Physiologie




Die Physiologie (altgriechisch φύσις .mw-parser-output .Latn{font-family:"Akzidenz Grotesk","Arial","Avant Garde Gothic","Calibri","Futura","Geneva","Gill Sans","Helvetica","Lucida Grande","Lucida Sans Unicode","Lucida Grande","Stone Sans","Tahoma","Trebuchet","Univers","Verdana"}phýsis, deutsch ‚Natur‘ und λόγος lógos, deutsch ‚Lehre‘, ‚Vernunft‘ bzw. φυσιολογία physiología, deutsch ‚Naturkunde‘) ist die Lehre von den normalen Lebensvorgängen in den Zellen, Geweben und Organen aller Lebewesen; sie bezieht das Zusammenwirken aller physikalischen, chemischen und biochemischen Vorgänge im gesamten Organismus in ihre Betrachtung ein. Hierdurch grenzt sie sich von der Biochemie und der Anatomie sowie von der Pathologie und der Pathophysiologie ab. Ziel der Physiologie ist es, Vorhersagen über das Verhalten eines betrachteten Systems (zum Beispiel Stoffwechsel, Bewegung, Keimung, Wachstum, Fortpflanzung) zu formulieren.


Physiologisch geforscht und ausgebildet wird in der Biologie, der Ernährungswissenschaft, der Medizin, der Pharmazie, der Psychologie und in der Sportwissenschaft.


Das Adjektiv physiologisch wird auch im Sinne von normal, beim gesunden Menschen auftretend, nicht krankhaft, verwendet. Dementsprechend bezeichnet unphysiologisch oder pathologisch eine Abweichung von den normalen, beim gesunden Lebewesen auftretenden oder wünschenswerten Lebensvorgängen.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


  • 2 Hauptgebiete der Physiologie


  • 3 Ausbildung zum Facharzt für Physiologie in Deutschland


  • 4 Siehe auch


  • 5 Literatur


    • 5.1 Humanmedizin


    • 5.2 Pflanzenphysiologie


    • 5.3 Tierphysiologie




  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Geschichte |


Die Bezeichnung Physiologie wurde um 1525 von Jean François Fernel geprägt. Bis ins 19. Jahrhundert beschäftigte sich die Physiologie jedoch sowohl mit der Funktionsweise der belebten als auch dem Werden und Vergehen in der unbelebten Natur und umfasste somit auch noch die Gebiete der Physik und der Mineralogie.[1] Erste selbstständige Lehrstühle für Physiologie im deutschsprachigen Raum entstanden zwischen 1853 und 1859 in Tübingen, Berlin, Heidelberg, Bonn und Jena.[2] Zur Eingliederung der Physiologie in die exakten Naturwissenschaften trug vor allem der Anatom und Physiologe Carl Ludwig (1816–1895) bei, der schrieb, dass „die Physiologie aus der Anatomie hervorgewachsen und bei dem Physiker und Chemiker in die Lehre gegangen ist [...]“.



Hauptgebiete der Physiologie |


Die Themengebiete der Physiologie sind vielfältig. Insbesondere arbeitet sie mit der Biochemie zusammen, welche früher auch ‚Physiologische Chemie‘ genannt wurde. Der Blick der Physiologie ist auf die Dynamik biologischer Vorgänge und deren kausale Zusammenhänge gerichtet; sie analysiert also eher Veränderungen wie etwa Informationsverarbeitung denn statische Zustände. Die wichtigsten Werkzeuge – Versuchsanordnungen und Messverfahren – kommen im Fachgebiet Physiologie aus der Physik und der Chemie.


Abgeleitet von der traditionellen Gliederung der Biologie bzw. als Teilgebiet der Medizin gibt es die drei Schwerpunkte




  • Pflanzenphysiologie im Fachgebiet Botanik und


  • Tierphysiologie im Fachgebiet Zoologie und Tiermedizin, sowie


  • Physiologie des Menschen als Teilgebiet der Medizin


Neben Pflanzen, Tieren und Menschen befasst sich die Physiologie auch mit allen anderen Lebewesen.


Ohne die Physiologie wäre eine gezielte Pharmakologie nicht möglich; denn sie kann Wirkungen, Eigenschaften und Nachteile von Medikamenten teilweise beschreiben und auch voraussagen.


