Inschrift






Beispiel für die rote Einfärbung der eingemeißelten Buchstaben. Fragment einer Inschrift (Fasti triumphales) aus dem Jahre 12 v. Chr.




Hausinschrift mit dem Symbol eines Lebensbaums




Portalinschrift an der Georgenkirche in Eisenach


Inschriften sind Zeichen (meist Schrift, seltener Symbole), die auf einem stabilen Träger, in der Mehrzahl auf Objekten mit festem Standort, eingelassen sind. Aber auch die Beschriftung im Feld einer Münze wird als Inschrift[1] bezeichnet.
Bei sprachlichen Darstellungen handelt es sich vor allem um Gedenk-, Grab-, Weih-, Ehren-, Bildhauer-, Bau- Freilassungsinschriften, Gelübde, Schenkungen an Götter, Dekrete, privat- und sakralrechtliche Inschriften.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Funktion, Material und Technik


  • 2 Nachhaltige Wirkung der klassischen römischen Inschriften


  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Anmerkungen





Funktion, Material und Technik |


Inschriften haben die Funktion, eine Information über einen langen Zeitraum bzw. unvergänglich zu fixieren. Im Allgemeinen ist damit auch die Aufgabe der Repräsentation oder des Erinnerns und Gedenkens verbunden. Zugleich sollen über die visuelle Wahrnehmung durch die Art und Weise der Darstellung bestimmte Gefühle angesprochen, ausgelöst werden wie z. B. Wertschätzung, Würde, Erhabenheit, Achtung, Respekt, Ehrfurcht, u. a. Diese Rolle wird nicht allein durch eine entsprechende Größe, sondern vor allem durch den gezielten Einsatz gestalterischer grafisch/plastischer Mittel realisiert bzw. unterstützt. Das verwendete Material und die Technik sind immanenter Bestandteil der ästhetischen Wirkung.


Inschriften sind oft in Stein eingemeißelt. Nicht selten werden die Buchstaben zusätzlich eingefärbt oder vergoldet. In der Antike wurden die Buchstaben oft mit roter Farbe nachgezogen. Auch Metallguss bzw. -gravuren finden für Inschriften Verwendung. Eine besondere Technik stellt das Sgraffito (Kratzputz) dar. Darüber hinaus wird auch mit spitzen Gegenständen in Mauern oder anderes Material gekritzelt bzw. geritzt sowie mit Farbe auf Holz oder auf Wände gemalt Graffiti.


Die ältesten uns bekannten Inschriften stammen aus der frühen Antike. Als historische Quellen sind sie insbesondere für die Erforschung der Antike und des Mittelalters von Bedeutung. Sie ergänzen und berichtigen die Kenntnis über die Lebenswelt aus dieser Zeit und helfen Geschichte rekonstruieren. Inschriften werden von einer eigenen Disziplin erforscht, der als historische Hilfswissenschaft geltenden Epigraphik. Die Anzahl der antiken Inschriften geht in die Hunderttausende. Seit 1853 werden die lateinischen Inschriften durch die Institution Corpus Inscriptionum Latinarum aus dem gesamten Raum des ehemaligen Imperium Romanum in geographischer und systematischer Ordnung erfasst. Sie ist seit ihrer Begründung durch Theodor Mommsen die maßgebliche Dokumentation des epigraphischen Erbes der römischen Antike.



Nachhaltige Wirkung der klassischen römischen Inschriften |




Inschrift der Trajanssäule


Aus der großen Vielfalt von antiken Inschriften ragen in ihrer Bedeutung für die Schriftgeschichte die Denkmale[2] der römischen Kaiserzeit heraus. Die repräsentativ gestalteten Buchstaben der Capitalis monumentalis stellen einen Kristallisationspunkt in der Entwicklung des lateinischen Alphabetes dar. In diesen antiken Meisterwerken der Schriftgestalter und Steinmetze hat die ästhetische Ausformung der lateinischen Großbuchstaben ihren Höhepunkt erreicht. Gleichzeitig war damit die Form der Buchstaben (außer H, J, K, U, W, Y und Z, die erst später ergänzt wurden) endgültig festgelegt, kanonisiert.


In der Renaissance setzte eine intensive Beschäftigung mit den klassischen Inschriften ein. Viele Künstler und Wissenschaftler, u. a. auch Albrecht Dürer,[3] der Mathematiker Luca Pacioli[4] und Francesco Torniello, haben sich mit dem Formenkanon der Majuskel auseinandergesetzt. Unterstützt von geometrischen Messungen waren sie bemüht, die Schönheit dieses Alphabetes didaktisch transparent zu machen. Die Eleganz und Klarheit dieser Schrift beruhen vor allem auf den Proportionen[5] der Buchstaben, dem Fett- Fein-Kontrast in der Linienführung, ihren Serifen und schließlich auf dem Rhythmus, der dem Gesamtschriftbild innewohnt. Die Humanisten haben diese Großbuchstaben in ihre Schriften, die humanistische Minuskel [6] und die humanistische Kursive [7] übernommen. Beide bildeten die Modelle für die ersten lateinischen Drucktypen: die Antiqua und die Kursiv. Die künstlerisch ausgereiften Formen der klassischen römischen Inschriften haben über 2000 Jahre hinweg bis in die Gegenwart hinein ästhetische Maßstäbe gesetzt. Eines der berühmtesten Beispiele aus dieser Zeit ist die Inschrift der Trajanssäule[8] (114 n. Chr.).
Die Capitalis monumentalis bzw. klassische römische Kapitale, stellt auch für zeitgenössische Schriftgestalter eine grundlegende Orientierung dar.



