Kaunas
Kaunas | |||
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Staat: | Litauen | ||
Bezirk: | Kaunas | ||
Stadtgemeinde: | Kaunas | ||
Gegründet: | 1361 | ||
Koordinaten: | 54° 54′ N, 23° 56′ O54.923.93333333333347 | ||
Höhe: | 47 m | ||
Fläche (Ort): | 157 km² | ||
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Einwohner (Ort): | 304.097 (2014) | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.937 Einwohner je km² | ||
Zeitzone: | EET (UTC+2) | ||
Telefonvorwahl: | (+370) 37 | ||
Postleitzahl: | 44xxx – 52xxx | ||
Kfz-Kennzeichen: | K | ||
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Status: | Stadt in der Stadtgemeinde Kaunas | ||
Gliederung: | 11 Seniūnijos („Ämter“)[1] | ||
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Bürgermeister: | Visvaldas Matijošaitis (Vieningas Kaunas) | ||
Website: | |||
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Kaunas
Neben einer breitgefächerten, von der Verkehrslage der Stadt begünstigten Wirtschaft existieren in Kaunas mehrere Universitäten sowie viele Galerien. Insbesondere die Textilkunst, deren Wurzeln in der traditionell starken Textilindustrie liegen, ist in der Stadt stark vertreten, was sich auch in der großen, mittlerweile international hochangesehenen Textilkunst-Biennale Kaunas niederschlägt. Die Stadt wird im Jahr 2022, gemeinsam mit dem luxemburgischen Esch an der Alzette, Kulturhauptstadt Europas sein.[3]
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
1.1 Klima
1.2 Stadtgliederung
2 Geschichte
2.1 Mittelalter
2.2 Neuzeit
3 Bevölkerungsentwicklung und -struktur
4 Politik
4.1 Liste der Bürgermeister seit 1921
4.2 Städtepartnerschaften
5 Bildung
5.1 Universitäten und Hochschulen
5.2 Weiteres
6 Sport
7 Wirtschaft
8 Kultur
8.1 Museen
8.2 Orte der Altstadt
8.3 Orte der Geschichte
8.4 Musik
9 Verkehr
9.1 Fernbusse
9.2 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
9.3 Eisenbahn
9.4 Flugverkehr
9.5 Schifffahrt
10 Persönlichkeiten
10.1 Töchter und Söhne der Stadt
10.2 Ehrenbürger
11 Sonstiges
12 Literatur
13 Weblinks
14 Einzelnachweise
Geographie |
Klima |
Kaunas befindet sich mit seinem humiden Klima in der kühlgemäßigten Klimazone mit Einfluss des Kontinentalklimas. In der Klimaklassifikation ist es als DfB eingeordnet, das heißt, (D) der kälteste Monat hat eine Temperatur von weniger als −3 °C, der wärmste Monat liegt über 10 °C, (f) alle Monate sind feucht und (B) die Temperatur liegt unter 22 °C, es gibt aber noch mindestens vier Monate, die wärmer als 10 °C sind. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in der Stadt beträgt etwa 6 °C. Obwohl der Jahresniederschlag nur bei 609 Millimetern (zum Vergleich Köln: 798 Millimeter) liegt, ist er höher als die Verdunstung, weshalb ein humides Klima vorherrscht. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 18,2 beziehungsweise 17,5 °C, die kältesten Monate sind Januar und Februar mit −3,3 beziehungsweise −3,1 °C im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt in den Monaten Juni und Juli mit durchschnittlich jeweils 74 bzw. 71 Millimeter, der geringste im Februar mit durchschnittlich 27 Millimeter.
Kaunas | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kaunas
Quelle: wetterkontor.de |
Stadtgliederung |
Die Stadt erstreckt sich über ein Gebiet von 15.700 Hektar. Etwa 8.329 Hektar davon sind Parkanlagen, Gärten, Schutzgebiete und Agrarnutzflächen. Kaunas besitzt ein Stadtzentrum mit einer über 2,5 km langen Fußgängerzone, die, gesäumt von Cafés, Galerien und Boutiquen, die mittelalterliche Altstadt mit der Neustadt des 19. Jahrhunderts verbindet.
