Heer (Bundeswehr)












































Heer

Logo des Heeres
Aufstellung
12. November 1955
Land

DeutschlandDeutschland Deutschland
Streitkräfte

Emblem Bundeswehr
Typ

Teilstreitkraft
(Landstreitkräfte)
Grobgliederung

Verbandsabzeichen Kommando Heer

Verbandsabzeichen 1. Panzerdivision
Verbandsabzeichen 10. Panzerdivision
Verbandsabzeichen Division Schnelle Kräfte
Verbandsabzeichen 1. Dt.-Nl. Korps (dt. Anteil)
Verbandsabzeichen Eurokorps (dt. Anteil)
Verbandsabzeichen MNK NO (dt. Anteil)
Gefechtssimulationszentrum Heer (Bundeswehr).svg Amt für Heeresentwicklung
Verbandsabzeichen Ausbildungs­kommando


Stärke

Aktive Soldaten: 61.946[1] (31. Dezember 2018)
davon Frauen:
4.081[2] (31. Dezember 2018)

Verstärkungs- und Personalreserve:

ca. 16.000[3]


Unterstellung

Verbandsabzeichen des Führungsstabs der Streitkräfte Generalinspekteur der Bundeswehr
Hauptsitz Kommando Heer

DEU Strausberg COA.svg Strausberg, Von-Hardenberg-Kaserne
Leitung

Inspekteur des Heeres

Generalleutnant Jörg Vollmer

Das Heer ist neben Marine und Luftwaffe eine der drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr. Das Heer ist Kern der Landstreitkräfte und Träger von Landoperationen sowie Operationen luftbeweglicher und luftmechanisierter Kräfte. Mit einem Umfang von rund 62.000[1] Soldaten im Frieden ist das Heer die größte Teilstreitkraft. In allen Bereichen der Bundeswehr dienen rund 115.000 Soldaten in Heeresuniform.[4]


Im Rahmen multinationaler Einsätze wie z. B. KFOR und Resolute Support sind ständig Heereskontingente im Auslandseinsatz.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Auftrag und Aufgaben


  • 2 Organisation


    • 2.1 Führung


    • 2.2 Stellung in der Bundeswehr


    • 2.3 Gliederung


    • 2.4 Beteiligung an multinationalen Verbänden


    • 2.5 Kräftekategorien


    • 2.6 Truppengattungen


    • 2.7 Standorte




  • 3 Rekrutierung und Ausbildung


    • 3.1 Rekrutierung


    • 3.2 Soldaten


    • 3.3 Reservisten


    • 3.4 Ausbildung


    • 3.5 Dienstgrade




  • 4 Ausrüstung


    • 4.1 Fahrzeuge und Hauptwaffensysteme


    • 4.2 Handwaffen


    • 4.3 Nukleare Gefechtsfeldwaffen


    • 4.4 Uniform


      • 4.4.1 Dienstanzug


      • 4.4.2 Feldanzug






  • 5 Geschichte


    • 5.1 Kurzfassung


    • 5.2 Vorgeschichte


    • 5.3 Heeresstruktur I 1955–1959


    • 5.4 Heeresstruktur II 1959–1970


    • 5.5 Heeresstruktur III 1970–1979


    • 5.6 Heeresstruktur IV 1980–1990


    • 5.7 Heeresstruktur V 1990–1992


    • 5.8 Heeresstruktur V (N) 1993–1997


    • 5.9 Neues Heer für neue Aufgaben 1997–2001


    • 5.10 Transformation 2002–2009


    • 5.11 Neuausrichtung der Bundeswehr


    • 5.12 Ausblick


    • 5.13 Einsätze




  • 6 Das Ehrenmal des Heeres


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise


  • 10 Anmerkungen





Auftrag und Aufgaben |




Kampfpanzer Leopard 2


Als Teilstreitkraft der Bundeswehr ist der Auftrag des Heeres grundsätzlich deckungsgleich mit dem Auftrag und den Aufgaben der Bundeswehr, wie sie vom Generalinspekteur der Bundeswehr und dem Bundesminister der Verteidigung erarbeitet bzw. verantwortet werden. Maßgebliche Veröffentlichungen dazu sind die Verteidigungspolitischen Richtlinien[5], die Konzeption der Bundeswehr[6] und das Weißbuch.[7]


Das Heer hat sich nach dem Ende des Kalten Krieges von einer reinen Landstreitkraft zur Landesverteidigung zu einem Heer mit erweitertem Aufgabenspektrum gewandelt. In den Verteidigungspolitischen Richtlinien werden folgende Aufgaben für die Bundeswehr definiert:




  • Landesverteidigung als Bündnisverteidigung im Rahmen der Nordatlantischen Allianz

  • internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung – einschließlich des Kampfs gegen den internationalen Terrorismus

  • Beteiligung an militärischen Aufgaben im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU

  • Beiträge zum Heimatschutz, Verteidigungsaufgaben auf deutschem Hoheitsgebiet


  • Amtshilfe in Fällen von Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen, zum Schutz kritischer Infrastruktur und bei innerem Notstand

  • Rettung und Evakuierung sowie Geiselbefreiung im Ausland

  • Partnerschaft und Kooperation als Teil einer multinationalen Integration und globalen Sicherheitszusammenarbeit im Verständnis moderner Verteidigungsdiplomatie


  • humanitäre Hilfe im Ausland[5]


Im Weißbuch wird dem Heer folgende Rolle zugewiesen: „Das Heer ist Kern der Landstreitkräfte und Träger von Landoperationen sowie Operationen luftbeweglicher und luftmechanisierter Kräfte.“[7]




Organisation |



Führung |


Der oberste truppendienstliche Vorgesetzte des Heeres ist der Inspekteur des Heeres. Der Inspekteur des Heeres bekleidet den Rang eines Generalleutnants und ist unmittelbar dem Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt. Der Inspekteur ist Befehlshaber im Kommando Heer. Über das Kommando Heer stellt er die Einsatzbereitschaft der Teilstreitkraft Heer sicher und führt die unterstellten Truppenteile. Dem Inspekteur bzw. dem Kommando Heer unterstehen unmittelbar das Ausbildungskommando Heer, das Amt für Heeresentwicklung sowie die Divisionen und die deutschen Anteile der multinationalen Verbände.




Stellung in der Bundeswehr |


Das Heer ist



  • eine der drei Teilstreitkräfte der Bundeswehr sowie

  • einer der sechs militärischen Organisationsbereiche der Bundeswehr.


Seit Gründung der Bundeswehr ist das Heer die zahlenmäßig größte Teilstreitkraft. Dies ergab sich im Kalten Krieg aus den der Bundeswehr zugewiesenen Aufgaben im Verteidigungskonzept der NATO für Europa, heute vor allem aus der Vielzahl an Aufgaben, die die Bundeswehr im Rahmen ihrer Auslandseinsätze zu bewältigen hat und die – im Vergleich aller Teilstreitkräfte – weiterhin große Heereskontingente erfordern.




Gliederung |



Das Kommando Heer (KdoH) ist die einzige Höhere Kommandobehörde des Heeres. Dieser sind die drei Divisionen, die deutschen Anteile an den multinationalen Verbänden, das Ausbildungskommando Heer mit den Ausbildungseinrichtungen des Heeres und das Amt für Heeresentwicklung mit Schwerpunkt Konzeption und Weiterentwicklung unterstellt. Truppen im Auslandseinsatz unterstehen für die Dauer ihres Einsatzes truppendienstlich dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw). Nach der Einnahme der Struktur HEER2011 wurde die Gliederung des Heeres weiteren Veränderungen unterzogen. Folgende Übersicht zeigt die grundlegende aktuelle Gliederung:



  • Verbandsabzeichen KdoHKommando Heer in Strausberg (Inspekteur des Heeres)

    • Deutsche Anteile Multinationale Korps

      • Eurokorps

      • 1. Deutsch-Niederländisches Korps

      • Multinationales Korps Nord-Ost




    • Verbandsabzeichen DSKDivision Schnelle Kräfte, Stadtallendorf


      • Luftlandebrigade 1 „Saarland“, Saarlouis


      • Kommando Spezialkräfte, Calw


      • 11. luftbewegliche Brigade, Arnheim (NiederlandeNiederlande Niederländisches Heer)




    • Verbandsabzeichen 1. PzDiv1. Panzerdivision, Oldenburg


      • Panzerlehrbrigade 9, Munster


      • Panzerbrigade 21 „Lipperland“, Augustdorf


      • Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“, Neubrandenburg


      • 43. Mechanisierte Brigade, Havelte (NiederlandeNiederlande Niederländisches Heer)[8][9]




    • Verbandsabzeichen 10. PzDiv10. Panzerdivision, Veitshöchheim


      • Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“, Amberg


      • Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“, Bad Reichenhall


      • Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, Frankenberg/Sa.

      • Deutsche Anteile Deutsch-Französische Brigade, Müllheim




    • internes VerbandsabzeichenAusbildungskommando Heer, Leipzig
      • Ausbildungseinrichtungen des Heeres



    • Wappen des Amts für HeeresentwicklungAmt für Heeresentwicklung, Köln





Beteiligung an multinationalen Verbänden |




Deutsche, dänische und polnische Offiziere des Multinationalen Korps Nord-Ost bei einer Gedenkfeier


Im Rahmen von NATO und der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU sind Truppen des Heeres ständig in multinationale Stäbe und Verbände integriert. Das Heer war von 1955 bis 1990 fest in die mittlerweile gelockerte NATO-Kommandostruktur eingebunden. Das Heer bleibt jedoch in den Streitkräfteplanungsprozess der NATO eingebunden. Heute sind die Korps die Träger der Multinationalität. Das Heer stellt im Bedarfsfall Kräfte für EU Battlegroups, für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO und für Missionen der Vereinten Nationen. Die Heerestruppen sind dazu jedoch nicht ständig in diese multinationale Verbände eingegliedert, sondern werden meist nur im Bedarfsfall abgestellt. Eine Ausnahme bildet die ständig präsente Deutsch-Französische Brigade. Weitere Beteiligungen des Heeres an multinationalen Verbänden sind:




  • Eurokorps: Das Heer stellt ständig den deutschen Anteil an der Deutsch-Französische Brigade und im Bedarfsfall die 10. Panzerdivision


  • 1. Deutsch-Niederländisches Korps: Das Heer stellt im Bedarfsfall die 1. Panzerdivision


  • Multinationales Korps Nord-Ost: Das Heer stellt im Bedarfsfall Truppenteile für das dänisch-polnisch-deutsche Korps ab.


Das Heer stellt in diesen Verbänden außerdem ständig den deutschen Anteil der Stäbe sowie in begrenztem Umfang Führungsunterstützungskräfte. Das Fernmeldebataillon 610 ist beispielsweise ständig in das Multinationale Korps Nord-Ost eingebunden. Am Allied Command Europe Rapid Reaction Corps ist das deutsche Heer nur mit wenigen Generalstabsoffizieren ständig beteiligt, hat aber die 1. Panzerdivision als im Bedarfsfall abzustellenden Verband vorgesehen. In besonderer Weise ist auch das Multinationale Kommando Operative Führung der Streitkräftebasis zur Führung multinationaler Verbände, beispielsweise der EU oder NATO, befähigt. Die Niederlande haben einen bedeutenden Teil ihres Heeres in das deutsche Heer eingegliedert. Für Ausbildung und Übung sind dazu die 11. luftbewegliche Brigade und die 43. mechanisierte Brigade der Niederländischen Streitkräfte dauerhaft in deutsche Divisionen eingegliedert.



