Auroville



























Auroville
ஆரோவில்


Auroville (Indien)


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Staat:

Indien

Bundesstaat:

Tamil Nadu

Distrikt:

Viluppuram

Lage:

12° 0′ N, 79° 48′ O1279.8Koordinaten: 12° 0′ N, 79° 48′ O

Einwohner:
2.953 (September 2018)

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Auroville (Tamil ஆரோவில், Ārōvil, seltener அயுரோவில், Ayurōvil) ist eine geplante internationale Stadt mit 2953 Einwohnern (Stand September 2018). Sie liegt 150 km südlich von Chennai (früher Madras), 9 km nördlich Puducherry und 5 km landeinwärts im Südosten Indiens an der Koromandelküste. Der Name Auroville bedeutet Stadt der Morgenröte,[1] wohl ist aber auch der Name Sri Aurobindos in die Namensgebung eingeflossen.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Historische Entwicklung


  • 2 Die Charta Aurovilles


  • 3 Gesetzliche Grundlage


  • 4 Bevölkerung


  • 5 Stadtanlage


  • 6 Auroville Village Action Group


  • 7 UNESCO-Feier zum 40. Jahrestag


  • 8 Einweihung des tibetischen Pavillons


  • 9 Feiern zum 50. Geburtstag


  • 10 Auroville International


  • 11 Siehe auch


  • 12 Literatur


    • 12.1 Titel in deutscher Sprache


    • 12.2 Titel in englischer Sprache




  • 13 Weblinks


  • 14 Einzelnachweise





Historische Entwicklung |


Die Idee einer „universellen“ Stadt basiert auf der Gesellschaftstheorie von Sri Aurobindo und wurde von Mira Alfassa, die seit den 1930er Jahren den Sri Aurobindo Ashram in Puducherry organisierte, in die Praxis umgesetzt. Gemeinsam mit der indischen Regierung wurde das Konzept einer universellen Stadt auch den Vereinten Nationen präsentiert. 1966 beschloss die UNESCO eine Resolution, in der die Anerkennung und die Unterstützung des Projektes erklärt wird.


Die Eröffnungs- und Einweihungszeremonie am 28. Februar 1968 wurde vom indischen Präsidenten, Vertretern aus 124 Nationen und 23 indischen Staaten begleitet, welche Erde aus ihren Heimatländern als Symbol „universellen“ bzw. „planetaren Eigentums“ mitbrachten und im Zentrum der Stadt in eine eigens dort für diesen Zweck errichtete, einfache Urne aus weißem Marmor gaben und versiegelten. Rund um die Urne entstand der Versammlungsplatz für die Stadtgemeinschaft und direkt daneben das sakrale Zentralgebäude Matrimandir im Kerngebiet der Stadt Auroville.



Die Charta Aurovilles |


Anlässlich der Gründungsfeierlichkeiten verlas Mira Alfassa in einer Direktübertragung des indischen Rundfunks die 4-Punkte-Gründungsurkunde Aurovilles, die ihre Vision von Integralem Leben und Zusammenleben dokumentiert:



  1. Auroville gehört niemandem im besonderen. Auroville gehört der ganzen Menschheit. Aber um in Auroville zu leben, muss man bereit sein, dem Göttlichen Bewusstsein zu dienen.

  2. Auroville wird der Ort des lebenslangen Lernens, ständigen Fortschritts und einer Jugend sein, die niemals altert.

  3. Auroville möchte die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Durch Nutzung aller äußeren und inneren Entdeckungen wird Auroville zukünftigen Verwirklichungen kühn entgegenschreiten.


  4. Auroville wird der Platz materieller und spiritueller Forschung für eine lebendige Verkörperung einer wirklichen menschlichen Einheit sein.[2]



Gesetzliche Grundlage |




Rathaus von Auroville


Die Stadt befindet sich im Distrikt Viluppuram des indischen Bundesstaats Tamil Nadu. Rechtlicher Eigentümer des Landes ist die Auroville Foundation (Auroville-Stiftung). Die gesetzliche Grundlage dafür wurde 1988 durch ein eigenes Gesetz geschaffen, den Auroville Foundation Act. Die Stiftung besitzt derzeit etwa die Hälfte der benötigten Fläche, der weitere Erwerb soll durch Fundraising-Aktivitäten ermöglicht werden.