Kaunas ist unterteilt in zwölf sogenannte Elderates:
- Aleksotas
- Centras
- Dainava
- Eiguliai
- Gričiupis
- Panemunė
- Petrašiūnai
- Šančiai
- Šilainiai
- Vilijampolė
- Žaliakalnis
Geschichte |
Mittelalter |
Erstmals wurde 1361 eine litauische Burg an der Mündung der Neris in die Memel erwähnt. Diese Burg wurde wiederholt von Rittern des Deutschen Ordens erobert bzw. zerstört, wurde aber stets von den Litauern unverzüglich wieder aufgebaut.[4] Hauptgrund für die Litauerkriege des Deutschen Ordens und seine Angriffe auf Kaunas war der Versuch des Ordens, seine Territorien in Ostpreußen und in Livland miteinander zu verbinden, um so einen einheitlichen und kompakten Herrschaftsbereich von Estland über Livland bis nach Ostpreußen zu errichten. Auf dieser Nord-Süd-Achse stellte die Burg in Kaunas ein wichtiges Hindernis für die Ambitionen des Deutschen Ordens dar. Mit der vernichtenden Niederlage des Deutschen Ordens in der Schlacht bei Tannenberg gegen die vereinigten Litauer und Polen im Juli 1410 wurde dieser Konflikt zugunsten der Litauer entschieden.
Die Stadt verlor daraufhin ihre Bedeutung als Festung, erlebte aber einen Aufschwung als Handelsstadt. Nachdem bereits 1408 die Siedlung die Magdeburger Stadtrechte erhalten hatte, wurde 1440 ein Hansekontor eröffnet.[5] Zum Handel kam das Handwerk und aus der vormals strategisch wichtigen und hart umkämpften Burgsiedlung wurde eine verkehrsgünstig gelegene, reiche und große Stadt im polnisch-litauischen Staat.
Neuzeit |
Schwere Zeiten für Kaunas brachten das 17. und 18. Jahrhundert: von 1655 bis 1661 war die Stadt von russischen Truppen besetzt, im Jahre 1701 von den Schweden. 1670 und 1732 zerstörten Brände die Stadt, wiederholt wütete die Pest.
Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich Kaunas, wie viele Orte des heutigen Litauen, zu einem bedeutenden jüdischen Zentrum und spielte so eine Rolle in der Geschichte der Juden in Litauen. Nach einem Pogrom 1761 siedelten die Juden von dem ihnen verordneten Ghetto im Stadtzentrum in die Vorstadt Slobodka um[6] und Slobodka stand danach als Begriff für eine „Talmud-Lehrstätte von europäischen Rang“.[7] Im Jahre 1900 betrug der Anteil der Juden an der Bevölkerung von Kaunas rund 37 %.[8] Aus der damaligen Zeit ist die Choral-Synagoge erhalten.
Nachdem Kaunas im Zuge der Dritten Teilung Polens 1795 an Russland gefallen war, wurde die Stadt 1831 russische Gouvernementshauptstadt des Gouvernements Kowno. 1879 begannen die Russen, die Stadt zur Festung auszubauen, ein Kranz von sieben Forts und neun Batterien nebst weiteren Befestigungen wurde um die Stadt gezogen, zu denen 1889 ein achtes Fort hinzukam.
1912 begann ein umfassender Ausbau der Festung, aufgrund des Ersten Weltkrieges wurde lediglich das Fort IX. fertiggestellt, bevor die deutsche Armee die Stadt 1915 eroberte. Nach der Wiedererlangung der litauischen Unabhängigkeit 1920 intervenierten im Polnisch-Litauischen Krieg polnische Truppen in Litauen, besetzten die traditionelle litauische Hauptstadt Vilnius, die eine überwiegend polnischsprachige Bevölkerung hatte, und gliederten die gesamte Region Vilnius in das polnische Staatsgebiet ein, was mit der dortigen Bevölkerungszusammensetzung gerechtfertigt wurde. Kaunas war daher von 1920 bis 1940 die provisorische Hauptstadt Litauens (Laikinoji Sostine).