Kräftekategorien |


Die Truppenteile des Heeres sind anhand drei streitkräftegemeinsamer Kräftekategorien klassifiziert. Die Einteilung der Verbände in diese Kategorien ergibt sich hinsichtlich des unterschiedlichen Auftrags, der Verfügbarkeit, der Ausbildung sowie der Ausrüstung des jeweiligen Verbandes. Die Kräftekategorien sind eine Reaktion auf das erweiterte Aufgabenspektrum des Heeres und die damit verbundenen Auslandseinsätze, die sich hinsichtlich ihrer Aufgaben voneinander unterscheiden. Die Verbände der jeweiligen Kräftekategorie sind dazu einer jeweiligen Aufgabe zugeordnet. Die drei Kräftekategorien sind:




  • Eingreifkräfte werden als schnell verfügbare und besonders robuste Kräfte für (multinationale) Kriseninterventionsoperationen hoher Intensität vorgehalten und werden dazu bevorzugt ausgerüstet. Im Heer ist dazu u. a. die 1. Panzerdivision zur Division Eingreifkräfte umgewidmet worden.


  • Stabilisierungskräfte sind Verbände zur Durchführung friedenserhaltender (multinationaler) Stabilisierungsoperationen mittlerer Intensität.


  • Unterstützungskräfte sichern den Grundbetrieb des Heeres im Einsatz und in Deutschland.


Das Konzept der Kräftekategorien wird voraussichtlich im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr – wenn überhaupt – eine nur noch weitgehend untergeordnete Rolle spielen.[10]



Truppengattungen |





KSK-Vorführung auf der ILA 2000


Durch den Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres wurde am 17. Oktober 2005 die offizielle Gliederung der Truppengattungen des Heeres bekannt gegeben.[11] Jede Truppengattung fasst Truppenteile gemäß ihren Fähigkeiten und ihrer Ausrüstung zusammen. Äußerlich ist die Zugehörigkeit beispielsweise an der Waffenfarbe (Farbe der Kragenspiegel bzw. der Litzen, etc.) oder am Barettabzeichen erkennbar. Die Einteilung nach Truppengattungen entspricht nicht der truppendienstlichen Gliederung des Heeres. Sinn der Einteilung in Truppengattungen ist vielmehr vor allem die einheitliche Ausbildung, Rüstung und Weiterentwicklung funktional ähnlicher Teilbereiche des Heeres. Dazu sind für die Truppengattungen Schulen oder Zentren eingerichtet, an deren Spitze jeweils ein Offizier (meist ein Brigadegeneral) in den Dienststellungen General der Infanterie, General der Panzertruppen usw. in besonderer Weise für die Weiterentwicklung und Ausbildung einer Truppengattung verantwortlich zeichnet. Folgende Tabelle stellt die Einteilung der Truppengattungen gemäß dem Kommandeurbrief zusammen.














































































































Truppengattungs-
verbund
Truppengattung

Kragen-
spiegel
[A 1]

Barett
[A 2]

Taktisches
Zeichen
[A 3]
Stärke[A 4]

Kampftruppen

Infanterie

Fallschirmjägertruppe

HD W Kragenspiegel Inf.svg


BBM Barettabzeichen FschJg pix.png


TZ AirborneINF.svg

2 Fallschirmjägerregimenter mit:
12 Fallschirmjägerkompanien davon
- 2 schwere Kompanien
- 4 Fallschirmjäger-EGB(Kommando)-Kompanien

- 2 Luftlandesanitätskompanien


- 2 Luftlandeunterstützungskompanien



Gebirgsjägertruppe

GHM Barettabzeichen GebTrp pix.png


TZ MtnINF.svg

3 Gebirgsjägerbataillone mit:
12 Gebirgsjägerkompanien
davon 3 schwere Kompanien

Jägertruppe

BGM Barettabzeichen Jg pix.png


TZ INF.svg

5 Jägerbataillone mit:
18 Jägerkompanien
davon 4 schwere Kompanien

Panzertruppen

Panzergrenadiertruppe

BGM Barettabzeichen PzGren pix.png


TZ PG.svg

9 Panzergrenadierbataillone mit:
27 Panzergrenadierkompanien

Panzertruppe

HD W Kragenspiegel Pz.svg


BSM Barettabzeichen Pz pix.png


TZ PZ.svg

6 Panzerbataillone (1 teilaktiv) mit:
16 Panzerkompanien

Spezialkräfte

HD W Kragenspiegel Inf.svg


BBM Barettabzeichen KSK pix.png


TZ SpecialForces.svg

Einsatzkräfte mit:
5 Kommandokompanien
davon 1 Spezialkommandokompanie

Kampfunterstützungstruppen

Artillerietruppe

HD W Kragenspiegel Art.svg


BRM Barettabzeichen Art pix.png


TZ ART.svg

4 Artilleriebataillone mit:
4 Raketenartilleriebatterien
9 Panzerartilleriebatterien
4 Beobachtungs-/ Aufklärungsbatterien

Heeresfliegertruppe

HD W Kragenspiegel HFlg.svg


BBM Barettabzeichen HFlg pix.png


APP-6 Army Aviation.svg

2 Transportregimenter
1 Kampfhubschrauberregiment

Pioniertruppe

HD W Kragenspiegel Pi.svg


BRM Barettabzeichen Pi pix.png


TZ PIO.svg

6 Bataillone
+ 3 selbstständige Kompanien

Einsatz- und Führungsunterstützungstruppen

Fernmeldetruppe

HD W Kragenspiegel Fm.svg


BRM Barettabzeichen Fm pix.png


TZ FM.svg

1 Bataillon
+ 3 Kompanien

Heeresaufklärungstruppe

HD W Kragenspiegel HAufkl.svg


BSM Barettabzeichen HAufkl pix.png


TZ AU.svg

6 Bataillone
+ 1 Kompanie
+ 2 Luftlandaufklärungskompanien

Heereslogistiktruppen

Instandsetzungstruppe

HD W Kragenspiegel HLog.svg


BRM Barettabzeichen Inst pix.png


TZ INST.svg

6 Bataillone

Nachschubtruppe

BRM Barettabzeichen Nsch pix.png


TZ SPPL.svg


Sanitätsdienst Heer

HD W Kragenspiegel San.svg


BKM Barettabzeichen San pix.png


TZ SAN.svg

2 Luftlandesanitätskompanien
(organisch in den Fallschirmjägerregimentern)

Sanitätszentrum KSK



Mitte 2013 wechselte der Militärmusikdienst im Heer zur Streitkräftebasis.[A 5] Am 23. April 2013 wurde die ABC-Abwehrtruppe dem am gleichen Tag in Dienst gestellten ABC-Abwehrkommando und somit der Streitkräftebasis unterstellt.[12] Bereits im Jahr 2012 wurde die Heeresflugabwehrtruppe als Heerestruppe vollständig aufgelöst und ein Großteil der Aufgaben an die Luftwaffe abgegeben. Im Jahr 2001 hatte die neu aufgestellte Streitkräftebasis bereits einige der zuletzt zum Heer gehörenden Truppengattungen übernommen. Hierzu zählen die Feldjägertruppe, die Truppe für Operative Information, die Fernmeldetruppe EloKa und die 2003 aufgelöste Topographietruppe.




Standorte des Heeres



Standorte |


Das Heer ist in Kasernen fast im gesamten Bundesgebiet stationiert. Keine größeren Truppenteile befinden sich lediglich in den Ländern Bremen, Hamburg und Berlin. Im französischen Straßburg befindet sich der einzige größere Standort des Heeres im Ausland. Die militärischen Anlagen, d. h. Kasernen, Depots und Truppenübungsplätze selbst stehen aber größtenteils nicht unter der Verwaltung des Heeres, sondern werden vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr über seine Bundeswehr-Dienstleistungszentren bzw. von Truppenübungsplatzkommandanturen der Streitkräftebasis betrieben.


Das Standortkonzept hat sich seit Ende des Kalten Krieges und spätestens mit Vorlage des Standortkonzeptes 2004 unter Bundesverteidigungsminister Peter Struck grundlegend verändert. Zahlreiche Standorte, die bis 1990 in der Nähe der zugewiesenen Verteidigungsräume der Truppenteile lagen, wurden einhergehend mit der Verkleinerung des Heeres aus Kostengründen geschlossen und die Truppenteile in wenigen Räumen konzentriert, die oftmals nahe geeigneter Ausbildungseinrichtungen (z. B. Truppenübungsplätze) liegen. Truppenkonzentration befinden sich heute beispielsweise in der Lüneburger Heide um die Truppenübungsplätze Munster und Bergen, in Ostwestfalen-Lippe (u. a. Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne), in Franken, an der Saar, Westthüringen, im Alpenraum und im Bayerischen Wald.[13]




Rekrutierung und Ausbildung |



Rekrutierung |


Das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) ist eine Bundesoberbehörde, welche im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr für die Personalführung der Soldaten und Beamten bis einschließlich Besoldungsgruppe A16 sowie des Tarifpersonals ab Entgeltgruppe 9 sowie die militärische und zivile Personalgewinnung zuständig ist. Um eine umfassende Information von Interessenten über alle zivilen und militärischen Berufsbilder der Bundeswehr zu gewährleisten, werden 110 ständig besetzte und bis zu 200 mobile Karriereberatungsbüros eingerichtet. Neben diesen Elementen in der Fläche werden 16 Karrierecenter der Bundeswehr mit einem umfassenden Beratungs- und Informationsangebot für Politik, Behörden und Wirtschaft geschaffen.



Soldaten |




Deutsche Soldaten mit G36 vor Spähpanzer Luchs in Bosnien, 2002


Das Heer ist seit dem Ende des Kalten Krieges deutlich verkleinert worden. Im Juni 2015 hatte das Heer eine Stärke von rund 60.000 Soldaten.[1] Seit 2001 sind alle Laufbahnen des Heeres uneingeschränkt für Frauen geöffnet. Im Heer dienen etwa 3.390 weibliche Soldaten. (Stand Dezember 2010).[14] Dies entsprach im Dezember 2010 einem Anteil von etwa 5,2 % an allen Berufs- und Zeitsoldaten im Heer. Der von einberufenen Wehrpflichtigen zu leistende Grundwehrdienst dauerte zuletzt sechs Monate. Die Wehrpflicht wurde zum 1. Juli 2011 ausgesetzt; die letzten Wehrpflichtigen wurden im Januar 2011 eingezogen. Seit dem 1. Juli 2011 besteht das Heer damit erstmals in seiner Geschichte – sieht man von dem kurzen Zeitraum zwischen 1955 und 1957 ab – ausschließlich aus Freiwilligen.