Bevölkerung |


Die soziale Zusammensetzung Aurovilles, das für 50.000 Bewohner geplant ist, umfasst die über 2700 Aurovillianer, zum Teil langjährige Mitglieder der Stadtgemeinschaft aus der ersten Generation, ihre Kinder und Enkel, Neubewohner und Gäste, Freiwillige und Studenten (in Saison-Zeiten rund 2000) sowie einheimische Angestellte (5000–6000), die nicht in Auroville leben. Gegen eine Mitarbeit im Gemeinwesen (Service), die in ihrer Ausgestaltung unterschiedlich aussehen kann, steht Aurovillianern ein monatlicher Unterhalt zur Verfügung, von dem die Lebenshaltungskosten bestritten werden können, sofern sie nicht über eigene Mittel verfügen. Diese „Maintenance“ liegt bei etwa 6000 Rupien.


Laut der offiziellen statistischen Erhebung vom April 2017[3] lebten zu diesem Zeitpunkt in Auroville 2719 Menschen (2037 Erwachsene und 682 Kinder). Insgesamt kommen die Bewohner von Auroville aus 53 Nationen. Dabei stellen die größten Bevölkerungsanteile die Inder (43 %), die Franzosen (14 %) und die Deutschen (9 %).



Stadtanlage |




Matrimandir in Auroville


Im Juni 2017 erstrecken sich über das Gebiet von Auroville mehr als 100 Ansiedlungen (Communities) in unterschiedlicher Ausprägung, Lebensstandard sowie Schwerpunkt von beruflicher und sonstiger Tätigkeit.


Entworfen von einer Architektengruppe um den französischen Architekten Roger Anger, soll sich die zukünftige Stadt für etwa 50.000 Bewohner in Form einer Spiralgalaxie um den Zentralbereich erstrecken. Im Zentrum erhebt sich das Matrimandir (Tempel der Mutter), ein Zentralbau sakralen Charakters inmitten einer eigens geschaffenen, öffentlichen Gartenanlage. Vier Stadtsektoren, jeweils mit einem Nutzungsschwerpunkt – Kultur, Internationalität, Industrie und Wohnbereich – sowie landwirtschaftliche Flächen und Wald erstrecken sich vom Matrimandir strahlenförmig über eine Fläche von 25 km², wovon bis jetzt (Stand Juni 2017) erst 10 km² erworben wurden. Das Projekt selbst befindet sich noch im Stadium einer Experimentalstadt. Es stellt wie das Projekt Arcosanti (USA) den kollektiven Versuch der Realisierung einer Stadtutopie dar, mit neuen Wohn- und Lebensbedingungen zu experimentieren. Darüber hinaus werden andere Formen des sozialen Zusammenlebens durch größere Gemeinschaften (communities) entwickelt. Verschiedene Projekte forcieren die Nutzung alternativer Energiequellen. Zudem wird seit einigen Jahrzehnten wegen der gebietsweise starken Erosion ein für Indien vorbildliches Wiederaufforstungsprogramm durchgeführt.



Auroville Village Action Group |


Die Auroville Village Action Group, kurz AVAG, wurde 1983 von einer Gruppe von Aurovillianern, Dorfbewohnern und Sozialarbeitern gegründet. Die Ziele waren kulturelle Zusammenarbeit, Austausch über Bildungs- und Kulturprojekte und eine langfristige Förderung integrativer Prozesse mit den tamilischen Dorfbewohnern. Unter der Einbeziehung von Frauen und Jugendlichen haben Dorfgruppen Schulen wieder aufgebaut, veranstalten Abendkurse, reparieren Straßen und helfen dadurch den Standard des Kollektivlebens in den etwa 50 Dörfern um Auroville zu heben. Die derzeitigen Schwerpunkte liegen bei der Emanzipation der Frauen und Mikrofinanzen. Seit 2005 wird das Projekt von Sozialdienern des Österreichischen Auslandsdienstes unterstützt.