Anknüpfend an die Ideen der Settlement-Bewegung gründete 1921 hier der Arzt und Pädagoge Siegfried Lehmann ein Jüdisches Kinderhaus, in dem vor allem Kriegswaisen betreut wurden. Mit einer Gruppe der hier nach reformpädagogischen und zionistischen Idealen erzogenen und auch handwerklich ausgebildeten Jugendlichen brach Lehmann zusammen mit seiner Frau, der Ärztin Rivkah Rebecca Klivanski († 1959), Ende 1926 nach Palästina auf. Dort gründeten sie 1927 das bis heute bestehende Kinder- und Jugenddorf Ben Shemen.
1940 besetzte die Rote Armee die Stadt. Es folgten Deportationen, vor allem des litauischen Bildungs- und Besitzbürgertums, in das Innere der UdSSR. Im Juni 1941 marschierte die deutsche Wehrmacht ein, die bis Sommer 1944 als Besatzungsmacht in der von den Deutschen als Kauen bezeichneten Stadt blieb. Sofort nach Einmarsch der Wehrmacht kam es zu von den deutschen Behörden geförderten Massenmorden an Juden auf offener Straße. Alsbald wurde die jüdische Bevölkerung in das neugeschaffene Ghetto Slobodka auf der anderen Seite der Neris (heute: Stadtteil Vilijampole) gepfercht und sukzessive in drei nahe gelegenen Forts (Gedenkstätte heute im Fort IX) ermordet[9] oder in andere Konzentrationslager deportiert. Später bestand in der Stadt das Kriegsgefangenenlager 296 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[10] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1245 versorgt. 1944 flohen auch aus Kaunas Litauer vor der Rückkehr der Roten Armee nach Deutschland. Von 1940 – unterbrochen durch die deutsche Besatzungszeit – bis zur erneuten Wiedererlangung der litauischen Unabhängigkeit gehörte Kaunas zur Litauischen Sowjetrepublik, deren Hauptstadt erneut Vilnius wurde.
Heute ist die Stadt in erster Linie Industrie-, Bildungs- und Wissenschaftsstandort. Aufgrund ihrer Lage ist sie der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Litauens.
Bevölkerungsentwicklung und -struktur |
2011 lebten 93,6 % Litauer, 3,8 % Russen, je 0,4 % Polen und Ukrainer und 0,2 % Weißrussen in Kaunas.[11]
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Politik |
Liste der Bürgermeister seit 1921 |
- 1921–1931: Jonas Vileišis
- 1931: Juozas Vokietaitis
- 1932–1933: Antanas Gravrogkas
- 1933–1939: Antanas Merkys
- 1940: Antanas Garmus
- 1990–1991: Vidmantas Adomonis
- 1991–1992: Vilimas Čiurinskas
- 1992–1995: Arimantas Račkauskas
- 1995: Rimantas Tumosa
- 1995–1997: Vladas Katkevičius
- 1997: Alfonsas Andriuškevičius
- 1997–2000: Henrikas Tamulis
- 2000: Vytautas Šustauskas
- 2000: Gediminas Budnikas
- 2001–2002: Erikas Tamašauskas
- 2002–2003: Giedrius Donatas Ašmys
- 2003–2007: Arvydas Garbaravičius
- 2007–2011: Andrius Kupčinskas
- 2011: Rimantas Mikaitis
- 2011–2015: Andrius Kupčinskas
- seit 2015: Visvaldas Matijošaitis
Städtepartnerschaften |
Partnerschaften hat Kaunas mit folgenden 27 Städten und Gebietskörperschaften:[14]
Stadt | Land | seit | Typ |
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Białystok | Polen Podlachien, Polen | 1994 | Stadt |
Brescia | Italien Lombardei, Italien | 2002 | Stadt |
Brno | Tschechien Jihomoravský, Tschechien | 1994 | Stadt |
Cava de’ Tirreni | Italien Kampanien, Italien | 2008 | Stadt |
Charkiw | Ukraine Ukraine | 2001 | Stadt |
Ferrara | Italien Emilia-Romagna, Italien | 1998 | Stadt |
General San Martín | Argentinien Buenos Aires, Argentinien | 2006 | Partido |