Im Vergleich zur Gesamt- bzw. Heeresstärke anderer europäischer Armeen (z. B. von Frankreich, Großbritannien oder Italien) hat das deutsche Heer eine relativ geringe Stärke. Dies erklärt sich durch die deutsche Besonderheit der Organisationsbereiche der Streitkräftebasis und des Zentralen Sanitätsdienstes, in denen im großen Umfang Heeressoldaten (offizielle Bezeichnung: „Heeresuniformträger“) Dienst leisten. In allen Bereichen der Bundeswehr dienen derzeit rund 115.000 Heeresuniformträger.[4]


Nach dem Dienstverhältnis lassen sich die Soldaten in Berufssoldaten, Soldaten auf Zeit, und Freiwillig Wehrdienstleistende differenzieren.




Reservisten |




Klassische ZMZ-Einsätze umfassen beispielsweise die Hochwasserbekämpfung gemeinsam mit zivilen Organisationen wie dem THW


Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland sieht für die Streitkräfte eine Wehrpflicht vor, die Mitte 2011 ausgesetzt wurde. Wehrpflichtige Männer wurden bisher in ihrem zuletzt mindestens sechs Monate dauernden Wehrdienst für eine Aufgabe in den Streitkräften ausgebildet und waren danach wie auch heute noch Freiwillige nach ihrer Dienstzeit in der Regel Teil der Reserve. Im Verteidigungsfall oder bei anderen Krisen könnte das Heer durch Reservisten daher deutlich aufwachsen. Zur Katastrophenbewältigung sind Reservisten ein wichtiges Kernelement der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit. Während im Kalten Krieg Soldaten nach ihrem aktiven Wehrdienst meist fest in Verbände des Territorialheeres eingeplant wurden, um im Verteidigungsfall das Feldheer zu unterstützen, sind viele ehemals beim Heer angesiedelte Aufgaben des Territorialheeres in den Aufgabenbereich der Streitkräftebasis übergegangen. Viele der Ergänzungstruppenteile im Heer wie die Heimatschutzverbände wurden aufgelöst und ihr für den Verteidigungsfall eingelagertes Material vernichtet. Gediente Soldaten sind nach ihrer Dienstzeit zwar weiterhin Reservisten, werden aber deutlich seltener als im Kalten Krieg fest einem nicht aktiven Verband zugeordnet. Wehrübungen sind mittlerweile selten und meist freiwillig. Dennoch sind auch heute noch im Heer weiterhin Dienstposten für Reservisten ausgeplant und es existieren weiterhin Ergänzungstruppenteile im Heer. Dazu zählen im Heer zukünftig u. a. zwei teilaktive Panzerbataillone, zwei nicht aktive Panzergrenadierbataillone und zwei Pionierbataillone. Diese Verbände verfügen in der Regel aber über kein eigenes schweres Gerät, sondern sind als Ausbildungsverbände konzipiert, die zur Ausbildung auf das Gerät aktiver Verbände zurückgreifen. Die Zahl dieser strukturgebundenen Beorderungsdienstposten für Reservisten (Verstärkungsreserve) im Heer beträgt 8.000 Soldaten. Weitere Reservisten sind „als Ersatz“ oder zur Verstärkung („Spiegeldienstposten“) regulärer Dienstposten in aktiven Truppenteilen im Heer eingeplant. Diese Reservisten bilden die Personalreserve, die rund 8.000 Dienstposten umfasst.[3] Alle sonstigen nicht fest auf Dienstposten eingeplanten Reservisten bilden die mehrere hunderttausend Heeressoldaten umfassende allgemeine Reserve. Besondere Bedeutung hat die Verwendung von besonders fachlich qualifizierten Reservisten zur Deckung eines besonderen Bedarfes bei den Auslandseinsätzen. Reservisten können durch Wehrübungen und die Teilnahme an Lehrgängen innerhalb ihrer Laufbahn befördert werden und ggf. in die nächste Laufbahn aufsteigen, höchstens jedoch bis zum Dienstgrad Oberst.



Ausbildung |


Alle Soldaten des Heeres durchlaufen zunächst die dreimonatige Grundausbildung (GA). Die Inhalte der Grundausbildung sind identisch in allen Organisationsbereichen der Streitkräfte. Zur Durchführung der Grundausbildung bilden die Bataillone meist spezielle Ausbildungskompanien. Mehrheitlich erst nach der Grundausbildung werden die Soldaten in ihre Stammeinheiten versetzt. Die weitere Ausbildung erfolgt für die meisten Soldaten im aktiven Dienst meist in den regulären Kompanien. Ausnahmen sind die Offizieranwärterbataillone, die für Offizieranwärter zunächst Ort ihrer truppengattungsunabhängigen Ausbildung sind. Besondere laufbahn- oder truppengattungsspezifische Lehrgänge werden vor allem an den Ausbildungseinrichtungen des Heeres durchgeführt. Daneben gibt es auch spezielle Ausbildungseinheiten, die beispielsweise die Ausbildung angehender Kraftfahrzeugmechaniker, Richtschützen, Kraftfahrer durchführen und mittlerweile teils im Bereich der Streitkräftebasis angesiedelt sind. Jeder erfolgreiche Ausbildungsabschnitt wird durch die Ausbildungs- und Tätigkeitsnummer (ATN) nachgewiesen. Obligatorisch für Unteroffiziersanwärter ist der Besuch der Unteroffizierschule des Heeres, während die angehenden Offiziere die Offizierschule des Heeres zum Erwerb ihrer Offiziersbriefe besuchen müssen. Viele Lehrgänge sind mittlerweile aber auch an Ausbildungseinrichtungen der Streitkräftebasis zu absolvieren. Offiziere aller Teilstreitkräfte absolvieren an den Universitäten der Bundeswehr in den allermeisten Fällen ein ziviles Studium, das nicht in direktem Zusammenhang mit ihrer militärischen Verwendung stehen muss. Für die Ausbildung und Weiterentwicklung der Truppengattungen tragen dabei die Kommandeure einiger Ausbildungseinrichtungen neben den Verantwortlichen im Ausbildungskommando Heer und im Amt für Heeresentwicklung besondere Verantwortung. Diese besetzen die Dienststellungen General der Infanterie, General der Panzertruppen, General der Heeresaufklärungstruppe usw. Fast jede Truppengattung weist ein Lehrbataillon oder mindestens eine Lehrkompanie auf, die in besonderer Weise neben ihren Aufgaben als regulärer Verband an der Ausbildung und Weiterentwicklung der Truppengattung beteiligt ist und daher auf die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen angewiesen ist. Diese Verbände und Einheiten dienen zur Erprobung neuer Technologien, Dienstvorschriften und Verfahren, sowie zur Demonstration der Fähigkeiten der Truppengattung. Die meisten dieser Verbände sind Teil der Panzerlehrbrigade 9.



Dienstgrade |


Die Laufbahnen der Soldaten sind in die drei Laufbahnen der Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere gegliedert. Die Laufbahnen Unteroffiziere und Offiziere sind unterteilt in Dienstgradgruppen. Niedrigster Rang im Heer ist der Soldat mit der Dienstgradbezeichnung seiner Truppengattung wie Jäger, Panzerschütze, Panzergrenadier, Kanonier u.w. Höchster Rang im Heer ist der Dienstrang eines Generals. Zu diesem werden nur Soldaten ernannt, die eine Position oberhalb der Befehlsstruktur des Heeres innehatten; der Inspekteur des Heeres ist ein Generalleutnant. Die Anrede eines Offiziers ab Brigadegeneral ist unabhängig vom Dienstrang „Herr General“. Die Bezeichnungen der Dienstgrade sind in den Teilstreitkräften Heer und Luftwaffe identisch.




Ausrüstung |



Fahrzeuge und Hauptwaffensysteme |




Der Eurocopter Tiger ist neben dem Puma und dem NH90 eines der größten Rüstungsvorhaben des Heeres


Die Hauptwaffensysteme sind der Kampfpanzer Leopard 2, der Schützenpanzer Marder und der Schützenpanzer Puma, welcher seit 2015 [15] als Nachfolger des Marder zuläuft.


Waffensysteme der Infanterie sind vor allem der Waffenträger Wiesel sowie der Transportpanzer GTK Boxer. Die Artillerietruppe nutzt die Artilleriesysteme MARS und Panzerhaubitze 2000. Weitere ungepanzerte und gepanzerte Rad- und Kettenfahrzeuge sowie die Transport-, Verbindungs- und Unterstützungshubschrauber der Heeresflieger ergänzen die Ausrüstung des Heeres.


Im Dezember 2017 verfügte das Heer nach dem "Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme"[16] über folgende Hauptwaffensysteme:




























































































Fahrzeug
Bild
Anzahl[A 6]
Verteilung und Anmerkungen
Gesamtbestand Bundeswehr
Verfügungsbestand Heer
Aktive Systeme

Kampfpanzer
Leopard 2

Kpz Leopard 2
244
PLAN: 328 (ab 2020 zulaufend)
176


Schützenpanzer
Marder

Spz Marder
382
319
Die Außerdienststellung des Marders ist erst mit der Erlangung der Einsatzreife des Schützenpanzer Puma (ca. 2024) geplant.

Raketenartilleriesystem
MARS

MARS
41
15
zurzeit 8 je Raketenartilleriebatterie

Panzerhaubitze 2000

Panzerhaubitze 2000
121
75

Waffenträger
Wiesel 1 TOW und MK

Wiesel 1 mit 20-mm-Maschinenkanone
272
120 (TOW & MK)
Varianten TOW und MK für u. a. Infanterieverbände.
In den schweren Kompanien: 60 Stück in der Variante TOW und 60 Stück in der Variante MK

Transportpanzer Fuchs

Transportpanzer Fuchs (TPz Fuchs) der Bundeswehr (10579660405).jpg
907
684


Transportpanzer GTK Boxer

Infanterie-Gruppenfahrzeug
274 (inkl. 72 des Zentralen Sanitätsdienstes)
Plan: 404 (ein zweites Los über 131 Fahrzeuge läuft ab 2017 zu)
167


Spähwagen Fennek

Spähwagen Fennek (4x4).JPG
220
180

Systeme im Zulauf

Schützenpanzer
Puma

Spz Puma
176
Plan: 350
112


Kampfhubschrauber
Eurocopter Tiger

UH Tiger
52
Plan: 40 (insgesamt werden 57 Systeme beschafft)
39


Taktischer Transporthubschrauber (TTH) NH90

NH90 der Heeresflieger
58
Plan: 82
37




Handwaffen |


Als Bewaffnung verfügt der Soldat je nach Einsatzzweck über zahlreiche Handwaffen, so meist das Sturmgewehr HK G36. Einige Soldaten führen als Ordonnanzwaffe weiter das G3, das gegenüber dem G36 den Vorzug einer höheren Durchschlagskraft bietet. Fahrzeugbesatzungen sind häufig noch mit der MP2 (Uzi) als Handfeuerwaffe in der Sekundärbewaffnung ausgestattet. Diese wurde durch die HK MP7 bereits teilweise ersetzt. Die Standardpistole der Bundeswehr insbesondere in der Sekundärbewaffnung ist die P8 – die Vorgängerpistole P1 ist nur noch selten in Gebrauch. Infanteriegruppen führen ein Maschinengewehr MG3 oder HK MG4 mit. Die Scharfschützen in den Infanterie- und Panzergrenadierkompanien sind mit dem G 22 oder dem G82 ausgestattet, die Zielfernrohrschützen einer Infanteriegruppe meist mit einer modifizierten Version des G3. Zur Panzerabwehr steht neben der Panzerfaust 3 auch die Panzerabwehrlenkrakete MILAN zur Verfügung. Letztere kommt bevorzugt aufgesessen zum Einsatz. Zur Ausstattung der Infanterie gehören weiterhin die Granat-Maschinen-Waffe GMW 40 und der Mörser 120 mm. Aufgrund des hohen Gewichts werden die MILAN, der HK GMW sowie der 120 mm-Mörser überwiegend auf Waffenträger verlastet.




