Fürstliches Schloss Tölz
























Fürstliches Schloss Tölz

Kupferstich von Tölz von Matthäus Merian (1644): Schloss rechts im Bild

Kupferstich von Tölz von Matthäus Merian (1644): Schloss rechts im Bild



Entstehungszeit:
um 1460
Erhaltungszustand:
Burgstall
Ort:

Bad Tölz

Geographische Lage

47° 45′ 35,8″ N, 11° 33′ 40,7″ O47.75993711.561319Koordinaten: 47° 45′ 35,8″ N, 11° 33′ 40,7″ O


Fürstliches Schloss Tölz (Bayern)


Fürstliches Schloss Tölz





p3

Das Fürstliche Schloss Tölz ist ein abgegangenes Schloss in Bad Tölz im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen in Bayern.



Geschichte |


Ein verheerender Großbrand zerstörte 1453 in Tölz die Markstraße, sowie die erste, von Heinrich von Tollenz, erbaute Tölzer Burg. Albrecht III. ließ daraufhin auf dem Gelände von Neuem Rathaus, Schlossplatz und Bürgergarten bis 1460 das „Fürstliche Schloss“ errichten.[1][2]




Schloss Tölz im Jahre 1590 von Carl August Lebschée (1867), nach einem Fresko von Hans Donauer dem Älteren von ca. 1590


Der Stadtchronist Georg Westermayer beschrieb das Schloss als „sehr stattlich und geräumig“. Es war dreistöckig und besaß einen gepflasterten Innenhof mit Brunnen. Eine Zugbrücke führte zum Torhaus, eine weitere, innere Brücke zum Innenhof. Unter den vielen Räumlichkeiten hebt Westermayer besonders die Herzogstube, die Frauenstube, als Gemach der Herzogin, die Jungfrauenstube, als Zimmer der Kammerzofen, die Tafelstube, das Schreibstüberl, den Saal und die Schlosskapelle hervor.[3] Auch die Wohnung des Pflegers befand sich darin, nach Süden war ein großer Balkon ausgerichtet.[4] Die hohe Anzahl an Fenstern ließe sich daran ableiten, dass 1579 nach einem Unwetter 459 Fensterscheiben aus Glas ersetzt werden mussten (wobei es sich aber wohl um Butzenscheiben handelte). Diese waren schon seit 1548 aus „purgundischem waltglaß“. Der „große Garten“ des Schlosses besaß ein Sommerhaus, einen eigenen Weiher, Obstbäume und Weinstöcke und war von einer Mauer umgeben. 1556 zeigte sich dafür der Münchner Hofgärtner Lienhart verantwortlich, der fünf Mal jährlich aus München angeritten kam und „hat die pletzer putzt, die weinstöckh aufpunden, geschnitten, prochen und niedergelegt“.[5] Zum Schloss gehörte ein Tierzwinger, wo verschiedenes Wild gehalten wurde. Daran erinnert heute noch der Name „Rehgraben“. Am „Schuß“ und der Schrannwiese wurden Felder von Bauern aus Arzbach und Höfen bewirtschaftet, wofür der Burgpfleger diese mit Brot und Käse zu verköstigen hatte.[6]


Ab 1478 bewohnte das Schloss der bayerische Herzog Albrecht IV. Von hier aus erließ er am 12. August 1482 an den Aiblinger Pfleger Fraas den Befehl, Jörg Hohenrainer nach Aussterben der Waldecker in deren Herrschaftsgebiet einzusetzen. Auch soll er hier das Primogeniturrecht erlassen haben. Tölz, von dem der Herzog stets als „die Tölzerin“ sprach, stand weiterhin in dessen Gunst, auch aufgrund der Treue im Kampf gegen den Löwlerbund. Bei der Fehde mit seinem Bruder Wolfgang von Bayern wurde das Schloss 1492 von diesem eingenommen und geplündert.