UNESCO-Feier zum 40. Jahrestag |


Am 10. Oktober 2008 lud die UNESCO Repräsentanten von Auroville und Auroville International zu einer Feier in Paris, um die 40-jährige Kooperation zwischen der UNESCO und Auroville zu würdigen. Zu den 700 Gästen zählten auch Botschafter und andere Offizielle zahlreicher Länder. Der UNESCO-Generalsekretär Kōichirō Matsuura hielt eine Ansprache und bekräftigte die Unterstützung seiner Organisation für Auroville, welches „ein beispielloses Experiment“ sei. Die Fähigkeit Aurovilles, vier Jahrzehnte lang zu überleben und sich zu entwickeln, lege Zeugnis ab für die Stärke der Gründungsprinzipien wie für die Entschlossenheit und Ausdauer seiner Bewohner. Er hoffe, dass die in Auroville gelernten Lektionen ähnliche Experimente nachhaltigen Lebens in anderen Teilen der Welt inspirieren würden. In einem Brief an die indische Delegation schlug die UNESCO vor, Auroville durch Aufnahme in die indische Vorschlagsliste zum Weltkulturerbe zu erklären.



Einweihung des tibetischen Pavillons |


Am 20. Januar 2009 weihte der Dalai Lama, assistiert von acht Mönchen, den Pavillon der Tibetischen Kultur in der Internationalen Zone von Auroville ein, wobei nach buddhistischem Ritual Duftkerzen entzündet und Gebete gesungen wurden. Später besuchte der Dalai Lama die einzelnen Räume des Pavillons und das Matrimandir.
In einem Vortrag würdigte er den Geist der Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit in Auroville, welcher von großer Bedeutung sei in einer Welt, deren meiste Probleme auf eine zu große Gewichtung individueller Interessen zurückzuführen seien. Das wahre kulturelle Erbe Tibets beruhe auf Mitgefühl und sei über die Jahrtausende bewahrt worden. Es gehöre nicht nur den Tibetern, sondern der gesamten Menschheit, und der tibetische Pavillon stehe als Symbol dafür.


Mit der Einweihung des tibetischen Zentrums begann die Umsetzung eines durch Mira Alfassa vage angedeuteten Plans: Danach solle im Laufe der Zeit jedes Land der Welt einen eigenen Pavillon in der Internationalen Zone Aurovilles errichten und betreiben, um dort gemeinsam mit anderen Nationen die eigene spezifische Kultur lebendig darzustellen.[4]



Feiern zum 50. Geburtstag |


Anlässlich des 50. Geburtstags Aurovilles am 28. Februar 2018 übersandte der indische Staatspräsident Ram Nath Kovind eine Grußbotschaft an die Gemeinschaft. Darin nannte er Sri Aurobindo „einen der größten Weisen des modernen Indiens“, der für menschliche Einheit, transkontinentale Zusammenarbeit, Harmonie und Synthese stehe. Die Ziele und Unternehmungen Aurovilles in verschiedenen Lebensbereichen seien inspirierend, und er wünsche allen Glück und Erfolg.[5]


Der indische Premierminister Narendra Modi reiste anlässlich der Feiern am 25. Februar persönlich an. Zunächst besuchte er den Sri Aurobindo Ashram und fuhr dann nach Auroville, wo er im Matrimandir meditierte. Anschließend nahm er an einer Zeremonie teil, in deren Verlauf Wasser aus 321 verschiedenen Quellen zusammengeführt wurde, darunter auch aus den indischen heiligen Flüssen Ganges, Kauvery und Narmada, das Modi in einen Lotuspond goss. Später hielt er eine Rede im Sri Aurobindo Auditorium, nachdem er zunächst eine Sonder-Briefmarke präsentiert hatte, die zum Geburtstag Aurovilles herausgegeben wurde. In seiner Rede erläuterte er unter Bezugnahme auf die Auroville-Charta fünf wichtige Grundprinzipien Aurovilles und erklärte dann: „Die indische Gesellschaft ist fundamental divers. Sie hat den Dialog und eine philosophische Tradition gefördert. Auroville präsentiert diese alte indische Tradition der Weltöffentlichkeit, indem es eine globale Diversität zusammenbringt. Indien hat den gegenseitigen Respekt und die Koexistenz verschiedener Religionen und Kulturen stets ermöglicht.“ Am Ende seiner Ansprache brachte er den Wunsch zum Ausdruck, dass Auroville auch weiterhin neue und kreative Ideen für Indien und die Welt unterstützen und entwickeln möge.[6]



Auroville International |


Zur Unterstützung des Projektes wurde in Deutschland der gemeinnützige Verein Auroville International (AVI) Deutschland e. V. gegründet. Er möchte Auroville bekanntmachen und an der Verwirklichung des Ideals der menschlichen Einheit mitwirken. Er ist Mitglied der 1983 in den Niederlanden registrierten Nichtregierungsorganisation (NGO) Auroville International.