Nukleare Gefechtsfeldwaffen |


Der Einsatz nuklearer Gefechtsfeldwaffen durch die Artillerietruppe des Heeres war im Kalten Krieg eine taktische Option für den Verteidigungsfall, wenn auch die entsprechenden Granaten und Raketen erst durch die amerikanischen Streitkräfte im Rahmen der Vereinbarungen zur nuklearen Teilhabe bereitgestellt werden mussten. Obwohl technisch auch heute noch möglich, führten Beschlüsse der nuklearen Planungsgruppe der NATO 1991 zu einem Verzicht solcher Einsatzszenarien.



Uniform |



Dienstanzug |




Fallschirmjäger im Großen Dienstanzug mit bordeauxrotem Barett und grüner Waffenfarbe. Vorne die Fahnenabordnung mit Truppenfahnen der Bundeswehr.


Der Dienstanzug des Heeressoldaten unterscheidet sich vom Dienstanzug aller anderen Teilstreitkräfte und ist überwiegend in Feldgrau gehalten. Auch in der Streitkräftebasis dienen Heeresuniformträger. Im Vergleich zur Marine wird der Dienstanzug im normalen Truppendienst seltener getragen. Zum Dienstanzug gehört das Barett (bei der Gebirgstruppe die Bergmütze). Durch Barettfarbe und Barettabzeichen ist meist eine Identifikation der Truppengattung möglich. Ausnahmen davon sind aber zahlreich. Beispielsweise tragen die meisten Angehörigen eines Luftlandeverbandes das bordeauxrote Barett. Offizieranwärter tragen ein marineblaues Barett mit dem Abzeichen der Truppengattung für die sie vorgesehen sind. Marineblaue Baretts tragen beispielsweise auch Angehörige der multinationalen Deutsch-französischen Brigade und einiger multinationaler Korpsstäbe. Letztere Soldaten tragen außerdem auch einheitliche Barettabzeichen, so dass keine Identifizierung der Truppengattung anhand ihrer Kopfbedeckung möglich ist. Die Heeresuniformträger des Wachbataillons tragen ein besonderes Barettabzeichen – für sie gelten ohnehin in Hinblick auf die Uniform zahlreiche Besonderheiten. Gebirgsjäger und andere jetzige oder ehemalige Gebirgstruppenteile tragen eine abgewandelte Form des Dienstanzugs. Zum Berganzug mit Skibluse und Keilhose tragen diese die Bergmütze und Bergstiefel. Die Laufbahnen und eingeschränkt auch die Dienstgradgruppen lassen sich neben den Dienstgradabzeichen auch an den verschiedenartig ausgeführten Paspelierungen an den Schulterklappen und Kragen sowie den Doppellitzen der Krangenspiegel erkennen (für Generale beispielsweise goldene Kordel als Paspel oder Litze, für andere Offiziere Silber, für Unteroffiziere mit Portepee altgolden usw.). Eine weitere Identifikation der Truppengattung kann über die Waffenfarbe am Kragenspiegel und an den farblichen Unterlegungen oder Umrandungen der Dienstgradabzeichen bzw. Schulterklappen vorgenommen werden. Die Dienstgradabzeichen selbst bestehen beim Dienstanzug nicht mehr aus einfachem Druck oder Stickereien, sondern sind aus Metall gefertigt und werden auf die Schulterklappen aufgesteckt. Am linken Ärmel wird das gestickte Verbandsabzeichen des Großverbandes getragen, also das der Brigade, der Division, des entsprechenden Stabes (z. B. Verbandsabzeichen des Heeresführungskommandos oder der Truppenschule), des Wehrbereichskommandos usw. (siehe auch Liste der Verbandsabzeichen der Bundeswehr). An der rechten Brusttasche darf zusätzlich ein internes Verbandsabzeichen getragen werden, das die Zugehörigkeit zu einer Einheit, einem Bataillon oder anderen Verband demonstriert. Dazu kommen eine ganz Reihe weiterer Abzeichen, die auf die Dienststellung, Ausbildung oder Verdienste der einzelnen Träger zurückgehen. Kompaniefeldwebel tragen zum Beispiel eine goldene Kordel über die Schulter. Unteroffiziere und Mannschaften eine ggf. erworbene Schützenschnur. Auszeichnungen, z. B. das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit andere Ehrenzeichen der Bundeswehr oder für die Teilnahme an Einsätzen, werden meist über der linken Brusttasche als Bandschnalle getragen. Ärmelbander werden im Heer nur von wenigen Heeresuniformträgern getragen. Dies sind im Bereich des Heeresführungskommandos nur die Heeresflieger und die Soldaten der Panzerlehrbrigade 9. Im Bereich des Ausbildungskommandos Heer beispielsweise die Angehörigen (nicht Lehrgangsteilnehmer) der Offizierschule des Heeres. Einige für bestandene Lehrgänge verliehene Abzeichen oder durch bestimmte Qualifikationen erworbene, z. B. das Fallschirmspringerabzeichen, das Heeresbergführerabzeichen oder andere Tätigkeitsabzeichen werden wiederum meist oberhalb der rechten Brusttasche angebracht und sind aus Metall. Uniformknöpfe, Stickereien der Ärmelbänder und Dienstgradabzeichen aus Metall sind silberfarben, nur für die Dienstgradgruppe Generale sind sie goldfarben.


Für besonders feierliche Anlässe (Großer Zapfenstreich, Trauerfeiern) kann der Große Dienstanzug befohlen werden. Die Soldaten tragen dann beispielsweise oft Helm statt Barett, Kampfstiefel statt Halbschuhe, Überfallhose und Lederkoppel über der Dienstjacke oder dem Mantel. Besondere Uniformabwandlungen zeichnen auch die Feldjäger, die meisten Angehörigen der Musikkorps oder Fahnenkommandos aus, denn diese tragen zum Dienstanzug das Weißkoppelzeug.



Feldanzug |


Die häufigste Anzugart im Heer ist der Feldanzug in seiner Grundform. Zu Kampfstiefeln (oder Bergstiefeln), Feldhose und Feldbluse in Flecktarnmuster (bei Panzerbesatzungen und Heeresfliegern auch einteilige Panzerkombinationen in oliv oder flecktarn) wird dazu im Gefechts- und Wachdienst meist die Feldmütze oder der Gefechtshelm getragen. Damit wird häufig die Splitterschutzweste oder die Feldkoppel (Tragehilfe für Klappspaten, Feldflasche, Kampfmesser etc.) kombiniert. Außerhalb des Wach- und Gefechtsdienstes wird häufig zum Feldanzug das Barett oder die Bergmütze getragen. Die Dienstgradabzeichen sind einfacher als am Dienstanzug und bestehen nur aus gedruckten oder gestickten Dienstgradschlaufen, die auf die Schulterklappen aufgeschoben werden. Die Truppengattung kennzeichnet keine Paspelierung, sondern einfache Litzen, die ebenfalls auf die Schulterklappen aufgeschoben werden. Im Unterschied zur Marine sind die Stickereien für Mannschaften und Unteroffiziere nie goldfarben. Die Dienstgradabzeichen der Offiziere von Marine und Heer unterscheiden sich ohnehin in ihrer Form, obwohl die Stickereien für Generale des Heeres ebenfalls goldfarben sind. Nur in der Tarnausführung (schwarze Stickereien) gleichen sich die Abzeichen der Mannschafts- und Unteroffizierdienstgrade von Heer und Marine. Eine Unterscheidung ist dann nur – gegebenenfalls neben der Kopfbedeckung – über die fehlende Litze der Marineuniformträger möglich. Der Unterschied zum Feldanzug der Luftwaffe ergibt sich deutlich durch die auf den Luftwaffendienstgradschlaufen aufgestickten Schwingen. Verbandsabzeichen werden nicht am Feldanzug getragen; das interne Verbandsabzeichen als Anhänger nur außerhalb des Gefechtsdienstes sonst manchmal auch als (nicht fest angebrachtes) Ärmelabzeichen. Tätigkeits- und an Lehrgänge gebundene Abzeichen (z. B. bestandener Einzelkämpferlehrgang) sind im Gegensatz zur Ausführung für den Dienstanzug am Feldanzug lediglich gestickt und aufgenäht. Besondere Auszeichnungen, die am Dienstanzug meist als Bandschnalle getragen werden, werden am Feldanzug nicht getragen.




Geschichte |



Kurzfassung |


Die ersten Soldaten des Heeres traten am 12. November 1955 ihren Dienst an und im April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen einberufen. Das Heer sieht sich ausdrücklich nicht in der Tradition der Wehrmacht. Im Kalten Krieg war die Hauptaufgabe der Bundeswehr die Landesverteidigung. Mit der Auflösung des Kommandos Territoriale Verteidigung 1969 wurden dessen Aufgaben dem Heer übertragen und dieses organisatorisch in das in die NATO-Kommandostruktur integrierte Feldheer und das unter nationalem Kommando stehende Territorialheer unterteilt. Nach Beitritt der im Wiedervereinigungsprozess wieder errichteten Länder der Deutschen Demokratischen Republik sowie Gesamtberlins zur Bundesrepublik Deutschland wurden Teile der Landstreitkräfte der Nationalen Volksarmee in das Heer integriert. Das Feldheer wuchs dadurch auf 42 Kampfbrigaden und auf 360.000 aktive Soldaten auf und erreichte damit seine historische Maximalgröße. Das Territorialheer wurde als eigener Teilbereich im Heer 2001 aufgelöst und verbliebene territoriale Strukturen und Aufgaben in den neu geschaffenen Organisationsbereich Streitkräftebasis eingegliedert. Die Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt. Seitdem ist das Heer Teil einer Freiwilligenarmee. Seit April 2012 ist der Generalinspekteur der Bundeswehr truppendienstlicher Vorgesetzter aller Soldaten des Heeres.



Vorgeschichte |




Hohe Mitarbeiter des Amtes Blank, u. a. Theodor Blank selbst, im Jahr 1955. Da die Bundeswehr noch nicht gegründet war, trug auch der spätere Heeresgeneral und Generalinspekteur Adolf Heusinger zivil.


Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur, der fast vollständigen Zerschlagung der Wehrmacht und der sich daran anschließenden Besetzung der Gebiete des Deutschen Reiches durch die alliierten Siegermächte war an die Aufstellung neuer deutscher Streitkräfte für einige Jahre nicht zu denken. Der beginnende Kalte Krieg zwischen Ost und West sollte dies ändern. Bereits ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland stimmte die Beratende Versammlung des Europarates unter dem Eindruck des Koreakrieges der Bildung einer europäischen Armee mit deutscher Beteiligung am 11. August 1950 zu. Bundeskanzler Konrad Adenauer war bestrebt, die Westbindung der Bundesrepublik zu stärken. 1951 wurde der militärisch gegliederte und mit leichten Kriegswaffen ausgestattete Bundesgrenzschutz (BGS) in einer Stärke von 10.000 Mann aufgestellt; Dienstgruppen zur Unterstützung der westalliierten Besatzungstruppen hatten allerdings schon länger bestanden. Die BGS-Verbände bildeten vielfach einen Grundstock für die späteren Heeresverbände. In der Himmeroder Denkschrift skizzierten ehemals hochrangige deutsche Militärs der Wehrmacht die Grundzüge eines neu aufzustellenden „deutschen Kontingents im Rahmen einer internationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“. Für die deutschen Landstreitkräfte sah die Denkschrift bis 1952 die Bildung einer 250.000 Mann starken Armee vor. Die Militärs sahen die Bildung von zwölf Panzerdivisionen und sechs Korpsstäben mit dazugehörigen Korpstruppen vor, da nur die Panzerdivisionen eine Kampfkraft aufbringen könnten, die zahlenmäßig weit überlegenen Truppen des späteren Warschauer Paktes zurückzuwerfen. Am 26. Oktober 1950 wurde Theodor Blank zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“ ernannt. Dieser Vorläufer des Verteidigungsministeriums wurde etwas euphemistisch als „Amt Blank“ tituliert, diente aber explizit der Vorbereitung der Wiederbewaffnung Westdeutschlands. Das Amt Blank legte bereits im März 1954 die Pläne zur Organisation der neuen deutschen Landstreitkräfte vor. Diese sahen die Bildung von sechs Infanterie-, vier Panzer- und zwei Panzergrenadierdivisionen als deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas im Rahmen einer Europäische Verteidigungsgemeinschaft (siehe auch Pleven-Plan) vor. Nach einem Beschluss der Londoner Neun-Mächte-Konferenz vom 28. September bis 3. Oktober 1954 wurde der Eintritt Deutschlands in die NATO mit Wirkung zum 9. Mai 1955 – also vor Aufstellung eigener Truppen – als Ersatz für die politisch gescheiterte Europäische Verteidigungsgemeinschaft beschlossen. Erst nach dem NATO-Beitritt 1955 wurde das Amt in das Bundesverteidigungsministerium umgewandelt nachdem der Bundestag bereits am 8. Februar 1952 einem deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas zugestimmt hatte und das Grundgesetz seit dem 26. Februar 1954 entsprechend um die Artikel zur Wehrhoheit des Bundes ergänzt worden war. Theodor Blank wurde erster Verteidigungsminister. Keimzelle des Heeres bildete die Abteilung V Heer im Verteidigungsministerium. Unterabteilungen waren die Bereiche V A Führung und Ausbildung, V B Organisation sowie V C Logistik.



Heeresstruktur I 1955–1959 |




Generalleutnant Adolf Heusinger, General Hans Speidel mit Bundesminister der Verteidigung Theodor Blank bei Überreichung der Ernennungsurkunden für die ersten 101 Freiwilligen der Bundeswehr in Bonn


Die eigentliche Geschichte des Heeres und der Bundeswehr beginnt 1955. Die ersten Soldaten des Heeres traten am 12. November 1955 ihren Dienst in Andernach an. Im April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen einberufen. Das Heer sah sich bei der Gründung ausdrücklich nicht in der Nachfolge der zehn Jahre zuvor besiegten Wehrmacht, sondern in der der preußischen Militärreformen und des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus um die Gruppe der Freiheitskämpfer vom 20. Juli 1944. Gleichwohl wurde das Offizierskorps aus Mangel an Alternativen lange Zeit vor allem durch ehemalige Offiziere des Heeres der Wehrmacht geprägt. Erster Inspekteur des Heeres wurde der ehemalige General der Panzertruppe Hans Röttiger, der bereits an der Ausarbeitung der Himmeroder Denkschrift beteiligt war. Bis zum Ende des Kalten Krieges 1989 bestimmte die Konfrontation zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt die Geschichte des Heeres.


Das Heer war von Anfang fest in die NATO-Struktur eingebunden und sollte bis 1959 in der Heeresstruktur I insgesamt zwölf Heeresdivisionen stellen. Bis 1966 sah die NATO-Strategie einen massiven atomaren Vergeltungsschlag im Falle eines Angriffs der in Europa an konventionellen Kräften überlegenen sowjetischen Streitkräfte vor. 1956 wurden als erste Truppenteile des Heeres sieben Lehrkompanien in Andernach aufgestellt und der Aufbau der Truppenschulen des Heeres begann. Am 1. April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen in das Heer einberufen. Zur Aufstellung der nun insgesamt geplanten zwölf Panzer- und Grenadierdivisionen wurden die bestehenden Verbände etwa alle sechs Monate in zwei Verbände geteilt. Dennoch konnten bis 1959 nicht alle geplanten zwölf Divisionen der NATO unterstellt werden. Ende 1958 betrug die Stärke des Heeres etwa 100.000 Mann. Das Heer griff bei der Ausrüstung zunächst auf amerikanisches Material wie den Kampfpanzer M47 zurück.


Die Landstreitkräfte der Bundeswehr waren zunächst in das Heer und die Territoriale Verteidigung gegliedert. Das Heer war fest in die NATO-Kommandostruktur eingebunden. Als oberste Führungsebene der territorialen Streitkräfte wurde 1957 das „Amt für territoriale Verteidigung“ – später in „Kommando Territoriale Verteidigung“ umbenannt – aufgestellt. Das Kommando Territoriale Verteidigung unterstand direkt dem Bundesministerium der Verteidigung. Im engeren Sinn bildete die Territorialverteidigung daher einen eigenen Bereich neben den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe. Die Truppenteile für die Territoriale Verteidigung stand unter nationalem Kommando und war nicht voll in die NATO-Kommandostruktur integriert.



Heeresstruktur II 1959–1970 |




Bundeswehrsoldaten mit MG1 und G3 während eines Manövers 1960. Im Hintergrund ein Schützenpanzer Kurz „Hotchkiss“, Typ Spähpanzer.




Panzer der Bundeswehr vom Typ M47 Patton, 1960




Übergabe Truppenfahnen Heer 1965


Die Entwicklung sowjetischer taktischer Atomwaffen machte eine neue Heeresstruktur noch vor endgültiger Einnahme der Zielstruktur der Heeresstruktur I notwendig. Um die Auswirkungen von Angriffen mit atomaren Gefechtsfeldwaffen auf das Heer zu minimieren wurden die bis zu 28.000 Soldaten fassenden und als unbeweglich eingestuften Divisionen in kleinere und mobilere Einheiten – die Brigaden – gegliedert. Diese kleineren Einheiten sollten auch auf dem atomaren Gefechtsfeld mehrere Tage durchhaltefähig sein, zur beweglich geführten Verteidigung und zu schnellen Gegenangriffen fähig sein. Die neuen Panzer- und Panzergrenadierbrigaden waren außerdem zum Gefecht der verbundenen Waffen befähigt. Jede Division sollte sich aus drei Brigaden zusammensetzen. Die Panzerbrigade setzte sich standardmäßig aus einem Panzergrenadierbataillon, zwei Panzerbataillonen, einem Panzerartilleriebataillon und einem Versorgungsbataillon zusammen. Die Panzergrenadierbrigade bestand aus einem motorisierten Grenadierbataillon, zwei Panzergrenadierbataillonen, einem Panzerbataillon, einem Feldartilleriebataillon sowie einem Versorgungsbataillon. Die Grenadierdivisionen erhielten die Bezeichnung „Panzergrenadierdivision“. Ende 1959 konnten insgesamt 11 Divisionen und 27 Brigaden aufgestellt werden. Das Feldheer hatte 1959 eine Stärke von 148.000 Mann. Das Territorialheer stellte Anfang der 1960er Jahre die ersten (überwiegend nicht aktiven) Jägerbataillone und Sicherungskompanien auf. 1965 waren 34 der geplanten 36 Brigaden aufgestellt und die 12. Panzerdivision wurde als letzte der geplanten Divisionen der NATO einsatzbereit gemeldet. 1969 war das Heer auf 305.000 Mann aufgewachsen. Die Doktrin der massiven Vergeltung wurde 1967 durch die Strategie Flexible Response abgelöst, die noch den Einsatz nuklearer Waffen vorsah und die Strategie der Vorneverteidigung mit sich brachte. Das Heer war dazu im Rahmen der nuklearen Teilhabe bereits 1969 mit drei nuklearfähigen Raketenartilleriebataillonen und zwei nuklearfähigen Feldartilleriebataillonen aufgestellt – weitere Einheiten waren geplant. Dem Heer liefen in der Heeresstruktur II weitere neue Waffensysteme zu. Die Panzerverbände erhielten zunächst den amerikanischen Kampfpanzer M 48, später den Kampfpanzer Leopard. Die Panzergrenadiere erhielten zunächst den skandalumwitterten und wenig leistungsfähigen Schützenpanzer HS 30, später den deutschen Schützenpanzer Marder. Weiterhin beschaffte die Bundesrepublik Kanonen- und Raketenjagdpanzer, Mannschaftstransportpanzer M113 und Transporthubschrauber Bell UH-1D.


Ab 1961 wurden die geplanten Verbände der Territorialen Verteidigung durch Reservisten aufgefüllt. Die zentrale Kommandobehörde der Territorialen Verteidigung, das Kommando Territoriale Verteidigung, wurde 1969 zugunsten drei neuer Territorialkommandos Nord, Süd und Schleswig-Holstein aufgelöst. Das Heer gliederte sich fortan organisatorisch in das „Feldheer“ (der NATO unterstellt) und das „Territorialheer“ (unter deutschem Kommando).



Heeresstruktur III 1970–1979 |


Die Umgliederung der 2. und 4. Panzergrenadierdivision in Jägerdivisionen sollte eine höhere Anpassungsfähigkeit der Verbände an wechselnde Geländeverhältnisse ermöglichen. Die Korps erhielten als Reserve Panzerregimenter und eigene Luftlandekräfte. Ende 1971 unterstanden den Divisionen des Feldheeres 13 Panzer-, 11 Panzergrenadier-, 4 Jäger-, 3 Fallschirmjäger- und 2 Gebirgsjägerbrigaden. Das Heer stellte als weitere Reaktion 1975 die noch fehlenden dritten Brigaden der 7., 10. und 12. Panzerdivision auf. Damit wurde das Soll von 36 Brigaden erfüllt. Die neuen Brigaden wurde in Erprobung der Heeresstruktur IV zunächst als Modellbrigaden konzipiert.