Grenoble | Frankreich Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich | 1997 | Stadt |
Hordaland | Norwegen Norwegen | 1998 | Provinz |
Kaliningrad | Russland Nordwestrussland, Russland | 1999 | Stadt |
Linköping | Schweden Östergötland, Schweden | 1992 | Stadt |
Lippe | Deutschland Nordrhein-Westfalen, Deutschland | 1989 | Kreis |
Los Angeles | Vereinigte Staaten Kalifornien, Vereinigte Staaten | 1991 | Stadt |
Luzk | Ukraine Wolyn, Ukraine | 2013 | Stadt |
Lwiw | Ukraine Ukraine | 2012 | Oblast |
Myślibórz | Polen Westpommern, Polen | 2012 | Stadt |
Odense | Danemark Syddanmark, Dänemark | 1993 | Stadt |
Rende | Italien Kalabrien, Italien | 2003 | Stadt |
Riga | Lettland Livland, Lettland | 2013 | Stadt |
Sankt Petersburg | Russland Nordwestrussland, Russland | 2005 | Stadt |
Tampere | Finnland Pirkanmaa, Finnland | 1994 | Stadt |
Tartu | Estland Estland | 1993 | Stadt |
Toruń | Polen Kujawien-Pommern, Polen | 2016 | Stadt |
Växjö | Schweden Kronobergs län, Schweden | 1990 | Stadt |
Vestfold | Norwegen Norwegen | 1991 | Provinz |
Wrocław | Polen Niederschlesien, Polen | 1993 | Stadt |
Xiamen | China Volksrepublik Fujian, Volksrepublik China | 2001 | Stadt |
Bildung |
Universitäten und Hochschulen |
Kaunas ist Sitz einiger Universitäten und mehrerer Hochschulen. Die größte davon ist die Technische Universität Kaunas (KTU). Des Weiteren gibt es die allgemein ausgerichtete Vytautas-Magnus-Universität Kaunas, die Universität für Gesundheitswissenschaften Litauens (früher die Medizinische Universität Kaunas und die Veterinärakademie Litauens, Lietuvos veterinarijos akademija), die Landwirtschaftliche Universität Litauens (Lietuvos žemės ūkio universitetas) sowie die Sportuniversität Litauens (Lietuvos sporto universitetas).
Hinzu kommen die Kunstfakultät Kaunas (Kauno dailės fakultetas) mit ihrer renommierten Textilkunst-Abteilung und einige Fachhochschulen, Kollegien (zum Beispiel Kollegium Kaunas, Technisches Kollegium, Kollegium für Forst- und Umweltingenieurwesen, Kooperationskollegium, Kolping-Kollegium, V. A. Graičiūnas-Hochschule für Management).
Die Militärluftfahrtschule Kaunas bestand hier von 1932 bis 1940.
Weiteres |
Sport |
Kaunas ist Sitz des litauischen Nationalstadions, des S.Dariaus-und-S.Girėno-Stadion, in dem Spiele der Litauische Fußballnationalmannschaft ausgetragen werden. Im Fußball ist die Stadt weiterhin die Heimat des Rekordmeister FBK Kaunas sowie des Zweitligisten FK Atletas Kaunas.
In der Nationalsportart Basketball konnte der BC Žalgiris in den 1980er Jahren dreimal sowjetischer Meister werden. In den 90er Jahren war der Verein litauischer Serienmeister und erzielte auch international große Erfolge. Er gehört heute dem nationalen Sportidol Arvydas Sabonis.
Der Handballverein HC Granitas Kaunas gewann noch zu Sowjetzeiten 1987 den EHF-Pokal und nimmt in jüngerer Zeit regelmäßig an der EHF-Champions League teil. Er spielt wie auch der BC Žalgiris in der Sporthalle Kaunas (KSH), die mit einem Fassungsvermögen von fast 4.000 Zuschauern auch internationalen Ansprüchen genügt.
2011 wurde die moderne Mehrzweckarena Žalgirio Arena mit bis zu 15.000 Plätzen eröffnet.
KSK-Kultus Kaunas war ein Sportverein der deutschen Minderheit in Kaunas. Er entstand 1929 nachdem die beiden Vereine Kownoer Sport Klub und Kultus Kaunas fusionierten. Da genaue Datum seiner Auflösung ist nicht bekannt.
