerdings kommt es auf Grund von Wassermangel immer wieder zu Rückschlägen. Nachhaltig sind nur sehr ausgeklügelte Systeme des Pflanzenbaus, die den Wasserbedarf minimieren.[8]



Viehzucht |


Der zweite wichtige Aspekt der Landwirtschaft in der Sahelzone ist die Viehzucht. Die Menschen vergrößern im Zuge des enormen Bevölkerungswachstums ihre Rinder- und Ziegenherden. Hinzu kommt, dass ihnen Quantität wichtiger ist als Qualität. Dadurch kommt es dazu, dass die vielen Tiere die Pflanzen samt der Wurzel fressen und der ohnehin schon harte, trockene Boden von den Tieren festgetreten und verdichtet wird. Dies verstärkt die Desertifikation der Böden. Außerdem stellten die Bauern auf Grund von niederschlagsreichen Perioden, Brunnenbau und Entwicklungshilfe die Weidewanderungen ein, d. h., dass man nicht mehr mit dem Niederschlag mitwanderte. All diese Faktoren führen letztendlich zu einer starken Überweidung, wodurch sich Pflanzen, weil sie immerzu abgefressen werden, nicht mehr regenerieren können, der Boden durch den Urin und Kot der Tiere versauert und immer mehr Bäume absterben, weil die Ziegen deren Rinde anknabbern.



Bevölkerungswachstum |


Zu all dem kommt noch das Bevölkerungswachstum hinzu, bedingt durch weniger Sterbefälle und den Wunsch nach vielen Kindern, die ja für die Altersvorsorge nötig sind. Außerdem erlangt die Familie dadurch höhere Anerkennung. Die Bevölkerung nimmt jährlich um mehr als 3 % zu.[9] Die Folgen sind, dass die Einwohnerzahl schneller als das Ackerland wächst; der Anbaustil zulasten der Felder geändert wird; der Bedarf an Hirse steigt, was wiederum zu einer Ausdehnung und noch stärkeren Nutzung der Felder führt und die Wasserreserven werden höher beansprucht. Deshalb verschlechtert sich die Bodenqualität und es gibt häufiger Ernteausfälle. Außerdem ziehen vor allem die jüngeren Bewohner in Städte, in der Hoffnung, dort ein besseres Leben führen zu können. Dies führt dazu, dass immer weniger und in erster Linie ältere Leute auf dem Land zurückbleiben.



Orte |




  • Dakar – Hauptstadt des Senegal


  • Nouakchott (Nawakshut) – Hauptstadt von Mauretanien


  • Bamako – Hauptstadt von Mali


  • Gorom-Gorom – Stadt in Burkina Faso


  • Niamey – Hauptstadt des Niger


  • Kano – Stadt in Nigeria


  • N’Djamena – Hauptstadt des Tschad


  • Khartum – Hauptstadt Sudans


  • Gonder – Stadt in Äthiopien


  • Asmara – Hauptstadt von Eritrea


  • Dschibuti – Hauptstadt von Dschibuti


  • Berbera – Stadt im Norden von Somalia


  • Timbuktu – Stadt in Mali


  • Kaya – Stadt in Burkina Faso



Gewässer |



Größte Flüsse |




  • Niger (Fremdlingsfluss)

  • Schari


  • Nil (Fremdlingsfluss)



Weitere Flüsse |



  • Weißer Volta

  • Schwarzer Volta

  • Komadugu Yobe

  • Salamat

  • Sokoto

  • Bani

  • Chari

  • Logone

  • Benue



Seen |



  • Tschadsee

  • Fitri-See

  • Iro-See

  • Kainji-Stausee



Siehe auch |



  • Hungersnot in der Sahelzone (1970er und 1980er)

  • Gemeinschaft der Sahel-Saharanischen Staaten

  • Afrikas Grüne Mauer im Sahel



Literatur |



  • Hans-Heinrich Bass, Klaus von Freyhold, Cordula Weisskoeppel: Wasser ernten, Bäume schützen: Ernährungssicherung im Sahel. Bremen 2013. (online), abgerufen am 1. Januar 2013 (PDF; 2,9 MB)

  • Peter Schille, Fotos: Wilfried Bauer: Sahel: Die ewige Dürre. In: Geo-Magazin. Hamburg 10, 1978, S. 92–118. Informativer Erlebnisbericht mit Karte: „Todesstreifen quer durch Afrika: Die Sahelzone“ ISSN 0342-8311



Weblinks |



  • biologie.uni-hamburg.de: Natur- und Kulturerbe der Sahelstaaten


  • Volker Mrasek: Klimaänderungen in der Sahelzone: Mehr Regen bringt keinen Segen. In: Deutschlandfunk. Forschung aktuell. 4. September 2017


  • Aufforstungsprojekt in der Sahelzone: Ein grüner Gürtel gegen die sandige Wüste (Memento vom 22. Februar 2010 im Internet Archive)



Einzelnachweise |




  1. Flut bedroht Millionen Afrikaner, heute.de/ZDF


  2. Umweltlexikon – Wüste


  3. L. Olsson, L. Eklundh, J. Ardö: A recent greening of the Sahel—trends, patterns and potential causes. In: Journal of Arid Environments. Vol. 63 (3), 2005, S. 556–566. doi:10.1016/j.jaridenv.2005.03.008


  4. R. Wittig, K. König, M. Schmidt, J. Szarzynski: A Study of Climate Change and Anthropogenic Impacts in West Africa. In: Environmental Science and Pollution Research. 14, 2007, S. 182–189. PDF-Datei


  5. Boden im Sahel, arved-fuchs.de


  6. Matthias Forkel: Die atmosphärische Zirkulation der Tropen und Subtropen – Die Passat- und Monsunzirkulation. (Memento vom 24. April 2015 im Internet Archive) 2. März 2007.


  7. Rainer Glawion, Rüdiger Glaser, Helmut Saurer: Physische Geographie. Westermann, 2009, ISBN 978-3-14-160354-5, S. 81 ff. 


  8. Hans-Heinrich Bass, Klaus von Freyhold, Cordula Weisskoeppel: Wasser ernten, Bäume schützen: Ernährungssicherung im Sahel. Bremen 2013, abgerufen am 1. Januar 2013 (PDF; 2,9 MB)


  9. Der unbegrenzte Bevölkerungswachstum, thorsten-vogt.de









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