Heer (Bundeswehr) (Deutschland)


Münster I. Korps

Münster
I. Korps



Ulm II. Korps

Ulm
II. Korps



Koblenz III. Korps

Koblenz
III. Korps



Hannover 1. PzDiv

Hannover
1. PzDiv



Kassel 2. PzGrenDiv

Kassel
2. PzGrenDiv



Buxtehude 3. PzDiv

Buxtehude
3. PzDiv



Regensburg 4. PzGrenDiv

Regensburg
4. PzGrenDiv



Diez 5. PzDiv

Diez
5. PzDiv



Neumünster 6. PzGrenDiv

Neumünster
6. PzGrenDiv



Unna 7. PzDiv

Unna
7. PzDiv



Garmisch-Part. 1. GebDiv

Garmisch-Part.
1. GebDiv



Bruchsal 1. LLDiv

Bruchsal
1. LLDiv



Sigmaringen 10. PzDiv

Sigmaringen
10. PzDiv



Oldenburg 11. PzGrenDiv

Oldenburg
11. PzGrenDiv



Veitshöchheim 12. PzDiv

Veitshöchheim
12. PzDiv


Standorte der Korps und Divisionen des Feldheeres (Heeresstruktur IV)


Heeresstruktur IV 1980–1990 |


Von 1980 bis 1981 gliederte das Heer in die Heeresstruktur IV um. Ziel war erneut eine Untergliederung in kleinere, flexiblere Kampfverbände. Die Zahl der Kampftruppenbataillone pro Brigade wurde von drei auf vier aufgestockt. Das jeweils erste Bataillon jeder Brigade wurde als gemischtes Panzer- oder Panzergrenadierbataillon aufgestellt. Die zwölf Divisionen waren weiter in drei deutschen Korps sowie im binationalen Korps LANDJUT zusammengefasst. Die 2. und 4. Jägerdivision wurden in Panzergrenadierdivisionen um- bzw. rückgegliedert. Aus der 1. und 7. Panzergrenadierdivision wurden Panzerdivisionen. Das Feldheer bestand in der Heeresstruktur IV aus 38 aktiven Brigaden (17 Panzer-, 15 Panzergrenadier-, 3 Luftlande-, 1 Gebirgsjägerbrigade sowie 2 dem Feldheer zugeordnete Heimatschutzbrigaden) die den zwölf Divisionen (6 Panzer-, 4 Panzergrenadier-, die 1. Luftlande- sowie die 1. Gebirgsdivision) unterstellt waren. Auf Ebene der Korps waren die Raketenartilleriebataillone mit MGM-52 Lance und die nichtaktiven Feldartilleriebataillone mit dem Waffensystem M110 ausgestattet und in der Lage nukleare Gefechtsköpfe zu verschießen. Auf den Ebenen darunter waren die Divisionstruppen ebenfalls mit der M110 und ab 1977 auch die Artillerieeinheiten der Brigaden mit ihren Panzerhaubitzen M109 in der Lage nukleare Gefechtsköpfe zu verschießen. Die Flugabwehrkräfte wurden in Regimenter auf Divisionsebene gegliedert und erhielten den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard.


Das Territorialheer gliederte sich in drei Territorialkommandos mit insgesamt fünf Wehrbereichskommandos. Dazu unterstützten die Unterstützungskommandos im Rahmen des Wartime Host Nation Support-Programms ab 1982 die amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik. Die seit 1970 bestehenden teilaktiven Heimatschutzkommandos wurden zu Heimatschutzbrigaden und umgegliedert. Das Territorialheer umfasste insgesamt zehn Heimatschutzbrigaden, von denen vier (teil)aktive Kampfverbände waren. Insgesamt konnte das Territorialheer im Verteidigungsfall auf 450.000 Mann anwachsen. Im Frieden umfasste das Territorialheer 1985 bereits 85.000 Mann.




Heeresstruktur V 1990–1992 |




Am 4. Oktober 1990 übernimmt Generalleutnant Jörg Schönbohm, Befehlshaber Bundeswehrkommando Ost, das Wehrbereichskommando VII der Bundeswehr, vormals Militärbezirk III der Nationalen Volksarmee, in das Heer


Mit der zunehmenden Entspannung zwischen Ost und West wurde bereits eine Verkleinerung der Bundeswehr um bis zu 95.000 Soldaten in Betracht gezogen. Spätestens mit der Wiedervereinigung 1990, dem Ende des Kalten Krieges und der atomaren Abrüstung beginnt eine bis heute anhaltende Phase der Verkleinerung des Heeres. 1990 wurde im Zwei-plus-Vier-Vertrag eine maximale Friedensstärke der Bundeswehr von 370.000 Mann bis 1994 vereinbart. Für das Heer, das nach Eingliederung der Nationalen Volksarmee Oktober 1990 eine Stärke von 360.000 Soldaten (davon ehemalige NVA: 58.000) hatte, bedeutete dies eine Verkleinerung um rund 105.000 Soldaten auf eine Friedensstärke von 255.000 Soldaten. Nach Eingliederung der Nationalen Volksarmee (insbesondere der Landstreitkräfte der NVA) in das Heer, führte das gesamtdeutsche Heer zunächst 14 Divisionen[A 7] und 43 Kampfbrigaden (zuzüglich der neu aufgestellten deutsch-französischen Brigade) sowie 6 aktive und 6 nichtaktive Heimatschutzbrigaden im Territorialheer, die auf 26 teils nur teilaktive Brigaden reduziert wurden. Das Territorialheer wurde organisatorisch mit dem Feldheer zusammengefasst und seine verbleibenden Verbände in das Feldheer eingegliedert. Die geplante Fusion der bisherigen drei Korpsstäbe mit den drei Territorialkommandos wurde nicht oder nur ansatzweise realisiert. Der einzige fusionierte Verband war lediglich das „ostdeutsche“ Korps/Territorialkommando Ost mit seinen entsprechend unterstellten fusionierten Divisionsstäben und Wehrbereichskommandos. Die bisherigen acht Wehrbereichskommandos sollten mit den Divisionsstäben fusioniert werden, was aber nur teilweise voll realisiert wurde.[A 8]. Lediglich die ostdeutschen Divisionen und Wehrbereichskommandos wurden in vollem Umfang verschmolzen.[A 9] Mit dem Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division wurde ein taktisch/operativer Divisionsstab geschaffen, der vor allem zur Reaktion auf Krisen im Ausland befähigt war. Die ostdeutschen Heeresverbände wurden bis zum Abzug der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland nicht sofort der NATO assigniert, sondern unterstanden zunächst dem Heereskommando Ost und seinen Nachfolgekommandos bzw. dem bereits genannten Korps/Territorialkommando Ost.


Die NATO beschloss 1991 eine differenzierte neue Strategie, die die Flexible Response ablöste. Die Beschlüsse der Nukleare Planungsgruppe der NATO 1991 führten u. a. zu einem Verzicht auf nuklearfähige Gefechtsfeldwaffen des Heeres. Das von der NVA übernommene Material wurde in den Folgejahren größtenteils abgegeben oder vernichtet. Besonders im Hinblick auf die besonderen Anforderungen der Fallschirmjägertruppe wurde der Waffenträger Wiesel in die Truppe eingeführt, der den Kraka ablöste.
Mit den 1992 aufgestellten Fallschirmjägerkompanien B1 (Kommando) wurde im Heer erstmals mit dem Aufbau von Einheiten für Kommandooperationen begonnen.



Heeresstruktur V (N) 1993–1997 |


Schon bald erfolgte eine Nachsteuerung (N) der Heeresstruktur V. Die zunehmenden Auslandseinsätze im erweiterten Aufgabenspektrum des Heeres führten zu einem Verzicht auf die Territorialkommandos und ihrer Fusion mit den Korpskommandos bzw. führte zur Defusionierung des IV. Korps und dem Territorialkommando Ost.


Einige Korps wurden in multinationale Stäbe umgewidmet. Das I. Korps wurde 1995 aufgelöst und durch das 1. Deutsch-Niederländische Korps ersetzt. Das II. Korps wurde 1993 in das II. Deutsch-Amerikanische Korps umgewandelt. Das bereits multinational aufgestellte Korps LANDJUT blieb bestehen. Die Brigaden wurden bis 1994 einheitlich gegliedert. Panzer- und Panzergrenadierbrigaden gliederten sich in je zwei Panzer- und zwei Panzergrenadierbataillone sowie ein Panzerartilleriebataillon. 1992 wurden als Vorläufer der heutigen Kräftekategorien Teile des Heeres zur Krisenreaktion bestimmt und entsprechend vorbereitet. Der Umfang der Krisenreaktionskräfte betrug 50.000 Soldaten. Im Gegensatz zu den anderen beiden ursprünglichen Korps des Heeres wurde das III. Korps nicht in ein multinationales Korps umgewandelt, sondern wurde zum 1. April 1994 aufgelöst. Teile des Korpsstabes wurden zur Aufstellung des Heeresführungskommandos herangezogen. Das Heeresführungskommandos wurde als Reaktion auf die Lockerung der NATO-Kommandostruktur in Westeuropa aufgestellt. Bis in die neunziger Jahre wäre das deutsche Heer im Einsatz von der NATO geführt worden. Die Änderung der sicherheitspolitischen Lage in Europa durch den Zerfall der Sowjetunion machte jedoch ein deutsches Führungskommando erforderlich. Etwa zeitgleich wurde damit einhergehend das Heer neu organisiert und neben dem Heeresamt und dem Heeresführungskommando wurde das Heeresunterstützungskommando neu aufgestellt, das unter anderem logistische und sanitätsdienstliche Aufgaben im Heer zentralisierte. Das neu aufgestellte fusionierte Korps und Territorialkommando Korps/Territorialkommando Ost, das bis zum Abzug der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland aus der Bundesrepublik die ostdeutschen Truppenteile umfasste und bis dahin nicht der NATO assigniert war, wurde ab 1995 als IV. Korps fortgeführt und war damit das einzig verbliebene rein nationale Korps im Heer. Mit dem 1996 aufgestellten Kommando Spezialkräfte wurde im Heer erstmals mit dem Aufbau eines Verbandes für Kommandooperationen begonnen.



Neues Heer für neue Aufgaben 1997–2001 |





Dingo 1 (Version ATF2): Der Dingo steht für eine ganze Klasse besonders gepanzerter leichter Fahrzeuge im Heer, die vor dem Hintergrund der Auslandseinsätze beschafft wurden.


Nach 1997 wurde die neue Heeresstruktur Neues Heer für neue Aufgaben eingenommen. Nach dem Wegfall der Korps als rein nationale Großverbände wurden die ehemals dort unterstellten Heeresflieger in der Luftmechanisierten Brigade 1 zusammengefasst. Unter dem Aspekt des erweiterten Aufgabenspektrums des Heeres wurde die Differenzierung in Hauptverteidigungskräfte (HVK) und Krisenreaktionskräfte (KRK) vorangetrieben.


Die Krisenreaktionskräfte zählten 37.000 Mann und umfassten die deutschen Anteile an den Reaktionskräften der NATO, den Stab Kommando Luftbewegliche Kräfte, die Stäbe der 7. und 10. Panzerdivision, das Einsatzunterstützungskommando der Logistikbrigade 1, die Panzerbrigaden 12 und 21, die Luftmechanisierte Brigade 1, die Luftlandebrigade 31, die Jägerbrigade 37 und den deutschen Anteil an der Deutsch-Französischen Brigade. Zu den KRK-Kräften zählten zusätzlich das Kommando Spezialkräfte und weitere Unterstützungskräfte. Die HVK-Kräfte bestanden aus insgesamt 20 aktiven, teilaktiven und im Frieden nicht aktiven Brigaden. Vier aktive HVK-Brigaden waren befähigt die Krisenreaktionskräfte abzulösen und wie diese gegliedert. Vier aktive, wie die KRK-Brigaden gegliederten HVK-Brigaden, waren befähigt kurzfristig weitere vier im Frieden nichtaktive Brigaden analog gegliedert aufzustellen. Acht weitere teilaktive HVK-Brigaden blieben ähnlich wie in der Heeresstruktur 5 (N) gegliedert.