Wirtschaft |
Kaunas ist nach der Hauptstadt Vilnius eines der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren des Landes. Zahlreiche internationale Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben in Kaunas eine lokale Niederlassung, wie etwa Kraft Foods, Stora Enso oder Fazer. Daneben haben auch zahlreiche einheimische Konzerne ihren Sitz in der Stadt, wie etwa die Baumarkt-Kette Senukai, der Elektronikhersteller ACME, die Bank Ūkio bankas oder das Pharmaunternehmen Sanitas.
Kultur |
Kaunas wird 2022, gemeinsam mit dem luxemburgischen Esch an der Alzette, Kulturhauptstadt Europas sein.[3]
Museen |
Kaunas’ bekanntestes Museum ist das Čiurlionis-Museum, gewidmet Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, dem großen Komponisten und Maler des Landes. Hier kann man nicht nur die Gemälde des Künstlers betrachten, sondern in einem extra dafür eingerichteten Raum auch seine Musik hören. Wenige Schritte vom Čiurlionis-Museum entfernt auf der anderen Straßenseite liegt das einzigartige Teufelsmuseum mit einer weltweit einmaligen Sammlung von Teufelsfiguren.
In der Zilinskas-Galerie direkt gegenüber dem Sobor, der neobyzantinischen Kirche am östlichen Ende der Fußgängerzone, wird u. a. westeuropäische Malerei ausgestellt, wie z. B. Bilder von Max Liebermann und Franz Marc.
George Maciunas, Fluxus-Mitbegründer, Weggefährte von Joseph Beuys und ebenfalls Superstar der zeitgenössischen Kunstszene, wurde in Kaunas geboren. Ihm ist in der städtischen Gemäldegalerie Kaunas in der Donelaicio gatve 16, ebenfalls in der Nähe des Sobor, eine kleine Dauerausstellung gewidmet.
Das Maironis-Museum ist das zentrale Literaturmuseum Litauens. Es sammelt und bewahrt die Zeugnisse der litauischen Literatur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
Das Vytautas-Magnus-Militärmuseum beherbergt eine Ausstellung über die litauische Militärgeschichte, die sich hauptsächlich auf die Zeit vor den Teilungen Polens sowie die Zeit von der Endphase des Ersten Weltkriegs bis hin zur sowjetischen Besetzung Litauens im Jahr 1940 und dem bis 1953 andauernden Widerstand durch die Waldbrüder genannten litauischen Partisanen umfasst. Die Kollaboration litauischer Militärs mit der deutschen Wehrmacht wird nur marginal erwähnt. Ereignisse wie die sowjetische Rückeroberung Litauens im Sommer und Herbst 1944 werden komplett ausgeklammert. Highlight der Ausstellung ist das Wrack des Flugzeugs, mit dem die Piloten Darius und Girėnas 1933 versuchten, von New York nach Kaunas nonstop zu fliegen. Das Gebäude des Museums befindet sich in einem baufälligen Zustand.
Der Historische Präsidentenpalast (lit. Istorinė Prezidentūra) dokumentiert die ersten Jahre der Unabhängigkeit des Landes nach dem Ersten Weltkrieg und ebenso das Leben der Präsidenten seit 1990.
Am Ufer des Stausees Kaunasser Meer liegt das Litauische Freilichtmuseum, eines der größten Freilichtmuseen Europas mit historischen Gebäuden aus allen Teilen Litauens.
Ferner gibt es ein zoologisches Museum, das 1919 gegründete Tadas-Ivanauskas-Zoomuseum Kaunas. Lebende Tiere wiederum gibt es in dem 1938 ebenfalls von dem Zoologen Tadas Ivanauskas im Ąžuolynas-Park gegründeten Zoo Kaunas, dem einzigen in Litauen, zu sehen.
Orte der Altstadt |
Die Altstadt Kaunas (lit. senamiestis) beherbergt viele gut erhaltene alte Bauwerke. Am Hauptplatz, dem historischen Rathausplatz, liegen die Peter-und-Paul-Kathedrale, die Jesuitenkirche und das historische Rathaus, das wegen seiner hohen, weißen Gestalt umgangssprachlich „Weißer Schwan“ genannt und als Standesamt („Hochzeitspalast“) genutzt wird.
