Schriftsteller






Briefmarkenblock Anton Tschechow, Russische Post


Schriftsteller sind Urheber und Verfasser literarischer Texte und zählen damit zu den Autoren.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Der Begriff


    • 1.1 Abgrenzung


    • 1.2 Selbstverständnis


    • 1.3 Bezeichnung durch andere




  • 2 Werdegänge


  • 3 Organisationen


    • 3.1 Deutschland


    • 3.2 Schweiz


    • 3.3 Österreich




  • 4 Siehe auch


  • 5 Literatur


    • 5.1 Dokumentationen


    • 5.2 Handbücher


    • 5.3 Lexika




  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise





Der Begriff |


Der Begriff Schriftsteller wurde im 17. Jahrhundert aus „(in) eine Schrift stellen“ im Sinne von „verfassen“ gebildet und ersetzt seitdem als Berufsbezeichnung die Fremdwörter Skribent und Autor.[1] Nach den Brüdern Grimm leitet sich Schriftsteller noch 1616 von einem Concipienten ab, der für andere rechtliche Schreiben aufsetzt, und die Anwendung des Wortes Schriftsteller für einen, der berufsmäszig eine litterarische thätigkeit ausübt, wird erstmals 1723 belegt. Sie zitieren u. a. auch noch Immanuel Kant, für den einer, der zum Publikum im eigenen Namen spricht, Schriftsteller beziehungsweise Autor genannt wird, sowie Friedrich Schiller, für den der Begriff Schriftsteller den des Schöngeists ablöste, während Joachim Heinrich Campe Schriftstellerei und schriftstellern als „niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter“ ansah.[2]



Abgrenzung |


Autor ist jeder, der einen Text, einen Comic oder eine Bildergeschichte gleich welcher Art in welchem Medium auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen kann. Mit der Bezeichnung Schriftsteller wird eine gewisse Differenzierung unter Autoren hergestellt, die sich zum Teil auf medial-distributive, zum Teil auf stilistisch-thematische Merkmale ihrer Produktionen stützt:



  • von den Publizisten einerseits, deren Texte eine eher journalistische Behandlung aktueller Themen im Dienst der öffentlichen Meinungsbildung aufweisen,

  • über die Schriftsteller, deren Schriften einen durchaus literarischen Anspruch erheben, ohne sich hierdurch in der Behandlung ihrer Themenbereiche besonderen Einschränkungen zu unterwerfen,

  • bis hin zu den Dichtern und Poeten andererseits, deren Werke das gesamte Spektrum literarischer Gattungen umfassen (können), dabei aber in der Regel hohen poetologisch-ästhetischen, wenngleich zeitgebundenen Normen unterliegen.


Diese Differenzierung ist approximativ und unscharf, wobei der Sprachgebrauch wohl einen Sachbuchautor oder einen Dichter auch Schriftsteller zu nennen erlaubt, während es für die Publizisten unüblich ist, sie zu den Schriftstellern zu zählen.



Selbstverständnis |


Autoren, die Wert darauf legen, als Schriftsteller bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst- oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils verkauften Auflagen und der Aufnahme durch die Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die Option, seinen Lebensunterhalt überwiegend oder ausschließlich durch Buchveröffentlichungen zu bestreiten.


Dies wird zuweilen auch mit der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller[3] kenntlich gemacht – obgleich, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch freie Schriftsteller nur selten allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und andere Arbeiten finanzieren müssen.


„Frei“ bedeutet zunächst eine freiberufliche Tätigkeit, also kein Gewerbe. Mancher versteht darunter aber auch, als Autor nicht an einen Verlag gebunden zu sein. Angesichts des Gefälles zwischen dem hohen Anspruch und der Lebenswirklichkeit dürften sich nach der engsten Definition in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als freie Schriftsteller bezeichnen.


Obschon ein Schriftstellerverband wie der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller Autoren und Übersetzer aller Gattungen und Genres versammelt und sich im DGB daneben lediglich der Journalistenverband dju als eigenständige Organisation etabliert hat, wird mit der Bezeichnung Schriftsteller auch noch zuweilen eine Einschränkung auf Autoren der Belletristik verbunden.



Bezeichnung durch andere |


Je nach Umfang im Umgang mit Literatur gilt für die Öffentlichkeit im Allgemeinen jeder als Schriftsteller, der ein Buch gleich welcher Art veröffentlicht hat. Schriftsteller wird hierbei vermutlich schlicht von Schriftenhersteller abgeleitet, was etymologisch (siehe Eingangserläutungen ganz oben) zwar falsch ist, der umfassenden Zuordnung nach aber dem etymologischen Ursprung als Ersatz des Fremdwortes Autor näher kommt als eine wertende Unterscheidung zwischen beiden Bezeichnungen.


Bei den Rezensenten des Feuilletons wird ebenfalls kaum noch eine wertend gemeinte Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller getroffen.