Kupferstich von Tölz von Michael Wening (1701)


Nach dem Tod seines Vaters übernahm Kaspar III. Winzerer 1515 das Amt des Pflegers zu Tölz, sowie die Burghut über das Schloss.[7][8]Wilhelm IV. und seine Gemahlin Maria Jakobäa von Baden verweilten ebenfalls gerne und regelmäßig auf dem Schloss. Albrecht V. investierte viel für den Ausbau und die Verschönerung des Schlosses. Verbrachte noch Wilhelm V. gerne Zeit auf dem Schloss, fanden nachfolgende Herzöge und Kurfürsten daran weniger Gefallen, was auch an den hohen Unterhaltskosten lag. Lange Winter setzten dem Bauwerk zu, auch die Tatsache, dass das Schloss auf weichem Tuffstein erbaut wurde und so die Grundmauern gestützt werden mussten. Bereits am 27. Mai 1588 wurde aufgrund der Baufälligkeit des Schlosses ein Bote nach München gesandt. Als Maria Anna 1656 mit ihrem Sohn den Markt besuchte, wohnte sie lieber im Markt, als im maroden Schloss. Als während des Dreißigjährigen Krieges 1632 schwedische Truppen in Tölz einfielen, wurde das Schloss erneut geplündert.[9] 1660 beherbergte es als bevorzugter Sitz bayerischer Herzöge zuletzt den Landesfürsten Ferdinand Maria.[2]
Fortan diente das Schloss vor allem als Kaserne, der Unterhalt gestaltete sich aber zunehmend schwieriger. Am 20. Juli 1770 stürzten bei einem starken Unwetter weite Teile des Schlosses ein. Die Grundmauern des seit etwa 1650 baufälligen Gebäudes wurden nachts vom Ellbach, der damals zum Brandschutz durch die Marktstraße geleitet wurde,[10] unterspült. Dieser riss große Kavernen in den Hügel und weite Teile des Schlosses brachen daraufhin zusammen.[11][12] Über Todesfälle ist nichts bekannt.


Bis 1777 wurden weite Teile des Schlosses abgebrochen und dessen Steine in der Münchner Residenz verbaut. Laut Westermayer erfolgte die Abtragung des Schlosshügels ab 1800 und bis 1830 wurden die letzten Reste des Schlosses beseitigt.[9][2] Laut Stadtarchivar Erhard bestand der Schlosshügel allerdings 1836 noch zu Teilen, nebst dem Schlossweiher, wobei der gänzliche Abbruch erst in den 1850er Jahren erfolgte.[13] Auch Johann Nepomuk Sepp erwähnte, als Kind noch in der „Hexenkeuche“ gespielt zu haben.[14]


Vom Schloss sind heute keine Überreste mehr vorhanden. An das Schloss erinnert heute allein eine alte Mauer zwischen heutigem Rathaus und dem Parkplatz am Schlossplatz. Diese wurde vermutlich um 1577 erbaut und gehörte zum einstigen Schlossgarten.[15]



Einzelnachweise |




  1. Tölz in alten Bildern; Walter Frei, 2000; Seite 7


  2. abc Bad Tölz – Straßen, Plätze, Menschen; Walter Frei, Barbara Schwarz; 2003; Seite 52


  3. Die Chronik von Tölz; Verlag Günther Aehlig; Georg Westermayer; 3. Auflage 1976; Seite 113


  4. Isarkiesel; Nummer 2; Isarkiesel-Verlag; 1998; Seite 14; Die Tölzer Burgen


  5. Isarkiesel; Nummer 2; Isarkiesel-Verlag; 1998; Seite 11; Die Tölzer Burgen


  6. Die Chronik von Tölz; Verlag Günther Aehlig; Georg Westermayer; 3. Auflage 1976; Seite 114


  7. Bad Tölz – Straßen, Plätze, Menschen; Walter Frei, Barbara Schwarz; 2003; Seite 12


  8. Bad Tölz; Christoph Schnitzer, Roland Haderlein, Claudia Petzl; CS-Verlag; 2006; Seite 18


  9. ab Eintrag zu Schloss Tölz (Neues Schloss, Fürstliches Schloss) in der privaten Datenbank „Alle Burgen“; abgerufen am 27. Juni 2016.


  10. Tölz in alten Bildern; Walter Frei, 2000; Seite 16


  11. Denkmäler in Bayern: Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen; Karl M. Lipp-Verlag; Georg Paula, Angelika Wegener-Hüssen; 1994; Seite 16


  12. Tölz in alten Bildern; Walter Frei, 2000; Seite 8


  13. Die Chronik von Tölz; Verlag Günther Aehlig; Georg Westermayer; 3. Auflage 1976; Seite 250


  14. Isarkiesel; Nummer 2; Isarkiesel-Verlag; 1998; Seite 14; Die Tölzer Burgen


  15. Klaus Schieder: Der Stadtgeschichte verschrieben. In: Süddeutsche Zeitung. 15. April 2018, abgerufen am 20. April 2018. 



Weblinks |


  • Eintrag zu Schloss Tölz in der privaten Datenbank „Alle Burgen“.

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