Burg von Kaunas
Sankt Georgs-Kirche in Kaunas
Fußgängerzone; im Hintergrund die Garnisonskirche
Garnisonskirche (Sobor)
Jesuitenkirche und -gymnasium am Rathausplatz in Kaunas
Perkunashaus
Peter-und-Paul-Kathedrale
Peter-und-Paul-Kathedrale
An der Nordseite des Rathausplatzes, Hausnummer 27, befindet sich die Galerie Meno parkas der Litauischen Künstlervereinigung, in der regelmäßig Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst präsentiert werden. In der M. Valanciaus gatve 21, wenige Meter hinter der Kathedrale, hat die „Galerija Balta“, die Galerie der Textilkunst-Gilde Tekstilininkų ir dailininkų Gildija, der Vereinigung der litauischen Textilkünstler, ihren Sitz. In der Straße Šv. Gertrūdos 58 befindet sich das Multinationale Kulturzentrum Kaunas.
Ebenfalls unweit des Rathausplatzes liegen an der Neris die Ruine der Burg von Kaunas und die St. Georgs-Kirche. In einer Seitengasse des Rathausplatzes zur Memel hin liegt das Perkunas-Haus, ein spätgotisches Bürgerhaus, in dem die Schüler des nahegelegenen Jesuiten-Gymnasiums während des Sommers Führungen veranstalten.
Auf die Hochterrassen oberhalb des Memeltales gegenüber der Altstadt fahren bis heute zwei in der Zwischenkriegszeit angelegte Standseilbahnen.
Orte der Geschichte |
Am östlichen Stadtrand von Kaunas, nahe dem Stausee Kaunasser Meer (Kauno marios), liegt das Kloster Pažaislis, das nach seiner Renovierung zu den schönsten und ungewöhnlichsten Sakralbauten Litauens gehört.
An ein dunkles Kapitel der litauischen Geschichte erinnert die Gedenkstätte im IX. Fort am nördlichen Stadtrand. In ihm und zwei weiteren Forts wurden während der deutschen Besatzung ungefähr 18.500[15] bis 50.000 jüdische Menschen aus Litauen und ganz Europa ermordet wurden (siehe Abschnitt 'Neuzeit'). Die Ausstellung im Fort befasst sich jedoch nicht nur mit den Vorgängen in Kaunas, sondern hat auch die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Litauen insgesamt zum Thema.
Am ehemaligen Flughafen im Stadtteil Aleksotas wurden 1933 die aus Deutschland überführten Leichname der litauischen Atlantikflieger Darius und Girėnas von einer riesigen Menschenmenge empfangen. Die beiden waren wenige Tage zuvor, von New York kommend, ca. 150 km östlich von Berlin nach einer bis dahin hervorragenden fliegerischen Leistung tödlich verunglückt. Im zum Flughafengelände gehörenden Litauischen Luftfahrtmuseum Lietuvos Aviacijos Muziejus gibt es, neben vielem anderen, eine umfangreiche Materialsammlung zu diesem Flug und zu den anschließenden gigantischen Trauerfeierlichkeiten in Kaunas.
Musik |
Verkehr |
Ein Standortvorteil von Kaunas ist die Lage als der zentrale (Straßen-)Verkehrsknotenpunkt des Landes. Von Süd nach Nord verlaufend trifft hier die sogenannte „Via Baltica“ (Europastraße 67), die von Warschau über Riga und Tallinn nach Helsinki führt, auf die West-Ost-Hauptroute, die als Autobahn ausgebaute Strecke von Klaipėda nach Vilnius, die in der Fortsetzung über Minsk weiter nach Moskau führt. Kaunas liegt damit gegenwärtig verkehrsgünstiger als Vilnius, welches sich nahe der EU-Außengrenze zu Weißrussland und damit verkehrstechnisch in einer Art „totem Winkel“ befindet.
Fernbusse |
Fernbus-Verbindungen gibt es in alle größeren litauischen Städte sowie in sehr viele Kleinstädte, außerdem in sämtliche Nachbarländer und viele größere Städte in anderen Ländern der Europäischen Union. Die Busse nach Vilnius fahren tagsüber in einem 30-Minuten-Takt. Der Busbahnhof befindet sich nur wenige Gehminuten vom Bahnhof der litauischen Eisenbahn entfernt.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) |
Im städtischen Nahverkehr von Kaunas verkehren Omnibusse und Trolleybusse. Die Lietuvos geležinkeliai (Eisenbahn) betreibt ein kleines S-Bahn-ähnliches System von Vorortzügen. Hervorzuheben ist die Existenz eines sehr ausgedehnten Linientaxinetzes mit über 130 Linien, das die Masse des ÖPNV in Kaunas und in die Umgebung bewältigt.