Siehe auch |



  • Arcosanti

  • Findhorn

  • Kommune Niederkaufungen

  • Longo maï

  • Ökodorf Sieben Linden

  • Tamera

  • ZEGG



Literatur |



Titel in deutscher Sprache |




  • Mira Alfassa: Die Mutter über Auroville. Auropublications (Hrsg.) Sri Aurobindo Ashram Trust, Pondicherry 1978, o. ISBN.

  • Renate Börger: Auroville – Eine Vision blüht. Connection Medien, Niedertaufkirchen 2004, 3. veränderte Aufl., ISBN 3-928248-01-4.

  • Alan G. (Hrsg.): Auroville – Ein Traum nimmt Gestalt an. o. O. (vermutlich Auroville/Pondicherry) 1996, o. ISBN.


  • Michel Klostermann: Auroville – Stadt des Zukunftsmenschen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 1976, ISBN 3-436-02254-3.


  • Ulla Lenze: Archanu. Roman. Ammann Verlag, Zürich 2008, ISBN 3-250-60105-5.

  • Jürgen Axer: Integrale Erziehung – Ein pädagogisches Konzept auf der Grundlage der Philosophie Sri Aurobindos. Dissertation Universität Köln. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983, ISBN 3-8046-8621-4.


  • Herbert Eisenschenk: Experiment Auroville – Leben auf eigene Gefahr. Verlag Grubbe Media, München 2016, ISBN 978-3-942194-21-1.



Titel in englischer Sprache |




  • The Auroville Handbook. Abundance Publications, ACUR, Auroville.


  • Auroville – Development Perspectives 1993–1998 – An Invitation To Participate. Typoskript. Autoren/Hrsg. Auroville Development Group, Bharat–Nivas, Auroville 1993, o. ISBN.

  • K.M. Agarwala (Hrsg.): Auroville – The City Of Dawn. Sri Aurobindo Center New Delhi 1996, o. ISBN.


  • Auroville References in Mother’s Agenda. Auroville Press, Auroville, o. J., o. ISBN.

  • Jerome Clayton Glenn: Linking the Future: Findhorn, Auroville Arcosanti. Hexiad Project / Center on Technology and Society. Cambridge, Massachusetts 1979, o. ISBN.

  • Anupama Kundoo: Roger Anger, Research on Beauty, Architecture 1953–2008. Jovis Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86859-006-7.


  • India. Lonely Planet 2005, o. ISBN.

  • Peter Richards: Experience!Auroville – Guide Book for Guests and Visitors. Pondicherry 2000, o. ISBN.

  • Savitra: Auroville: Sun-Word Rising – A Trust For The Earth. The Community of Auroville, Auroville 1980, o. ISBN.


  • The Auroville Adventure – Selections from ten years of Auroville Today. Auroville Today, Auroville 1998, o. ISBN.


  • The Auroville Experience – Selections from 202 issues of Auroville Today, November 1988 to November 2005. Auroville Today, Auroville 2006, o. ISBN.



Weblinks |



 Commons: Auroville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



  • Auroville.org Offizielle Internetseite Aurovilles

  • AurovilleRadio.org


  • AurovilleTV.org Rundfunk Aurovilles


  • Auroville-International Deutschland e.V. nationale Niederlassung der Internationalen Auroville-Förderungsvereinigung



Einzelnachweise |




  1. Formulierung auf der offiziellen Website von Puducherry


  2. Renate Böger: Auroville – Eine Vision blüht. Niedertaufkirchen 1993, S. 73.


  3. Census - Auroville population April 2017, Auroville Residents Service 4.4.2017, http://www.auroville.org/contents/3329


  4. International Zone – an introduction. In: „A compilation of texts from Sri Aurobindo and the Mother concerning Evolution and Human Unity“. Online: Archivlink (Memento des Originals vom 29. Januar 2013 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.auroville.org (abgerufen am 2. Juni 2014)


  5. Botschaft vom 23.1.2018. Quelle: http://www.outreachmedia.auroville.org/


  6. AVI News 2/2018, Auroville International Deutschland e.V., Berlin, S. 6–9. Modi-Rede-Zitat, siehe S. 8









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