Physiologen analysieren die grundlegenden Lebensprozesse auf unterschiedlichen Ebenen der Komplexität; Beispiele hierfür sind:




  • Enzymreaktionen in einzelnen Zellen

  • die Photosynthese als hervorstechendes Merkmal oberirdischer Pflanzenorgane


  • hormonelle Regelkreise, die das Lebewesen in seiner Gesamtheit betreffen.


Auch krankhafte Zustände werden untersucht, wofür sich mit der Pathophysiologie ein eigenes Teilgebiet etabliert hat. Die Grenzen der Physiologie zu Anatomie, Biochemie, Molekularbiologie, Psychologie und Neurobiologie sind fließend.


An deutschen Universitäten ist die Physiologie des Menschen meist an den medizinischen Fakultäten beheimatet und zählt mit Biochemie, Anatomie und Psychologie sowie den drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik zu den vorklinischen Fächern, die im Rahmen des Physikums auch eine staatliche Zwischenprüfung darstellen.



Ausbildung zum Facharzt für Physiologie in Deutschland |


Um in Deutschland nach einem abgeschlossenen Medizinstudium als „Facharzt für Physiologie“ tätig zu werden, bedarf es einer vierjährigen Weiterbildungszeit. Auf diese kann ein Jahr in einem anderen medizinischen Fachgebiet angerechnet werden.


Die Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG) verleiht an entsprechend qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Antrag die Bezeichnung „Fachphysiologin/Fachphysiologe der DPG“, wenn sie die Weiterbildungsbedingungen der DPG erfüllen.[3]



Siehe auch |



  • Arbeitsphysiologie

  • Bekleidungsphysiologie

  • Muskelphysiologie

  • Neurophysiologie

  • Ökophysiologie

  • Sinnesphysiologie

  • Sportphysiologie

  • Wahrnehmungsphysiologie



Literatur |



Humanmedizin |




  • Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl (Hrsg.): Physiologie. 7. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-796007-2.

  • Robert F. Schmidt, Florian Lang, Manfred Heckmann (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 31. Auflage. Springer, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-01650-9.


  • Erwin-Josef Speckmann, Jürgen Hescheler, Rüdiger Köhling (Hrsg.): Physiologie. 6. Auflage, Urban & Fischer / Elsevier, München 2013, ISBN 978-3-437-41319-3.

  • Gilles Bouvenot und Christian Delboy: Geschichte der großen physiologischen Konzepte. In: Illustrierte Geschichte der Medizin. Deutsche Bearbeitung von Richard Toellner u. a., Sonderauflage in sechs Bänden, Salzburg 1986, Band V, S. 2788–2817.

  • Holger Münzel: Max von Frey. Leben und Wirken unter besonderer Berücksichtigung seiner sinnesphysiologischen Forschung. Würzburg 1992 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 53), ISBN 3-88479-803-0, insbesondere S. 175–207 (Kurzbiographien).


  • Karl Eduard Rothschuh: Geschichte der Physiologie. Göttingen/Berlin/Heidelberg 1953.



Pflanzenphysiologie |


  • Peter Schopfer, Axel Brennicke: Pflanzenphysiologie. Begründet von Hans Mohr. 7. Auflage, Springer Spektrum, Nachdruck 2016, ISBN 978-3-6624-9879-8.


Tierphysiologie |


  • Jan-Peter Hildebrandt et al. (Hrsg.): Penzlin – Lehrbuch der Tierphysiologie. Begründet von Heinz Penzlin. 8. Auflage. Springer Spektrum, 2014, ISBN 978-3-6425-5368-4.


Weblinks |



 Commons: Physiologie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Commons: Physiologen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Physiologe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Deutsche Physiologische Gesellschaft

  • Physiologie Animationen



Einzelnachweise |




  1. Claudia Wiesemann: Physiologie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1158 f.


  2. Karl Eduard Rothschuh: Physiologie im Werden. Stuttgart 1969, S. 173.


  3. Deutsche Physiologische Gesellschaft: Weiterbildungsordnung
    Deutsche Physiologische Gesellschaft: Fachphysiologe










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