Eisenbahn |
Der Bahnhof Kaunas ist der Zugang der Stadt zum nationalen und internationalen Bahnverkehr. Es bestehen Verbindungen nach Vilnius, Šiauliai und Warschau. Die Korridorzüge von und zur Oblast Kaliningrad passieren zwar den Bahnhof Kaunas, es besteht aber weder eine Zu- noch Ausstiegsmöglichkeit. Eine von der EU geförderte Hochgeschwindigkeits-Bahnverbindung Warschau-Kaunas-Riga-Tallinn, das Projekt Rail Baltica, ist in der Planungsphase (geplante Fertigstellung im Jahr 2025).
Im Gegensatz zu den sehr gut ausgebauten litauischen Schnellstraßen haben die Eisenbahnen, die auf sowjetischer Breitspur fahren, noch starken Ausbau- und Modernisierungsbedarf. Eine Ausnahme sind die modernen Schnellzüge, die seit Anfang 2010 zwischen den Hauptbahnhöfen von Kaunas und Vilnius mit einer Reisedauer von lediglich 70 Minuten verkehren und so für die zahlreichen Pendler zwischen den beiden größten Metropolen Litauens erstmals eine Alternative zu den Expressbussen darstellen.
Die Schmalspurbahn Kaunas war von 1919 bis 1935 in Betrieb.
Flugverkehr |
Der Flughafen Kaunas (IATA-Flughafencode: KUN) wird noch recht wenig genutzt, da der 100 km entfernte Flughafen Vilnius den Hauptteil des litauischen Flugverkehrs abwickelt.
Seit der Flughafenbetreiber jedoch ein neues Gebührensystem eingeführt hat, erweiterten Billigflieger seit Herbst 2005 das Angebot. Die irische Ryanair betreibt am Flughafen Kaunas seit Mai 2010 eine Basis mit Flügen nach Zypern, Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Irland, Israel, Italien und Spanien. Deutschland wird nicht angeflogen. (Stand August 2017)
Die lettische Air Baltic verbindet Kaunas täglich via Riga mit verschiedenen Zielen in Europa und Zentralasien. Der Flughafen ist für die große litauische Immigrantengemeinde in Großbritannien und Irland seit dem EU-Beitritt eine wichtige Verbindung in die Heimat.
Schifffahrt |
Kaunas ist für Binnenschiffe vom Kurischen Haff (Memel) her über die Memel (Nemunas) erreichbar. Die Binnenschifffahrt spielt allerdings bislang anders als in sowjetischen Zeiten keine nennenswerte Rolle. Nachdem der alte Frachthafen privatisiert und wegen Unrentabilität geschlossen wurde, wurde ein neuer Hafen für die Frachtschifffahrt konzipiert. Daneben bestehen der Winterhafen und der Yachthafen.
Problematisch dabei ist auch, dass der Unterlauf der Memel ab Smalininkai die litauische und damit auch eine EU-Außengrenze zu Russland (ehem. Ostpreußen) ist. Es gibt Pläne, den sommerlichen Personenverkehr auf einem Schnellboot von Kaunas nach Nidden auf der Kurischen Nehrung, der vor einigen Jahren eingestellt worden war, wieder aufzunehmen.
Persönlichkeiten |
Töchter und Söhne der Stadt |
Zu den bekannten Persönlichkeiten, die in Kaunas geboren wurden, zählen unter anderen der Präsident der Republik Litauen (1998–2003, 2004–2009) Valdas Adamkus, die Ehefrau des Hitler-Attentäters Graf von Stauffenberg Nina von Stauffenberg (1913–2006) sowie der ehemalige Außenminister Israels (1988–1990) Mosche Arens.