Das Heer ist weiterhin am I. Deutsch-Niederländischen Korps, 2. (Deutsch-Amerikanischen) Korps, Eurokorps, V. Amerikanisch-Deutsche Korps, ACE Rapid Reaction Corps und Multinationale Korps Nord-Ost beteiligt und unterstellt diesen Kräfte für Übung und Einsatz. Das Multinationale Korps Nord-Ost war aus dem deutsch-dänischen LANDJUT durch Eingliederung polnischer Heeresanteile entstanden. Das IV. Korps blieb zunächst bestehen.


Für das Heer wurde der Zulauf der neuen Panzerhaubitzen 2000, des Dingo und der neuen Hubschraubertypen Eurocopter Tiger und NH90 und die Aufstellung der Luftmechanisierte Brigade 1 beschlossen.



Transformation 2002–2009 |


Seit 2001 erfolgen beim Heer unter dem Stichwort Transformation umfangreiche und kontinuierliche Strukturreformen. Gleichwohl werden weiterhin Zwischenschritte definiert: Heer der Zukunft (2001–2006) und Neues Heer bzw. Heer 2010 (ab 2006). Ab etwa 2008 bis heute betrug die Stärke des Heeres etwa 105.000 bis 100.000 Soldaten. Die Weiterentwicklung des Heeres beinhaltete die weitere Kategorisierung des Heeres in Eingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte. Den Kern der Eingreifkräfte bildet die 1. Panzerdivision (auch: Division Eingreifkräfte), die in ihrer Größe, der Anzahl der Divisionstruppen und ihren Fähigkeiten zur Führung des Gefechts der verbunden Waffen mit eigenen Truppen die einzige verbliebene Division ist, die mit den Divisionen des Kalten Krieges in etwa vergleichbar ist. Außerdem erfolgte die Ausgliederung von Teilen des Heeres in die neu geschaffene streitkräftegemeinsame Streitkräftebasis sowie den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr. Der Streitkräftebasis wurde auch die Masse der Aufgaben des Territorialheeres übertragen und dieses als Teilbereich innerhalb des Heeres neben dem Feldheer aufgelöst. Nach Aufstellung dieser beiden militärischen Organisationsbereiche wurde das nun teils seiner Funktion entkleidete Heeresunterstützungskommando aufgelöst. Einen weiteren Beitrag zur Zusammenfassung wichtiger Unterstützungsfunktionen leistete die 2002 neu aufgestellten Heerestruppenkommando und die Division Luftbewegliche Operationen. Diese und weitere Unterstützungsverbände stellten den verbleibenden Divisionen und Verbänden des Heeres „modulartig“ einzelne Verbände zur Seite, die diese zur Erfüllung ihrer vielfältiger gewordenen Aufgaben im „erweiterten Aufgabenbereich der Streitkräfte“ benötigten. 2002 wurde auch das letzte verbliebene Korps aufgelöst und aus Teilen des Stabes das streitkräftegemeinsame Einsatzführungskommando der Bundeswehr aufgestellt, das fortan Truppen im Auslandseinsatz führen sollte. Das teils mit dieser Aufgabe betraute Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division wurde etwa zeitgleich wieder in den eher klassischen Luftlandeverband Division Spezielle Operationen rückgegliedert, die nun aber explizit zur Durchführung von speziellen Operationen befähigt wurde. Zu einer schlagkräftigen Brigade mit Kampfhubschraubern und luftbeweglichen Infanteriekräften entwickelte sich die Luftmechanisierte Brigade 1, die folgerichtig 2007 in Luftbewegliche Brigade 1 umbenannt wurde und ein wichtiges Element der Krisenreaktionsfähigkeit des Heeres darstellte. 2005 wurde die Neuordnung der Truppengattungen des Heeres eingeleitet. Auffällig war vor allem die Ausgliederung ganzer Truppengattungen in die Streitkräftebasis, die endgültige Auflösung der bereits stark dezimierten Panzerjägertruppe und die Aufstellung der Heeresaufklärungstruppe, die im Heer die Aufklärungsfähigkeiten mehrerer Truppengattungen zentral zusammenführte. Das Ende 2009 in Straßburg aufgestellte Jägerbataillon 291 der Deutsch-französischen Brigade ist der erste größere Kampfverband in der Geschichte des Heeres, der dauerhaft in einer ausländischen Garnison stationiert wird.


Besonders die zunehmenden Auslandseinsätze führten zur Beschaffung einer ganzen Reihe neuer teils gepanzerter und/oder teils luftverlastbarer Fahrzeuge. Dazu zählen unter anderem der GTK Boxer, der Dingo 2 und der Mungo. Für die neu aufgestellte Heeresaufklärungstruppe wird der Spähwagen Fennek neu beschafft. 2010 wird der Flak-Panzer Gepard außer Dienst gestellt. Im Gegenzug beginnt 2010 die Ausbildung am immobilen Nächstbereichschutzsystem MANTIS.




Neuausrichtung der Bundeswehr |




Standorte des Heeres nach dem Stationierungskonzept 2011




Struktur des Heeres nach dem Stationierungskonzept 2011


2011 stellte Verteidigungsminister Thomas de Maizière sein Konzept für die Neuausrichtung der Bundeswehr vor. Der Umfang des Heeres wird deutlich reduziert; das Heer bleibt aber die größte Teilstreitkraft. Geplant ist, die Anzahl der aktiven Soldaten im Heer auf maximal 61.320 zu reduzieren. Davon sollen 55.320 Berufssoldaten und Zeitsoldaten und zwischen 2.250 bis 6.000 freiwillig Wehrdienst leistende (FWDL) sein. Künftig wird es in allen Bereichen der Bundeswehr rund 100.000 Heeresuniformträger geben, davon neben den Soldaten im Heer rund 25.000 in der Streitkräftebasis und 15.000 in Ausbildungsstellen. Bereits seit Juli 2011 umfasst das Heer nur noch freiwillig dienende Soldaten; die Wehrpflicht ist ausgesetzt. Im März 2012 wurde die Heeresflugabwehrtruppe außer Dienst gestellt.[17]


Der Inspekteur des Heeres wurde zum 1. April 2012 truppendienstlich dem Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt (Dresdner Erlass). Bisher war der Inspekteur des Heeres direkt dem Bundesminister der Verteidigung unterstellt. Daher bildete das Heer einen vollständig eigenen Bereich innerhalb der Bundeswehr und war für die Sicherstellung seiner Einsatzbereitschaft „im Rahmen der [..ihm..] hierfür zugeteilten Kräfte und Mittel und gebilligten Strukturen“ (§ 2.2.2 Berliner Erlass) selbst verantwortlich. Koordinierend wirkte aber bereits der Generalinspekteur der Bundeswehr (vgl. auch Militärischer Führungsrat), der für die Gesamtkonzeption und bestimmte andere Fragen wie die Innere Führung der Bundeswehr zuständig war und gegenüber den Inspekteuren der Teilstreitkräfte zwar nicht befehls- aber doch weisungsbefugt war. Er wirkte bereits maßgeblich auf die oben zitierten „zugeteilten Kräfte und Mittel und gebilligten Strukturen“ ein. Der Führungsstab des Heeres und das Heeresführungskommando wurden als erster Schritt zur Einnahme der neuen Struktur zum 1. Oktober 2012 zum neuen Kommando Heer in Strausberg fusioniert und außerhalb des Ministeriums angesiedelt. Die ABC-Abwehrtruppe wechselte im ersten Halbjahr 2013 in die Streitkräftebasis. Die Aufgaben des Heeresamtes wurden Mitte 2013 auf das neue Amt für Heeresentwicklung in Köln und das Ausbildungskommando Heer in Leipzig übertragen; das Heeresamt wurde aufgelöst. Mitte 2013 wurde die 13. Panzergrenadierdivision außer Dienst gestellt. Der Militärmusikdienst im Heer wechselte Mitte 2013 zur Streitkräftebasis. Die Transporthubschrauber CH-53 wurden Mitte 2013 an die Luftwaffe abgegeben. Anfang 2014 wurde die Division Schnelle Kräfte neu aufgestellt, die aus den Verbänden der bisherigen Division Spezielle Operationen und Teilen der in Auflösung begriffenen Division Luftbewegliche Operationen gebildet wurde. Der Division Schnelle Kräfte wurde Mitte 2014 die 11. luftbewegliche Brigade der Niederländischen Streitkräfte eingegliedert, so dass neben der deutsch-französischen Brigade ein zweiter dauerhaft binationaler Verband unterhalb der Korpsebene entstand. Bereits um die Jahrtausendwende war die 11. luftbewegliche Brigade in der 2002 aufgelösten Multinational Division Central für die Zusammenarbeit mit den deutschen Streitkräften vorgesehen.



Ausblick |


Das Heer umfasst jetzt noch drei Divisionen mit insgesamt 10 unterstellten Brigaden (davon 2 niederländische Brigaden sowie dem deutschen Anteil an der Deutsch-Französischen Brigade) und dem Kommando Spezialkräfte (KSK) als Brigadeäquivalent. Die mechanisierte 1. und 10. Panzerdivision bilden den Kern des Heeres der Bundeswehr. Diese beiden Divisionen mit je vier Brigaden werden grundsätzlich gleich aufgebaut und können Einsatzkontingente im gesamten Aufgaben- und Intensitätsspektrum stellen.
Die Division Schnelle Kräfte gliedert sich in die Luftlandebrigade 1 mit den beiden Fallschirmjägerregimentern 26 und 31, die niederländische 11. Luchtmobiele Brigade, das Kommando Spezialkräfte und Truppenteile der Heeresflieger (ein Kampfhubschrauberregiment mit dem Eurocopter Tiger und zwei Transporthubschrauberregimenter mit Mehrzweckhubschrauber NH90).
Ab April 2015 erfolgt der Zulauf der ersten Tranche des luftverladbaren Schützenpanzer Puma als Ersatz für den Schützenpanzer Marder.