Werdegänge |


Während in den USA Creative Writing zur Hochschulausbildung zählt oder in Japan sich Schüler traditionell im Haiku-Schreiben üben, wird in den Schulen des deutschen Sprachraums nach wie vor mehr über Literatur geredet, als zum literarischen Schreiben angeregt. Schriftsteller im deutschen Sprachraum sind meist zunächst intensive Leser, um sich dann als Autodidakten eigene Wege zum Schreiben wie auch zum Vermarkten von Manuskripten zu suchen.


An der Universität für angewandte Kunst Wien, der Universität Hildesheim und seit 1995 an der Universität Leipzig (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) gibt es nach US-amerikanischem Vorbild eine schreibhandwerkliche Ausbildung beziehungsweise einen Studiengang zum diplomierten Schriftsteller. Gasthörer können diese Seminare ebenfalls besuchen. Darüber hinaus bieten zahlreiche Schreibwerkstätten, wie z. B. das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen oder die Marburger Sommerakademie angehenden Autoren interaktives Training oder ein Coaching durch bereits etablierte Schriftsteller an.


Für die Selbstvermarktung werden von Schriftstellern auch immer mehr Literaturagenten in Anspruch genommen, die Hürden bei den Verlagen abbauen helfen sollen. Tatsächlich aber unterziehen Literaturagenturen die Autoren ähnlichen Auswahl- und Ausschlusskriterien wie die Verlage und übernehmen damit zuweilen auch gleich die Funktion „outgesourceter“ Lektorate.


Trotz wie auch immer gearteter Vor- und Ausbildung gelingt es nur sehr wenigen Schriftstellern, allein von ihren Publikationen beziehungsweise Buchhonoraren zu leben. Die meisten gehen deshalb noch anderen Tätigkeiten nach – entweder völlig jenseits der Literatur oder in einer immerhin artverwandten Kombination als Übersetzer, Lesereisender oder, wie schon seit längerem in den USA, als Dozent für Kreatives Schreiben.


Informationen zu Vergütung und Tantiemen siehe Autor.



Organisationen |


Viele Schriftsteller sind in Berufsverbänden und Interessenvereinigungen organisiert. Sie dienen dem literarisch inhaltlichen Diskurs, aber auch der Förderung ihrer Mitglieder durch verbandseigene Publikationen sowie Lese- und Diskussionsveranstaltungen.


Die bekannteste internationale Schriftstellervereinigung ist die P.E.N., die aber auch anderen schreibenden Berufen offensteht. In Deutschland besteht mit dem P.E.N.-Zentrum Deutschland eine Landesorganisation, in Österreich existiert der Österreichische P.E.N.-Club. In der Schweiz besteht das Deutschschweizer P.E.N.-Zentrum und schließlich in Liechtenstein der P.E.N.-Club Liechtenstein. Bis 1998 existierte auch das P.E.N.-Zentrum der Deutschen Demokratischen Republik. Außerdem existiert das P.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland



Deutschland |


Größter Bundesverband in Deutschland ist mit 3.600 Mitgliedern der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS). Er bietet insbesondere auch Rechtsschutz und Beratung in Fragen des Urheberrechts. Der VS handelt darüber hinaus auch Normverträge mit dem deutschen Buchhandel aus und versteht sich als Lobby, wenn es um die soziale Absicherung von Autoren (siehe Künstlersozialversicherung) und sie betreffende Gesetzestexte geht. Darüber hinaus sind die meisten Schriftsteller auch Mitglied in der VG Wort zur Sicherung der Zweitrechte an ihren Werken.


Weiter zu nennen sind:



  • Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

  • Bundesverband junger Autoren und Autorinnen


  • Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren (länderübergreifende Vereinigung, gegr. in Hannover)

  • Freier Deutscher Autorenverband

  • Werkkreis Literatur der Arbeitswelt




Inserat des Deutschen Schriftstellerinnen-Bundes von 1896


Historisch bedeutsame Vereinigungen waren:




  • Deutscher Schriftstellerinnenbund (gegründet 1896)[4]


  • Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (KPD nahestehender Schriftstellerverband; 1928 – etwa 1932)


  • Deutscher Schriftstellerverband (DDR; 1950 – 1990)



Schweiz |


Die bekannteste Schriftstellervereinigung der Schweiz ist der Zusammenschluss Autorinnen und Autoren der Schweiz.



Österreich |


Die bekanntesten Schriftstellervereinigungen Österreichs sind die IG Autoren, der Österreichische Schriftstellerverband und die Grazer Autorenversammlung.



Siehe auch |



  • Lexikon der Weltliteratur

  • Liste der Spezialenzyklopädien#Literatur

  • Buchpreisbindung

  • Literaturbetrieb

  • Poet



Literatur |



Dokumentationen |




  • Herlinde Koelbl: Im Schreiben zu Haus  −  Wie Schriftsteller zu Werke gehen  −  Fotografien und Gespräche, Knesebeck Verlag, München 1998, ISBN 3-89660-041-9 (In dieser Fotodokumentation werden 42 Autoren beziehungsweise Schriftsteller an ihrem Arbeitsplatz porträtiert und in individuellen Interviews sowohl Anlass ihrer Berufung als auch Rahmenbedingungen und individuelle Vorgehensweise bei der Entstehung von Werken dargestellt.)