Siehe auch |



  • Bustrophedon

  • Stolpersteine

  • Römische Bleirohrinschrift

  • Grabinschrift

  • Weihinschrift

  • Trajan (Schriftart)



Literatur |




  • Albert Kapr: Deutsche Schriftkunst. Ein Fachbuch für Schriftschaffende. Dresden: Verlag der Kunst, 1955.

  • Edward M. Catich: Letters Redrawn from the Trajan Inscription in Rome. The Catfish Press, 1961.


  • Jan Tschichold: Meisterbuch der Schrift. Ein Lehrbuch mit vorbildlichen Schriften aus Vergangenheit und Gegenwart für Schriftenmaler, Graphiker, Bildhauer, Graveure, Lithographen, Verlagshersteller, Buchdrucker, Architekten und Kunstschulen. 3. unv. Nachdruck der 2. Auflage. Otto Maier-Verlag, Ravensburg 1965, ISBN 3-473-61100-X

  • Edward M. Catich: The Origin of the Serif: Brush writing and Roman letters . The Catfish Press, 1968.

  • Albert Kapr: Schriftkunst. Geschichte, Anatomie und Schönheit der lateinischen Buchstaben. Dresden: Verlag der Kunst, 1971. ISBN 3-364-00624-5.

  • Albert Kapr: Ästhetik der Schriftkunst. Thesen und Marginalien. Leipzig: Fachbuchverlag, 1977.

  • Walter Ohlsen: Proportionsanalyse der Inschrift der Trajanssäule, Friedrich Wittig Verlag Hamburg, 1981. ISBN 3-8048-4222-4

  • Thomas Neukirchen: Inscriptio. Rhetorik und Poetik der Scharfsinnigen Inschrift im Zeitalter des Barock. Tübingen 1999 (Studien zur deutschen Literatur, Bd. 152), ISBN 978-3-484-18152-6.


  • Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters. 3. unveränderte Auflage Berlin 2004. (Grundlagen der Germanistik 24). ISBN 3-503-07914-9.

  • Kolb, Anne; Fugmann, Joachim: Tod in Rom. Grabinschriften als Spiegel römischen Lebens. In: Kulturgeschichte der antiken Welt; 106. Mainz: Zabern 2008. S. 36–40, Nr. 4.



Weblinks |



 Wiktionary: Inschrift – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Wikisource: Epigraphik – Quellen und Volltexte


 Commons: Inschriften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Commons: Corpus Inscriptionum Latinarum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Commons: Boustrophedon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Deutsche Inschriften Online. Die Inschriften des deutschen Sprachraumes in Mittelalter und Früher Neuzeit (DIO). Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 11. Mai 2016. 


  • Forschungsgruppe "Religiöser und kultureller Transfer in der Antike" an der Universität Erfurt

  • Werner Eck: Einführung in die lateinische Epigraphik (PDF; 2,7 MB)



Anmerkungen |




  1. Helmut Kahnt, Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte. Ein Lexikon. Bibliographisches Institut, Leipzig 1986, Lizenzausgabe Mannheim/Wien/Zürich 1987, ISBN 3-411-02148-9, S. 385.


  2. Vgl. auch Helmut Häusle: Das Denkmal als Garant des Nachruhms. Eine Studie zu einem Motiv in lateinischen Inschriften. München 1980 (= Zetemata. Band 75).


  3. Dürer, Albrecht: Underweysung der Messung, mit dem Zirckel und Richtscheyt, in Linien, Ebenen und gantzen corporen, Nüremberg, 1525. Seite 115 und folgende. Online


  4. Luca Pacioli: Divina Proportione. Die Lehre vom Goldenen Schnitt - Nach der venezianischen Ausgabe vom Jahre 1509 , S. 359, 361 u. 363 [1]


  5. Walter Ohlsen: Proportionsanalyse der Inschrift der Trajanssäule, Friedrich Wittig Verlag Hamburg, 1981. ISBN 3-8048-4222-4


  6. Beispiel für die Übernahme der Capitalis monumentalis in die humanistische Minuskel


  7. Beispiel für die Übernahme der Capitalis monumentalis in die humanistische Kursive


  8. Verschiedene Ansichten der Inschrift der Trajanssäule hier, hier und hier




Popular posts from this blog

Statuo de Libereco

Tanganjiko

Liste der Baudenkmäler in Enneberg