Einsätze |




Heeressoldaten im SFOR-Einsatz mit Transportpanzer Fuchs




Datei:DOD 103300244-640x360-691k Bundeswehr Operation Sharp Griffin 2016.ogvMediendatei abspielen

Bundeswehr-Soldaten beim KFOR-Manöver Sharp Griffin im Kosovo im Mai 2016


Seit 1990 und nach dem Ende des Kalten Krieges beteiligt sich das Heer an humanitären, friedenserzwingenden und friedenssichernden Maßnahmen auch außerhalb Deutschlands. Diese Einsätze wurden in Teilen der Öffentlichkeit und der Politik meist kontrovers diskutiert. Die ersten Einsätze hatten den Charakter humanitärer Hilfsaktionen, wobei das Heer hauptsächlich logistische oder sanitätsdienstliche Hilfe leistete. Bis 1994 wurden diese Einsätze des Heeres meist als UN-Missionen durchgeführt. Größte Blauhelm Mission des Heeres war zu dieser Zeit der Deutsche Unterstützungsverband in Somalia. Ab 1995 nahm das Heer auch an NATO- oder EU-Operationen auf dem Balkan teil. Dazu zählten IFOR und SFOR, später auch KFOR und EUFOR. Seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 beteiligt sich das Heer auch an Einsätzen im Kampf gegen den Terror. Dazu wird vor allem die Operation Enduring Freedom gezählt. In diesem Zusammenhang war auch der ISAF-Einsatz in Afghanistan bis Ende 2014 zu sehen, der die bisher größte Mission des Heeres darstellt. Ab 2015 ist das Heer an der ISAF-Nachfolgemission Resolute Support beteiligt. 2006 wurden Heereseinheiten außerdem beim Bundeswehreinsatz im Kongo verwendet.


Im Jahr 2017 war das Heer an folgenden Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt:



  • KFOR


  • UNAMID 

  • EUTM Somalia

  • UNMISS

  • UNAMA

  • MINUSMA

  • EUTM Mali

  • MINURSO


  • Resolute Support 

  • Ausbildungsunterstützung Irak


Für die Dauer ihres Einsatzes werden die vom Heer gestellten Anteile truppendienstlich dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr unterstellt. Bei den in der Regel multinationalen Auslandseinsätzen werden die Einsatzkontingente operativ und taktisch durch entsprechende Hauptquartiere bzw. Kommandos der NATO, der EU oder der Vereinten Nationen geführt.


Neben den beschriebenen Auslandseinsätzen leistete das Heer Unterstützung bei Naturkatastrophen im Inland, wie beim Elbhochwasser 2002.




Das Ehrenmal des Heeres |




Das Ehrenmal des Deutschen Heeres auf der Festung Ehrenbreitstein


Das Ehrenmal des Deutschen Heeres befindet sich auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Es wurde ursprünglich zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erbaut und am 29. Oktober 1972 feierlich in die Obhut des deutschen Heeres übergeben. Heute erinnert es auch an die in der Ausübung ihres Dienstes zu Tode gekommenen Soldaten der Bundeswehr.




Literatur |




  • Helmut R. Hammerich, Dieter H. Kollmer, Martin Rink, Rudolf J. Schlaffer: Das Heer 1950–1970. Konzeption, Organisation, Aufstellung. Hrsg.: Militärgeschichtliches Forschungsamt (= Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland. Band 3). R. Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57974-6 (books.google.de [abgerufen am 18. August 2014] teilweise abrufbares Digitalisat). 

  • Gerhard Hubatschek, Lothar Schulz (Hrsg.): 50 Jahre Heer. Der Soldat und seine Ausrüstung. Report Verlag, Sulzbach u. a. 2006, ISBN 3-932385-21-7. 

  • Gerhard Hubatschek (Hrsg.): Das Heer im Einsatz. Report Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2003, ISBN 3-932385-12-8. 

  • Siegfried Schulz: Das deutsche Heer heute. 2. Auflage. Mittler, Herford u. a. 1987, ISBN 3-8132-0248-8. 



Weblinks |



 Commons: Heer (Bundeswehr) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Deutsches Heer (offizielle Website)


  • „Die Neuausrichtung des Heeres“ (PDF; 5,9 MB)

  • Jürgen Dreifke: Heer im Wandel – 1956-2010 (Blog)

  • Ehrenmal des Deutschen Heeres



Einzelnachweise |




  1. abc Bundesministerium der Verteidigung: Stärke: Militärisches Personal der Bundeswehr Bundeswehr, 23. Januar 2019, abgerufen am 23. Januar 2019 (Stand: 31. Dezember 2018).


  2. Susanne Lopez/Frank Bötel: Gelebte Normalität: Frauen in der Bundeswehr Bundeswehr, 23. Januar 2019, abgerufen am 23. Januar 2019 (Stand: 31. Dezember 2018).


  3. ab Presse und Informationszentrum Heer: Die Reserve im Heer2011. 14. Juli 2014, archiviert vom Original am 26. Januar 2016; abgerufen am 22. September 2014. 


  4. ab Deutscher Bundestag. 18. Wahlperiode (Hrsg.): Unterrichtung durch die Bundesregierung. Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale (Jahresabrüstungsbericht 2013). Drucksache 18/933. Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 27. März 2014, V. Entwicklung der Streitkräftepotenziale in ausgewählten Staaten, S. 63 (dip21.bundestag.de [PDF; abgerufen am 22. Mai 2014] Soldaten in der Uniform des Heeres werden auch als Heeresuniformträger bezeichnet. In der Tabelle S. 63 entsprechen sie den Soldaten im Uniformträgerbereich Heer). 


  5. ab Verteidigungspolitische Richtlinien. Nationale Interessen wahren – Internationale Verantwortung übernehmen – Sicherheit gemeinsam gestalten. Bundesministerium der Verteidigung, 18. Mai 2011, abgerufen am 30. Januar 2015 (PDF; 57,4 kB). 


  6. Konzeption der Bundeswehr. Bundesministerium der Verteidigung, 1. Juli 2013, abgerufen am 30. Januar 2015 (PDF; 333 kB). 


  7. ab Weißbuch 2006. zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr. Bundesministerium der Verteidigung, 25. Oktober 2006, abgerufen am 30. Januar 2015 (PDF; 5,9 MB). 


  8. Christian Kahl: Einmalig in der Welt: Neue Wege der deutschen-niederländischen Heereskooperation. PIZ Heer, 18. März 2016, abgerufen am 20. März 2016. 


  9. Thomas Wiegold: Auf dem Weg nach Bergen: Deutsch-niederländisch-deutsch-niederländische Unterstellung. augengeradeaus.net, 17. März 2016, abgerufen am 18. März 2016. 


  10. Bericht zum Stand der Neuausrichtung der Bundeswehr. Bundesministerium der Verteidigung, 6. Mai 2013, abgerufen am 23. Juni 2014 (PDF, Seite 28: Die beiden mechanisierten Divisionen werden insgesamt sechs ablöse- und durchhaltefähige Brigaden führen. Diese sind grundsätzlich gleich aufgebaut und bilden den Kern des Heeres. Sie sind in sich ausbildungs- und übungsfähig und in der Lage, Einsatzkontingente für das gesamte Aufgaben- und Intensitätsspektrum zu stellen.). 


  11. Reserveoffizierk ameradschaft die ZiFkras (rsg.): Auszug aus dem Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres vom 17. Oktober 2005.@1@2Vorlage:Toter Link/www.zifkras.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Die ZiFkras. Nachrichtenblatt der Reserveoffizierkameradschaft die ZiFkras. Sommer 2006.


  12. Bernd Schwendel: „Nebel – Ahoi!“ ABC-Abwehr nun Aufgabe der Streitkräftebasis. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 23. April 2013, abgerufen am 29. April 2013. 


  13. Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland. Bundesministerium der Verteidigung, Bundesminister der Verteidigung Peter Struck, 1. November 2004, abgerufen am 18. Mai 2011 (PDF; 1,5 MB). 


  14. Starke Truppe – Immer mehr Frauen entscheiden sich für die Bundeswehr. Bundesministerium der Verteidigung, 18. März 2009, abgerufen am 1. April 2009. 


  15. Johannes Leithäuser: Bundeswehr. Schützenpanzer Puma hat „gravierende Mängel“. In: FAZ.net. 18. Oktober 2013, abgerufen am 19. Oktober 2013. 


  16. Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr. Bundesministerium der Verteidigung, Februar 2018, abgerufen am 6. März 2018 (PDF). 


  17. Volker Jung: Abschied von der Heeresflugabwehrtruppe. Bundesministerium der Verteidigung, der Leiter des Presse- und Informationsstabes, 5. Mai 2012, abgerufen am 7. Mai 2012. 



Anmerkungen |




  1. Kragenspiegel Dienstanzug. Für alle Dienstgrade außer Generale und Offiziere im Generalstab. Diese tragen besondere Stickereien auf roter Unterlage. Gezeigte Darstellung ist angelehnt an die einfachste Ausführung der Kragenspiegel mit grauen Litzen für Mannschaften. Weitere Abweichungen aufgrund der Unterstellung möglich. Für Details siehe → „Kragenspiegel der Bundeswehr“


  2. Barettabzeichen. Hintergrundfarbe ist Barettfarbe. Für die Gebirgsjäger ist Farbe und Anstecker der Bergmütze dargestellt. Dargestellt ist eine häufige Kombination aus Barettfarbe und Barettabzeichen, vgl. dazu die Anmerkungen bei Barett (Bundeswehr).


  3. Das dargestellte taktische Zeichen steht für die Truppengattung insgesamt (und trägt daher kein Symbol für die Größenordnung der bezeichneten Truppe). Bestimmte der Truppengattung zuzuordnende Verbände, Einheiten und Teileinheiten, sowie einzelne Fahrzeuge können abweichende taktische Zeichen führen. Oft handelt es dabei um modifizierte Formen der hier dargestellten Grundform.


  4. Nur aktive Truppenteile des Heeres. Dazu zählen die aktiven Kompanien teilaktiver Ergänzungstruppenteile. Dazu zählen aber insbesondere nicht inaktive Teile der Ergänzungstruppenteile oder gekaderte Truppenteile oder Truppenteile der Streitkräftebasis. Keine Ausbildungs-, Stabs-, Einsatz-, Unterstützungs- und Versorgungskompanien, etc.


  5. Der Militärmusikdienst war nicht explizit im Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres vom 17. Oktober 2005 erwähnt, war aber de facto im Frieden eine eigene Truppengattung (mit eigener Waffenfarbe und eigenem Barettabzeichen). Für den Verteidigungsfall waren die Militärmusiker für Aufgaben im Sanitätsdienst vorgesehen und werden entsprechend ausgebildet.


  6. Es wird nach folgenden Beständen unterschieden:

    • Der Gesamtbestand Bundeswehr umfasst auch jenes Gerät, das den Teilstreitkräften bzw. Organisationsbereichen nicht zur Verfügung steht, weil es zum Beispiel noch in einer Wehrtechnischen Dienststelle erprobt wird.

    • Der Verfügungsbestand Heer steht für Ausbildung, Übung und Einsatz des Heeres zur Verfügung. Er bildet die Grundlage für die Erfassung der jeweiligen Einsatzsatzbereitschaft.


    70% des Verfügungsbestandes sollten für die Truppe im täglichen Dienst nutzbar sein. Bei den einsatzreifen Landsystemen garantiert die Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH dieses Maß an Einsatzbereitschaft.



  7. 13. und 14. Panzergrenadierdivision in den neuen Bundesländern


  8. WBK I mit 6. PzGrenDiv
    WBK II mit 1. PzDiv
    WBK III mit 7. PzDiv
    WBK IV mit 5. PzDiv
    WBK V mit 10. PzDiv
    WBK VI mit 1. GebDiv



  9. 13. PzGrenDiv/ WBK VII
    14. PzGrenDiv/WBK VIII.



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52.5907713.919613Koordinaten: 52° 35′ 26,8″ N, 13° 55′ 10,6″ O









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