  • Renatus Deckert: Das erste Buch: Schriftsteller über ihr literarisches Debüt, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-518-45864-7 (In diesem Buch geben 92 bedeutende deutschsprachige Schriftsteller Auskunft über ihre literarischen Anfänge und ihren Weg zum ersten Buch. Unter den Autoren sind: Ilse Aichinger, Siegfried Lenz, Peter Härtling, Martin Walser, Günter Grass, Hans Magnus Enzensberger, Wilhelm Genazino, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Walter Kempowski, Robert Gernhardt, Thomas Hürlimann, Monika Maron, Sten Nadolny, Durs Grünbein, Sibylle Lewitscharoff und Ingo Schulze.)


  • Isolde Ohlbaum: AutorenAutoren, ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2000, ISBN 3-89716-212-1 (Fotodokumentation deutscher und ausländischer Autoren und Schriftsteller in Einzel- und Gruppenporträts bei öffentlichen Anlässen und in außerberuflichen Situationen).


  • Warum sie schreiben wie sie schreiben – Eine literarische Umfrage, Literaturmagazin Bd. 19, Rowohlt, Reinbek 1987, S. 15–133, ISBN 3-498-03844-3. (36 Schriftsteller, darunter Jürgen Becker, Silvio Blatter, Friedrich Christian Delius, Bodo Kirchhoff, Sten Nadolny, geben Auskunft zu vier Fragenkomplexen: a) inwieweit haben übergreifende Katastrophen, z. B. der GAU von Tschernobyl, inhaltliche und formale Konsequenzen auf das Schreiben; b) wie wirken sich Utopieverlust und mögliche Vernichtung der Nachwelt auf das Autorenselbstverständnis aus; c) gefährdet die Unterhaltungsindustrie die eigene literarische Arbeit; d) fühlt sich der Schriftsteller noch einer republikanischen Tradition verpflichtet).



Handbücher |



  • Sandra Uschtrin: Handbuch für Autorinnen und Autoren, Inning am Ammersee: 8. Aufl. 2015, ISBN 978-3-932522-16-1.


  • Wolfgang Bittner: Beruf: Schriftsteller – Was man wissen muss, wenn man vom Schreiben leben will, Allitera-Verlag, München 2006, ISBN 3-86520-197-0.



Lexika |




  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, 3. Aufl., Bern/München 1968ff. (Stand Ende 2010: 29 Bände bis Weiss)


  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Ergänzungsbände, Bern 1994ff. (Stand Ende 2006: 6 Bände bis Ryslavy (1999))


  • Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, hg. von Carl Ludwig Lang, Bern/München 2000, ab Bd. 2 hrsgg. von Konrad Feilchenfeldt, Bern/München 2001 (Stand Ende 2006: 9 Bände bis Fries)


  • Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur – KLG: Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, seit 1978, wird laufend aktualisiert


  • Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur – KLfG: Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, wird laufend aktualisiert


  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Band 1–3, Redaktion: Andreas Klimt, K. G. Saur Verlag, München – Leipzig, ISBN 3-598-23581-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)

  • Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender: Band 1–2, Redaktion: Andreas Klimt; K. G. Saur Verlag, München – Leipzig, ISBN 3-598-24181-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)


  • Metzler Autorinnen Lexikon, hrsg. von Ute Hechtfischer, Renate Hof, Inge Stephan, Stuttgart und Weimar 1998, Taschenbuchausgabe: Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002


  • Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2.

  • Bernd Engler/Kurt Müller (Hrsg.): Metzler Lexikon amerikanischer Autoren, 768 S., Stuttgart und Weimar 2000

  • Eberhard Kreutzer/Ansgar Nünning (Hrsg.): Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren, Sonderausgabe, Stuttgart und Weimar 2006

  • Bernd Lutz, Benedikt Jeßing (Hrsg.): Metzler Lexikon Autoren: Deutschsprachige Dichter und Schriftsteller vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Stuttgart und Weimar: 4., aktualisierte und erweiterte Auflage 2010



Weblinks |



 Wiktionary: Schriftsteller – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Commons: Schriftsteller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikiquote: Schriftsteller – Zitate


  • Verband Deutscher Schriftsteller (Gewerkschaft Verdi)

  • PEN-Zentrum Deutschland

  • Verwertungsgesellschaft WORT


  • Linksammlung der Deutschen Internetbibliothek zu Schriftstellern und Schriftstellerinnen (Memento vom 12. November 2009 im Internet Archive)


  • Gunter E. Grimm: Autorenbilder. Funktionen – Ikonographie – Rezitation (PDF-Datei; 9 MB)


  • uschtrin.de Informationen zum Literaturbetrieb (siehe „Literatur / Handbücher“ oben)



Einzelnachweise |




  1. Duden Bd. 7, Das Herkunftswörterbuch. Eine Etymologie der deutschen Sprache. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1.


  2. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Der Digitale Grimm, Version 05-04, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2004.


  3. Hans Jürgen Haferkorn: Der freie Schriftsteller. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, 5 (1964) S. 523–711


  4. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1907, S. 1984









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