Ehrenbürger |
- 1993: Vincentas Sladkevičius (1920–2000), Erzbischof von Kaunas (1989–1996)
- 1994: Vytautas Landsbergis (* 1932), erste Staatsoberhaupt Litauens nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990
- 1995: Bernardas Brazdžionis (1907–2002), Schriftsteller
- 1997: Algirdas Šocikas (1928–2012), Europameister der Amateurboxer 1953 und 1955 im Schwergewicht
- 1997: Arvydas Sabonis (* 1964), ehemaliger Basketballspieler
- 1997: Sigitas Tamkevičius (* 1938), Erzbischof von Kaunas (1996–2015)
- 2003: Rimantas Ruzas (1959–2002), litauischer Politiker
- 2005: Aleksander Kwaśniewski (* 1954), Präsident der Dritten Polnischen Republik (1995–2005)
- 2006: Valdas Adamkus (* 1926), Präsident der Republik Litauen (1998–2003, 2004–2009)
- 2015: Jurgis Brėdikis (* 1929), Kardiochirurg, Professor, ehemaliger Politiker (Gesundheitsminister) und Diplomat
Sonstiges |
Der Asteroid (73059) Kaunas, der 2002 von den litauischen Astronomen Kazimieras Černis und Justas Zdanavičius entdeckt wurde, wurde im Jahr 2005 nach der Stadt benannt.[16]
Literatur |
- Manfred Hellmann: Art. Kaunas. In: Lexikon des Mittelalters 5 (1991), Sp. 1087.
- Julija Reklaitė: Architekturführer Kaunas: Bauten ab 1918 bis heute. DOM publishers, Berlin 2016, ISBN 978-3-86922-441-1.
Weblinks |
Commons: Kaunas – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kaunas – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikinews: Kategorie:Kaunas – in den Nachrichten
Wikivoyage: Kaunas – Reiseführer
Offizielle Website der Stadt (litauisch, englisch)
Textilkunst-Biennale Kaunas (offizielle Seite)
Kunstinstitut Kaunas (offizielle Seite)
Luftfahrtmuseum (offizielle Seite)
Übersicht über die Festungswerke (englisch)
Einzelnachweise |
↑ Seniūnijos
↑ Jan Otrebski: Die Ortsnamen Kowno, and Olita in Litauen. In: Beiträge zur Namenforschung Ser. NS 6 (1971) S. 154 f.
↑ ab Kaunas2022.eu, offizielle Website (englisch, litauisch)
↑ Algirdas Zalnierius: The first castle of Kaunas. In: Albinas Kuncevicius (Hrsg.): Conference Castella Maris Baltici 6. Vilnius 2004, S. 219−230.
↑ Walther Stein: Vom deutschen Kontor in Kowno. In: Hansische Geschichtsblätter 22 (1916), S. 225−266.
↑ Encyclopaedia Judaica: Das Judentum in Geschichte und Gegenwart. Berlin 1932, Band 10, Sp. 358.
↑ Götz Borgwardt: Bernhard Schapiro (1888–1966): Talmudgelehrter - Arzt - Wegbereiter der Hormonbehandlung des Kryptorchismus. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 393–411; hier: S. 395.
↑ P. R. Magocsi: Historical Atlas of Central Europe. University of Washington Press, Seattle 2002, S. 109.
↑ vgl. die Bilderserien zu Kaunas im Bundesarchiv und bei der Bildagentur bpk (Abteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz); z. B. „Eine Gruppe jüdischer Frauen wird von Angehörigen der Litauischen Aktivistenfront zur Exekution geführt.“, „Massenerschießung von Juden durch Angehörige der Litauischen Aktivistenfront.“, „Pogrom in Kowno (Kaunas) vom 23.-28.Juni 1941. Ein junger Litauer erschlägt Juden mit einer Brechstange“, „ Kaunas.- Öffentliche Ermordung (Erschlagung) von Juden durch litauische Nationalisten nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht (Pogrom).“.
↑ Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
↑ Kas penktas klaipėdietis yra rusas, vilnietis - kas aštuntas
↑ Statistikos departamento duomenys
↑ statistikos departamento duomenys
↑ Kauno miesto savivaldybe Miesto partneriai. Abgerufen am 9. April 2019.
↑ 1940–1944 Timeline–Kovno. Archiviert vom Original am 16. Januar 2009; abgerufen am 19. März 2014.
↑ JPL Small-Body Database Browser NASA, eingesehen am 11. November 2017
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