-leben




-leben ist eine in Deutschland vorkommender Bestandteil von Ortsnamen, der besonders in Ostfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gehäuft auftritt. Der hochdeutsche Ortsnamenteil -leben hatte im Mittelniederdeutschen meist die Form -leve, im Ostfälischen gibt es die Varianten −lewwe/−lebbe und −lä/−lee. Bedeutungsgleiche Ortsnamenendungen gibt es auch in Skandinavien. Im Dänischen lautet der Namensbestandteil -lev und im Schwedischen -löv.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Bedeutung


    • 1.1 Eindeutschung ursprünglich slawischer Ortsnamen




  • 2 Verbreitung


    • 2.1 Vorkommen in Skandinavien




  • 3 Einzelbelege





Bedeutung |


Die Grundbedeutung von -lev oder -löv ist „etwas Überlassenes, Zurückgelassenes“ (vgl. englisch to leave), woraus sich dann die Bedeutung „Erbe“ entwickelte. In beiden Fällen kann der erste Teil des Ortsnamens eine Person bezeichnen, nämlich diejenige, die etwas hinterlassen oder vererbt hat.[1][2]



Eindeutschung ursprünglich slawischer Ortsnamen |


Im sorbischen Sprachraum wurde eine slawische Endung -slav’ oft sekundäre an die bestehende mittelniederdeutsche Endung -leve oder an die mittelhochdeutsche Endung -leibe(n) angepasst.[3] So gehen die Ortsnamen Blattersleben, Jersleben (Kreis Wolmirstedt) und Pripsleben (Kreis Demmin, Vorpommern) aus den rekonstruierten Ortsnamen *Bratroslav’, *Jaroslav’ und *Pribyslav’ zurück.[3]



Verbreitung |


Die ältesten Ortsnamen mit der Endung -lev oder -löv könnten aus der Zeit der Völkerwanderung stammen.[1] Eine große Zahl von -leben-Orten gibt es in Ostfalen (vor allem zwischen Helmstedt und Magdeburg), wie Eilsleben, Dreileben, Aschersleben, Ausleben, Ohrsleben, Wefensleben, Ingersleben, Alleringersleben, Ostingersleben, Morsleben, Bartensleben, Irxleben, Erxleben, Grasleben, Uhrsleben, Nordgermersleben, Eichenbarleben, Groß Rodensleben, Rottmersleben, Hötensleben, Hohendodeleben, Eimersleben, Haldensleben, Hillersleben, Jersleben, Barleben, Fallersleben, Wanzleben, Ottersleben, Wetzleben, Domersleben, Dedeleben, Ingeleben.


Ebenfalls weit verbreitet ist -leben im Thüringer Becken (z. B. Ebeleben, Elxleben, Merxleben, Walschleben, Grabsleben). Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt etwa 70 und in Thüringen etwa 50 Gemeinden, die auf -leben enden.



Vorkommen in Skandinavien |


Im skandinavischen Gebiet kann man wohl immer von einem germanischen Ursprung ausgehen. In Dänemark und Schweden kommen Ortsnamenendungen vor, die der deutschen Endung -leben etymologisch entsprechen:




  • -lev im Dänischen


  • -löv im Schwedischen (-lev im Altschwedischen) [1]


Diese Endung hat ihren Schwerpunkt auf Sjælland (Seeland), kommt aber auch auf den anderen dänischen Inseln, in Jütland mitsamt Südschleswig und in Schonen vor, jedoch nicht auf Bornholm und in Blekinge.[1] Im Norden ist diese Endung an der schwedischen Westküste bis zum Göta-Fluss und bis zum Vänern-See verbreitet. Das nördlichste gesicherte Vorkommen ist der Pfarrgemeindename Häggesled (in der Gemeinde Lidköping). Dieser Ortsname wurde 1363 als Heggislefh erwähnt.[1]


Als unwahrscheinlich darf eine geschichtliche Verknüpfung der beiden Vorkommensgebiete gelten. Wahrscheinlich liegen hier nur parallele Bildungen auf der Grundlage eines gemeinsamen Etymons vor.[1][2]



Einzelbelege |




  1. abcdef Harry Ståhl: Ortnamn och ortnamnsforskning. Andra upplagan, Uppsala 1976, ISBN 91-20-04466-6, S. 63 ff.


  2. ab Birgit Schönwälder: Die „-leben“-Namen. Heidelberg 1993, ISBN 3-8253-0043-9.


  3. ab Walter Kaestner, Niederdeutsch-slavische Interferenzen. In: Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft, hrsg. von Gerhard Cordes und Dieter Möhn. Berlin 1983, ISBN 3-503-01645-7, S. 678–729, hier S. 709 (Abschnitt 3.1.2.3).




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